Beteiligung und Mitwirkung von Ehrenamtlichen in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und auf Ebene der Landeskirche sind wesentliche Bestandteile des protestantischen Kirchenverständnisses. Seit 2020 ist die Bedeutung des Ehrenamts und seine Förderung Teil der landeskirchlichen Verfassung (Artikel 11).
Die wichtige Rolle der Ehrenamtlichen in der Kirche geht zurück auf biblische Vorbilder wie die Jüngerinnen und Jünger Jesu oder den barmherzigen Samariter (Lk 10, 30-37). Schon in den ersten Jahrzehnten des Christentums übernahmen Menschen in den entstehenden Gemeinden Aufgaben, die ihnen übertragen wurden, weil sie über besondere Fähigkeiten für die Tätigkeiten verfügten. Als das gemeindliche Gefüge komplexer wurde und die Aufgaben immer mehr Zeit beanspruchten, stellte man Menschen frei und entlohnte sie für die Übernahme bestimmter Tätigkeiten. Erste bezahlte kirchliche Arbeitsplätze entstanden in der Armenhilfe und in der Krankenpflege. Nur was nicht ehrenamtlich geleistet werden konnte, wurde bezahlten Kräften übertragen.
Daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit eine berufliche Ämter-Struktur. Die Reformation um Martin Luther wollte im 16. Jahrhundert aber zurück zu den Wurzeln und es entstand das Modell des "Allgemeinen Priestertums": Ohne Unterschied sind alle Glaubenden und Getauften dazu berufen, die Botschaft von der Liebe Gottes weiterzusagen und selbst für ihren Glauben einzustehen. Trotz dieses theologischen Grundgedankens ist die Entwicklung einer wirklichen Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen beruflich Tätigen Menschen und Ehrenamtlichen weiterhin ein wichtige Herausforderung für die evangelische Kirche.
In der Landeskirche Hannovers sind in fast allen leitenden Gremien in Kirchengemeinden (Kirchenvorstände),
Kirchenkreisen (Kirchenkreissynoden) und auf Ebene der Landeskirche (Landessynode) ehrenamtliche Mitglieder vertreten und haben entscheidende Funktionen inne.
Von den über 130.000 Ehrenamtlichen engagieren sich die meisten in den Kirchengemeinden. SIe übernehmen Aufgaben im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, leiten Frauen- oder Männergruppen oder ermöglichen Angebote für Senorinnen und Senioren. Auch in der Arbeit mit Konfirmandinnen sind ehrenamtliche Jugendliche ("Teamerinnen und Teamer") in vielen Kirchengemeinden entscheidend beteiligt.
Ein weiterer Bereich ehrenamtlichen Engagements in der Kirche ist die Hilfe und Unterstützung für bedürftige Menschen. Dieses geschieht u.a. in der Lebensmittelausgabe an Bedürftige, den sogenannten Tafeln, in der Betreuung von Geflüchteten, bei Projekten für Kinder und Jugendliche oder in der Besuchsdienstarbeit, die sich an einsame Menschen wendet.
Auch bei der Gestaltung von Gottesdiensten und Andachten sind Ehrenamtliche an vielen Stellen beteiligt. Von der Mitwirkung in Gottesdiensten bis zur verantwortlichen Durchführung von Gottesdiensten und Andachten (Lektor*innen- und Prädikant*innen-Arbeit ) reichen hier die Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements.
Für alle Bereich der ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche gibt es Aus- und Fortbildungsangebote, um die Mitarbeitenden in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die kontinuierliche Begleitung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen ist eine wichtige Aufgabe, für die es in der Landeskirche eine Vielzahl von zentralen und dezentralen Angeboten gibt.