Mehr denn je ist die Kirchenmusik aktuell in Bewegung: „Landeskirchenweit wurden in den letzten Wochen viele Prozesse zur Zukunft der Kirchenmusik angestoßen. Wir sind auf dem Weg zu einem Kirchenmusikgesetz und konzipieren parallel einen Kirchenmusik-Entwicklungsplan. Von der Gemeinde bis zum Landeskirchenamt wirken Menschen verschiedener Professionen und mit unterschiedlichen Erfahrungen aktiv an diesen Prozessen mit“, sagt Jan Meyer, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode. „Nun schauen wir unter strategischen Gesichtspunkten: was läuft gut in der Kirchenmusik, wo können wir voneinander lernen, aber auch: was braucht es noch an Unterstützung und Ressourcen für eine tragfähige Musik in unserer Kirche?“
Kirchenmusik ist eine der tragenden Säulen der kirchlichen Arbeit. Daher ist sie auch ein Fokusthema der landeskirchlichen Zukunftsplanungen. Am Kirchenmusikgesetz können bis zum 15. Juli alle Interessierten mitarbeiten. Es soll attraktive und verlässliche Arbeitsbedingungen für Kirchenmusikerinnen und -musiker rechtlich und organisatorisch absichern und Strukturen für eine Kirchenmusik der Zukunft aufstellen. Aktuell wird es im Rahmen des Stellungnahme-Verfahrens beraten.
Und wohin soll es mit all dem langfristig gehen? „Wir wollen eine Kirchenmusik in aller Vielfalt von Anfang an und lebenslang“, sagt Jan Meyer, der den Bericht des Ausschusses „Kirchenmusik und Kultur“ in die Synode einbringt. „Wir sind eine klingende Kirche, das ist unser Markenkern. Deshalb ist eine Investition in die Kirchenmusik eine Investition in die Kirche der Zukunft – und in die Zukunft der Kirche.“
„Damit ein Funke überspringt“
Die Musikvermittung an Schulen ist ein Schwerpunkt von Vision Kirchenmusik. Seit zehn Jahren organisiert der landeskirchliche Fachbereich Projekte mit Kitas und Grundschulen, Förder- und Oberschulen, Gymnasien und Berufsschulen, um Kindern und Jugendlichen verschiedener sozialer Herkunft, verschiedener Lebenswelten und verschiedener Bildungshintergründe Kirchenmusik näherzubringen. „Insbesondere für junge Menschen, die im familiären Umfeld kaum noch mit Kirche/nmusik in Berührung kommen, braucht es bewusst gestaltete Gelegenheiten und Erfahrungsräume, in denen Begegnungen mit Kirchenmusik stattfinden“, sagt Leiterin Silke Lindenschmidt.
Ziel ist, dass „ein Funke überspringt“, so Lindenschmidt. „Das haben wir oft erlebt. Ich denke an den Besucher, der sich nach dem Wohnzimmerkonzert entscheidet, im Posaunenchor anzufangen. Oder an die 15 Sängerinnen und Sänger aus dem Schulchor, die nach dem Oratorienprojekt nun in der Kantorei weitersingen. Wir merken: Kirchenmusik stößt auf großes Interesse und ist gesellschaftlich in hohem Maße anschlussfähig.“
Silke Lindenschmidt hat den Fachbereich für Musikvermittlung gemeinsam mit Ulf Pankoke vor 10 Jahren gegründet, ihr Fazit ist sehr positiv: „Wir erreichen Menschen verschiedener Generationen und unterschiedlicher sozialer Herkunft – sogar solche, die Kirche ablehnen. Und wir initiieren Begegnungen, die in der heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich stattfinden. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden und Mitwirkenden bestärken uns.“ Allein die Orgelentdeckertage, die jährlich in den zwei Wochen vor den Herbstferien stattfinden, haben seit 2016 über 23.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht, „und nebenbei ein flächendeckendes Netzwerk mit Kitas und Schulen aufgebaut, die nun regelmäßig teilnehmen.“
In der Stadt wie auf dem Lande sei Kirchenmusik ein wichtiger und prägender Kultur- und Bildungsträger, der über den kirchlichen Kontext hinauswirke und ausstrahle, wertvolle Zusammenarbeit schaffe – mit anderen Akteuren der niedersächsischen Kultur- und Bildungslandschaft, mit sozialen und diakonischen Einrichtungen und der freien Musik- und Kunstszene. „Kirchenmusik bringt Menschen zusammen und ins gemeinsame Tun – das ist wichtig, das ist wertvoll - das weist in die Zukunft!“