„Wir wollen eine vielstimmige, klingende Kirche bleiben“

Blick auf die Seite eines Schiffs im Wasser. Das Deck ist sehr gut gefüllt mit Menschen, die teils Instrumente in Händen halten.
Bild: Alexander Voss

Mehr denn je ist die Kirchenmusik aktuell in Bewegung: „Landeskirchenweit wurden in den letzten Wochen viele Prozesse zur Zukunft der Kirchenmusik angestoßen. Wir sind auf dem Weg zu einem Kirchenmusikgesetz und konzipieren parallel einen Kirchenmusik-Entwicklungsplan. Von der Gemeinde bis zum Landeskirchenamt wirken Menschen verschiedener Professionen und mit unterschiedlichen Erfahrungen aktiv an diesen Prozessen mit“, sagt Jan Meyer, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode. „Nun schauen wir unter strategischen Gesichtspunkten: was läuft gut in der Kirchenmusik, wo können wir voneinander lernen, aber auch: was braucht es noch an Unterstützung und Ressourcen für eine tragfähige Musik in unserer Kirche?“ 

Eine männlich gelesene Person mit kurzen blonden Haaren in dunklem Anzug steht vor einem grünen Strauch.
Bild: Alexandra Bidian
Jan Meyer ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode.

Kirchenmusik ist eine der tragenden Säulen der kirchlichen Arbeit. Daher ist sie auch ein Fokusthema der landeskirchlichen Zukunftsplanungen. Am Kirchenmusikgesetz können bis zum 15. Juli alle Interessierten mitarbeiten. Es soll attraktive und verlässliche Arbeitsbedingungen für Kirchenmusikerinnen und -musiker rechtlich und organisatorisch absichern und Strukturen für eine Kirchenmusik der Zukunft aufstellen. Aktuell wird es im Rahmen des Stellungnahme-Verfahrens beraten.

Und wohin soll es mit all dem langfristig gehen? „Wir wollen eine Kirchenmusik in aller Vielfalt von Anfang an und lebenslang“, sagt Jan Meyer, der den Bericht des Ausschusses „Kirchenmusik und Kultur“ in die Synode einbringt. „Wir sind eine klingende Kirche, das ist unser Markenkern. Deshalb ist eine Investition in die Kirchenmusik eine Investition in die Kirche der Zukunft – und in die Zukunft der Kirche.“

„Damit ein Funke überspringt“

Wohin steuert die Kirchenmusik? Landesposaunenwart Moritz Schilling ist mit einer Fülle an Eindrücken vom Deutschen Evangelischen Posaunentag in Hamburg zurückgekehrt. Unter anderem leitete er die vereinigten Landesjugendposaunenchöre auf dem Museumsschiff Cap San Diego. Sein Appell: Fördert die Nachwuchsarbeit! Hier gelangen Sie zum Interview.

Die Musikvermittung an Schulen ist ein Schwerpunkt von Vision Kirchenmusik. Seit zehn Jahren organisiert der landeskirchliche Fachbereich Projekte mit Kitas und Grundschulen, Förder- und Oberschulen, Gymnasien und Berufsschulen, um Kindern und Jugendlichen verschiedener sozialer Herkunft, verschiedener Lebenswelten und verschiedener Bildungshintergründe Kirchenmusik näherzubringen. „Insbesondere für junge Menschen, die im familiären Umfeld kaum noch mit Kirche/nmusik in Berührung kommen, braucht es bewusst gestaltete Gelegenheiten und Erfahrungsräume, in denen Begegnungen mit Kirchenmusik stattfinden“, sagt Leiterin Silke Lindenschmidt.

Ziel ist, dass „ein Funke überspringt“, so Lindenschmidt. „Das haben wir oft erlebt. Ich denke an den Besucher, der sich nach dem Wohnzimmerkonzert entscheidet, im Posaunenchor anzufangen. Oder an die 15 Sängerinnen und Sänger aus dem Schulchor, die nach dem Oratorienprojekt nun in der Kantorei weitersingen. Wir merken: Kirchenmusik stößt auf großes Interesse und ist gesellschaftlich in hohem Maße anschlussfähig.“

Mehrere Kinder haben sich um eine Orgel versammelt, ein Kind spielt darauf. Im Hintergrund verschwommen eine männlich gelesene Person, die zuschaut.
Bild: Anna-Kristina Bauer
Ziel der Gemeinschaftsaktion "Orgelentdeckertage" der Kirchenmusikerinnen und -musiker der Landeskirche Hannover ist es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Orgel und Orgelmusik begeistern.
Eine weiblich gelesene Person mit kurzen braunen Haaren und Brille in blauer Bluse mit roten Applikationen lächelt vor grauem Hintergrund.
Bild: Jens Schulze
Silke Lindenschmidt ist Leiterin von Vision Kirchenmusik.

