Landesbischof auf Tour für den Klimaschutz

Klimaschutz ist für Landesbischof Ralf Meister eine Herzensangelegenheit. Gleich zweimal hat er sich deshalb in den vergangenen Tagen auf den Weg gemacht: Im Loccumer Klosterforst hat Meister einen Vormittag lang Eichen in dem von Dürre, Borkenkäfer und Sturm geplagten Wald gesetzt. Im Südharz besichtigte er mehrere Klimaschutzprojekte in den Kirchengemeinden. Wir haben ihn dabei begleitet.
Bild: Mareike Spillner

Fünf heftige Jahre

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So einen Spaten sieht man nicht alle Tage: Anstelle des blanken, platten Blatts wirkt das Gerät, das Frank Wallbaum Landesbischof Ralf Meister entgegenhält, eher wie um einen Baumstamm gedengelt. Und damit ist die Mission der beiden Männer wie auch des Spatens im Grunde auch schon geklärt: Um tausende Eichen soll der Forst am Kloster Loccum wachsen. Und der Spaten spielt dabei die entscheidene Rolle.

Denn im Grunde ist es ganz einfach. Auch wenn es sich bei dieser Aufgabe, an der sich an diesem sonnigen, aber noch frostigen Vormittag neben Landesbischof Meister und "WaldCampus"-Gründer Wallbaum noch zwei Schulklassen der Loccumer Oberschule beteiligen, eigentlich um eine Generationenaufgabe handelt. Denn die dünnen und wahrlich unscheinbaren Zweiglein, die nach zwei Jahren in der Baumschule nun im Wald einen "Pflanzschock" (Klosterförster Karsten Sierk) verdauen müssen, werden erst in rund 150 Jahren ihren stattlichen Nachbarn ähneln.

Bild: Rebekka Neander
Landesbischof Ralf Meister pflanzt junge Eichen im sturmgebeutelten Klosterforst.
Bild: Rebekka Neander
Die jungen Eichen wirken auf den ersten Blick wie überflüssige Zweige.

"Ein Herzensanliegen..."

"Hätten alle stehen bleiben können"

Bild: Rebekka Neander
Wald-Katastrophe in mehreren Akten: Der Sturm hat die gesunden Bäume just auf jene Polter stürzen lassen, die nach dem Borkenkäfer-Befall entstanden waren.

Doch Meister und Wallbaum sind schnell ein eingespieltes Team: Spaten bis zum Blattende in den Boden, Sode anheben, Eichenwurzel darunter, Erde festtreten und weiter - immer den lang gespannten Leinen entlang. Die sorgen nicht nur für einen akuraten Eichen-Kindergarten, sondern mahnen vor unachtsamen Schritten: Wirklich zu sehen sind die bauen Triebe vor brauner Erde noch nicht wirklich.

Ralf Meister ist der Einladung von Klosterförster Karsten Sierk, sich an der Pflanzaktion zu beteiligen, sehr gerne gefolgt. Nicht nur, weil der Landesbischof auch Abt des Klosters ist. Sondern weil er den Handlungsbedarf in dem seit fünf Jahren so gebeutelten Forst nicht nur mit Worten unterstreichen möchte. "Erst die Dürre, dann der Borkenkäfer und jetzt die Stürme", fasst es Meister zusammen und zeigt sich beeindruckt von den vielen Aktionen, die Sierk für die Pflanzaktionen auf die Beide gestellt hat. Gemeinde-Abordnungen waren schon hier, Kirchenvorstände und Schulklassen, ein örtlicher Supermarkt hat den Erlös gespendeter Pfandzettel in die Erde gesetzt - ein buntes Werbebanner kündet davon nun mitten im Klosterwald.

Sierk ist dennoch nicht glücklich: Der jüngste Sturm hat ganze Arbeit geleistet und mit 3000 Festmetern in wenigen Stunden gefällt, was sonst in einem Jahr an Laubholz hätte geschlagen werden sollen. "Jetzt kämpfen hier alle im Norden um die nötigen Maschinen, um das Holz aus dem Wald zu holen", erzählt er. Gerade einmal 25 Festermeter passen auf einen Lastwagen. Vor einigen Monaten zeigte Sierk im selben Wald noch auf Massen von zu schlagendem Käfer-Holz. Jetzt blickt er auf imposante Stämme am Boden und seufzt. "Die hätten alle stehen bleiben können."

Eichen pflanzen im Klosterforst

Klimatour durch den Südharz

Bild: Mareike Spillner
In Bad Sachsa gibt es seit gut 20 Jahren Photovoltaik auf dem Dach.

Was tun für den Klimaschutz? Wie ist unser ökologischer Fußabdruck? Diesen Fragen ging Landesbischof Ralf Meister bei der Klimatour durch den Südharz nach. Er besuchte einzelne Standorte, die in Sachen Nachhaltigkeit und Energiemanagement beispielhaft und innovativ sind. So war er in der Gemeinde St. Nikolai in Bad Sachsa, der Martinsgemeinde in Osterhagen und der St. Petri-Kirchengemeinde in Barbis zu Gast und kam mit den Gestaltern vor Ort über den Klimaschutz ins Gespräch.

