
Kirchlich heiraten - das muss nicht lang im Voraus geplant und teuer sein. Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Hannover bietet für Trauwillige einen besonders attraktiven Rahmen: Am Sonnabend, 3. Mai, legen von 18 bis 22 Uhr zwei Schiffe der Maschseeflotte im Halbstundentakt ab. Alle, die ihre Liebe unter göttlichen Segen stellen wollen, könnten dann spontan zusteigen, sagt Pastorin Claudia Maier von der neu gegründeten Segensagentur „Sozusegen“. Viele Paare hätten sich bereits angemeldet, weitere könnten spontan dazukommen.
Zeit und Platz gebe es für insgesamt 40 Paare, bis zu zehn Personen dürften jeweils mitkommen. Auf Wunsch könne die Segnung auch als kirchliche Trauung anerkannt werden, sagt Maier - dann müsse eine Urkunde über die standesamtliche Trauung vorliegen. Alle Angebote der Segensagentur sind nach Angaben der Pastorin kostenlos und auch Menschen, die nicht Mitglied einer Kirche sind, könnten sich an die Agentur wenden. Selbstverständlich seien alle Angebote offen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Am Freitag, 2. Mai, ebenfalls während des Kirchentages, bietet die Kirchengemeinde in Burgdorf in der Region Hannover einen mindestens genauso ungewöhnlichen Rahmen für Trauungen an: ein Hochzeitsfestival in der lokalen Disco „Black Horse“. Es gebe bereits einige Anmeldungen, sagt Initiator Valentin Winnen. Die Social-Media-Posts zur Disco-Hochzeit von ihm und seiner Kollegin Louisa Pandera würden zudem extrem gut geklickt und verteilt: „Wir haben gerade noch ein zweites Video aufgenommen, um gerade die anzusprechen, die sich kurzfristig entscheiden - und das werden bei diesem Format die meisten Menschen sein.“
Ein kirchliches Hochzeitsfestival inklusive Catering habe seines Wissens nach noch nicht gegeben. „Wir wollen uns als Kirche mit diesem Angebot einfach möglichst an den Bedürfnissen der Menschen orientieren“, sagt der Burgdorfer Pastor. „Dass wir gleich die ganze Party mit organisieren, ist unser erster Versuch.“
Catering, Fotograf, Location - alles ist schon vorbereitet und kann spontan in Anspruch genommen werden. Mit einer Fundraising-Aktion ist Geld zusammengekommen, das die Miete für Disco, Nebelmaschine, lustige Sprühfontänen und vieles mehr abdeckt. Die Traupaare sind sogar zu einem Getränk und einer Pizza eingeladen. Was ihre Gäste darüber hinaus essen und trinken, zahlen die Traupaare dann selbst.
Im kleinen oder großen Rahmen - Segen ist immer dabei
Neben der flexibleren Ortswahl sei vielfach auch der Planungshorizont durchaus kleiner als angenommen, sagt Winnen: „Wir bieten bei Tauffesten immer die Möglichkeit der „Drop in“-Taufe an - also Zeitfenster für Menschen, die spontan vorbeikommen.“ Zuletzt sei das bei etwa einem Drittel der Täuflinge der Fall gewesen, sagt Winnen: „Natürlich ist dann vorher schon eine innere Überlegung abgelaufen und nur die Entscheidung dann spontan gefallen. Aber dass man alles lange vorher plant, scheint mir zumindest teilweise gesellschaftlich auf dem Rückzug.“
Die spontane Trauung sieht Winnen dabei ausdrücklich nicht als Gegenmodell zur individuellen Hochzeitsfeier mit anderthalb Jahren Vorlauf: „Die traditionellen Formen haben ganz klar ihr Zielpublikum. Wer die eine Variante wählt, würde gar nicht über die andere nachdenken. Es hängt auch ein Stück davon ab, wo man zu Hause ist. Denn natürlich spielen etwa auch lokale Traditionen immer eine Rolle.“
Bei Tauffesten böten durchaus viele Gemeinden Essen und Trinken an, auch flexible Tauforte seien immer häufiger. Die Idee, auch Hochzeiten nach einem Baukastenprinzip anzubieten, habe damit zu tun, dass Menschen ihr Leben zwar individuell gestalten, dennoch aber gern eine überschaubare Auswahl hätten, sagt Winnen: „Wir möchten aber unbedingt, dass alle Trauwilligen sich unter Gottes Segen stellen. Und dass auch Leute kommen können, die sich im Leben keine Hochzeit für einen fünfstelligen Betrag hätten leisten könnten.“