Silke Lindenschmidt hat den Fachbereich für Musikvermittlung gemeinsam mit Ulf Pankoke vor 10 Jahren gegründet, ihr Fazit ist sehr positiv: „Wir erreichen Menschen verschiedener Generationen und unterschiedlicher sozialer Herkunft – sogar solche, die Kirche ablehnen. Und wir initiieren Begegnungen, die in der heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich stattfinden. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden und Mitwirkenden bestärken uns.“ Allein die Orgelentdeckertage, die jährlich in den zwei Wochen vor den Herbstferien stattfinden, haben seit 2016 über 23.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht, „und nebenbei ein flächendeckendes Netzwerk mit Kitas und Schulen aufgebaut, die nun regelmäßig teilnehmen.“ 

In der Stadt wie auf dem Lande sei Kirchenmusik ein wichtiger und prägender Kultur- und Bildungsträger, der über den kirchlichen Kontext hinauswirke und ausstrahle, wertvolle Zusammenarbeit schaffe – mit anderen Akteuren der niedersächsischen Kultur- und Bildungslandschaft, mit sozialen und diakonischen Einrichtungen und der freien Musik- und Kunstszene. „Kirchenmusik bringt Menschen zusammen und ins gemeinsame Tun – das ist wichtig, das ist wertvoll - das weist in die Zukunft!“

Landesjugendposaunenchor

Ein riesige Blasensemble spielt auf einem Schiff, im Hintergrund ist die Hamburger Elbphilharmonie zu sehen.
Bild: Alexander Voss

Seit fast 15 Jahren bietet der Landesjugend-Posaunenchor jungen engagierten Bläserinnen und Bläsern aus der gesamten Landeskirche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren die Möglichkeit, auf hohem Niveau zu musizieren. Durch ihre Teilnahme an Proben- und Konzertphasen erhalten die Mitwirkenden eine zusätzliche Aus- und Fortbildung. Fast zwei Drittel der regelmäßig Mitwirkenden lassen sich parallel auch zu Chorleiterinnen und Chorleitern ausbilden. Hierfür werden auch schon in den Arbeitsphasen erste Grundsteine gelegt. Damit hat der Landesjugendposaunenchor eine besondere multiplikatorische Wirkung und ist nicht nur ein Generator zukünftiger Posaunenchorleitungsgenerationen: Einige Ehemalige arbeiten inzwischen oder in Zukunft sogar professionell im (kirchen-)musikalischen Bereich.

Ein Interview mit Moritz Schilling ist hier zu lesen.

Landesjugendkantorei

Eine Gruppe junger Menschen vor dem Altarbild in einer Kirche, erkennbar an den hohen Fenstern im Hintergrund.
Bild: Majka Wiechelt

Die Landesjugendkantorei wurde 2022 im Rahmen der "Weserfestspiele" gegründet. Seitdem fanden drei Projekte mit jeweils 30-50 Sängerinnen und Sängern im Alter von 13-25 Jahren statt – teilweise auch in Zusammenarbeit mit prominenten Gastdirigenten. Die Landesjugendkantorei ist kein Auswahlensemble, sondern offen für alle Interessierten. Bislang haben bei allen Projekten sowohl Chorerfahrene als auch komplette Chorneulinge mitgewirkt. Insbesondere für Gemeinden, in denen es zwar einen Kinder- aber keinen Jugendchor gibt, bietet die Landesjugendkantorei eine tolle Fortsetzungsmöglichkeit für engagierten Jugendliche nach der Kinderchorzeit.

Landesjugendpopchor

Blick vom hinteren Ende einer Bühne über Personen auf der Bühne hinweg auf ein großes Publikum.
Bild: Stiftung Creative Kirche

Der LandesJugendPopchor der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers ist EKD-weit der erste landeskirchliche Jugendpopchor. Er bietet etwa 25 Sänger:innen zwischen 16 bis 30 Jahren in jährlich zwei Probenphasen die Möglichkeit, ihr musikalisches Talent zu entdecken, zu entwickeln und zu fördern. Der 2022 gegründete Chor blickt zurück auf Gottesdienste und Konzerte bei den Weserfestspielen und dem Internationalen Gospelkirchentag und sang bereits mit dem Popsänger und Musikproduzenten Laith Al-Deen zusammen.

Jugend-Orgelforum

Blick hinauf zu einer Orgel auf einer Empore. An der Balustrade stehen etwa zwei Dutzend junge Menschen und schauen herunter.
Bild: Christoph Schönbeck

Bereits zum 16. Mal findet 2024 das Stader Jugend-Orgelforum statt. Die Orgelakademie Stade lädt hierzu Schülerinnen und Schüler im Alter von 12-19 Jahren ein, die bereits Orgelunterricht haben. Aus allen Teilen Deutschlands und anderen Ländern reisen sie an und erhalten Unterricht an den weltberühmten Orgeln in Stade, Buxtehude und dem Alten Land und geben an Ende dieser intensiven Woche ein Abschlusskonzert. 
Von 2009 bis heute haben ca. 200 Jugendliche am Jugend-Orgelforum teilgenommen – viele von Ihnen waren mindestens drei Mal dabei, was ihre hohe Bindung an das Format zeigt. Etwa ein Drittel ist in ein Musikstudium gegangen (davon ein großer Teil ins Kirchenmusikstudium) bzw. hat das noch vor. Nahezu alle anderen bleiben der Orgel nebenamtlich treu. Aus den ersten Jahrgängen sind bereits viele als hauptamtliche Kirchenmusiker:innen tätig. Aus dem aktuellen Teilnehmenden-Jahrgang haben vier junge Organist:innen 1. und 2. Preise beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert gewonnen.

#atnox – Faszination Weltraum

Blick in eine blau-lila erleuchtete Kirche und einen Chor mit Dirigenten, davor sitzen Menschen. An Wände und Pfeiler sind Worte und Formeln projiziert.
Bild: Kai Löffelbein

Ein Beispiel-Projekt von Vision Kirchenmusik ist #atnox – Faszination Weltraum: ein schulübergreifendes Kompositionsprojekt in Nienburg.

FASZINATION RENAISSANCE

Viele, vor allem junge Menschen sitzen in einem Raum mit hohen Wänden, evt. einer Kirche.
Bild: Mario Wezel

FASZINATION RENAISSANCE ist ein interdisziplinäres Schul- und Jugendchorprojekt in Verden und Loccum.

EMA