Welche Maßnahmen ergeben Sinn, sind energieeffizient, wirtschaftlich tragbar  ̶  und werden wie gefördert? In Bad Sachsa gibt es seit gut 20 Jahren Photovoltaik auf dem Dach und seit fast 15 Jahren ein Blockheizkraftwerk im Keller des Lutherhauses – ein sehr weitsichtiges und innovatives Beispiel für nachhaltige Energienutzung in der Landeskirche Hannovers. Und im Kirchgarten wäre sogar noch Platz für eine Wärmepumpe.

Winterkirchen auch von Vereinen genutzt

Bild: Mareike Spillner
Durch die Glaswände können Heizkosten gespart werden, weil nur ein kleinerer Raum warm gehalten wird.

Die Bewahrung der Schöpfung ist der Kirchengemeinde auf diese Art und Weise ein wenig geglückt, die Solaranlage lieferte seit Inbetriebnahme über 41.000 Kilowattstunden Energie – das Einspeisen wird vom Energieversorger vor Ort vergütet. Die Solaranlage wurde in Form eines Kreuzes auf dem Dach angebracht und hat eine Fläche von 25 Quadratmetern. Das Blockheizkraftwerk liefert sogar 20.000 Kilowattstunden im Jahr, wird allerdings mit Gas betrieben – also ist heute genau zu überdenken, wie es in Zukunft umweltschonend ersetzt werden kann. Kirchenvorstandsvorsitzender Hans Christian Metzger und Bauausschussmitglieder aus Bad Sachsa und vom Kirchenkreis Harzer Land gaben einen umfassenden Einblick in ihre Überlegungen, Sorgen und Nöte hinsichtlich der umfassenden Thematiken des Klimaschutzes, und Ulrike Schimmelpfeng, Superintendentin des Kirchenkreises Harzer Land, bekräftigte sie in der Überlegung, dass die Kirchengemeinden Fachwissen und -beratung benötigen, die auch lokale Gegebenheiten und Synergien innerhalb des Kirchenkreises und darüber hinaus berücksichtigen. Alle waren sich einig: Das kirchliche Gebäudemanagement wird ein Thema der Zukunft sein: Welche Gebäude sind noch zu halten? Und wie lassen sie sich ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll heizen? Nach welchen Kriterien wird entschieden? Und nach welchen Prioritäten?

Nächster Halt: Osterhagen. Dort wurde 2013/14 eine Winterkirche, also ein kleiner gläserner Kirchenraum, im hinteren Teil der Martinskirche eingebaut. Sie wird nicht nur kirchenintern, sondern auch von Vereinen oder dem Ortsrat für Sitzungen in kleinem Rahmen genutzt. Ein Klimaprojekt, das Heizkosten einspart und ein gutes Beispiel dafür darstellt, dass auch kleine Kirchengemeinden im ländlichen Raum energieeffiziente Entscheidungen für die Zukunft treffen können

Mehr Fachkompetenz nötig

Durch eine geschickte Tageslicht-Zufuhr ist für gute Beleuchtung gesorgt.

Eine Winterkirche wurde auch beim letzten Stopp des Tages besucht: die der St. Petri-Kirche in Barbis. Sie ist 2012 entstanden und bietet eine charmante Lösung für natürliche Beleuchtung durch den Lichteinfall von der Empore in den darunter liegenden Gemeinderaum. Und die angrenzende Küche schmiegt sich individuell und perfekt in den unteren Raum des Kirchturmes ein. Besonders ist dort auch das Pfarrbüro in Form eines Wohncontainers, der 2012 bedingt durch den Gemeindehausverkauf aufgestellt wurde. Auch bei diesem Gespräch mit Kirchenvorstandsvorsitzendem Sven Strutzberg, Pastor Torsten Kahle und Bauausschussmitgliedern wurde deutlich, dass ein fachlich versierter Berater für effizientes Klimaschutzmanagement, der für mehrere Kirchenkreise unterwegs ist, eine perfekte Unterstützung darstellen würde.
Die besuchten Gemeinden haben das Thema Nachhaltigkeit in vorbildlicher Weise alle weit oben auf ihrer Prioritätenliste – doch sie brauchen noch mehr Fachkompetenz und Unterstützung für weitere Maßnahmen und vor allem für Förderanträge. Diese Anregung und viele Eindrücke aus dem Südharz nahm der Landesbischof mit auf den Rückweg nach Hannover – ebenso wie einen Südharzer Apfelsaft als Abschiedsgeschenk. Drei bis vier weitere Klima-Besuche in der Landeskirche sind noch geplant – unter anderem nach Ostfriesland.

Weitere Bilder von der Klimaschutz-Tour im Südharz

Bericht aus dem Südharz: Mareike Spillner