Abschied von Landesbischof i.R. Horst Hirschler (1933–2023)

Bild: Jens Schulze

Die Bischofsgräber von Loccum

Der am 8. August gestorbene frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler (1933–2023) ist am Sonnabend nach alter Tradition im Kloster Loccum bei Nienburg bestattet worden. Auf dem Klosterfriedhof liegen bereits die früheren Landesbischöfe und Äbte August Marahrens (1875–1950), Hanns Lilje (1899–1977) und Eduard Lohse (1924–2015) begraben. Alle drei waren zugleich Äbte des Klosters Loccum.

In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers stehen die Ämter des Bischofs und des Abtes zu Loccum in einem besonderen Verhältnis zueinander - deswegen werden die früheren Bischöfe in der Regel dort bestattet. Marahrens, Lilje und Lohse übernahmen die Aufgaben in dem evangelischen Kloster bereits während ihrer Zeit als Bischöfe nach dem Tod ihrer Vorgänger. Marahrens war von 1928 bis 1950 Abt, Lilje von 1950 bis 1977 und Lohse von 1977 bis 2000.

Hirschler übernahm das Ehrenamt im Jahr 2000 nach seinem Eintritt in den Ruhestand, nachdem er von 1988 bis 1999 als Landesbischof die größte evangelische Landeskirche in Deutschland geleitet hatte. Er war der 64. Abt zu Loccum. 2020 gab er das Amt an den heutigen Landesbischof Ralf Meister weiter.

Das Amt des Landesbischofs wurde in der hannoverschen Landeskirche nach der Trennung zwischen Kirche und Staat neu geschaffen - Marahrens wurde 1925 der erste Bischof. Zuvor galt der Abt zu Loccum als geistlicher Leiter der Landeskirche. Diese Tradition führen die Bischöfe in dem Nebenamt fort. Das Kloster Loccum dient seit etwa 200 Jahren als Predigerseminar für angehende Pastorinnen und Pastoren.

Rund 500 Menschen haben im Kloster Loccum Abschied vom früheren hannoverschen Landesbischof Horst Hirschler genommen. In der Klosterkirche kamen am Sonnabend zahlreiche Repräsentanten der evangelischen Kirche sowie Familie, Freunde und Weggefährten zusammen. Unter ihnen waren auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Landtagsvizepräsidentin Barbara Otte-Kinast sowie der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Stephan Schaede.

Hirschler war 8. August im Alter von 89 Jahren in Loccum gestorben. Zu seinen Ehren läuteten am frühen Nachmittag in weiten Teilen Niedersachsens die Totenglocken. Der heutige Landesbischof Ralf Meister würdigte ihn bei der Trauerfeier als „großartigen Erzähler“ des christlichen Glaubens und als „streitbaren Geist“. Hirschler sei ein Meister der konkreten Sprache gewesen. „Er redete direkt, unmittelbar und manchmal auch übergriffig.“ Theologische Floskeln und abstraktes Gerede habe er verabscheut.

Hirschler stand von 1988 bis 1999 an der Spitze der hannoverschen Landeskirche, der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Von 1993 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Von 1991 bis 1997 gehörte er dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und war Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes. Von 2000 bis 2020 leitete er als Abt das Kloster Loccum, wo heute angehende evangelische Pastorinnen und Pastoren ausgebildet werden.

In der Predigt sagte Landesbischof Meister, Horst Hirschler habe sich nie dem besseren Argument verweigert. Für seine Klarheit hätten ihn viele geliebt und geschätzt. Im Laufe seines Dienstes habe er sich aber auch immer fester an Ordnungen und Überzeugungen gebunden, die theologisch und seelsorgerlich fragwürdig gewesen seien. So habe er es abgelehnt, dass Pastoren in homosexuellen Partnerschaften lebten, und habe bei Trennungen von Pastorenehen interveniert. Später habe er aber auch Fehler eingeräumt.

Hirschlers Sarg war im Altarraum der Klosterkirche aufgebahrt. In der Predigt sagte Meister, Horst Hirschler habe sich lebenslang mit der Bedeutung des Todes auseinandergesetzt und sich nicht mit schnellen Antworten zufriedengegeben. Hirschler wurde auf dem Klosterfriedhof in Loccum beigesetzt. Dort liegen nach alter Tradition die hannoverschen Bischöfe begraben.

Ministerpräsident Weil sagte, Hirschler sei über viele Jahre eine prägende Figur der evangelischen Kirche in Niedersachsen gewesen. Der Theologe sei ein Mann des Wortes gewesen und es sei „atemberaubend“ gewesen, ihm zuzuhören, sagte Weil am Rande der Trauerfeier. Beim anschließenden Empfang nannte der Ministerpräsident Hirschler einen Verbündeten des Landes, klugen Ratgeber und konstruktiven Kritiker.

Zu den weiteren Gästen gehörten auch der Unternehmer Dirk Rossmann, der Chef des Fußballclubs Hannover 96, Martin Kind, der zurückgetretene katholische Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück sowie Hirschlers Amtsnachfolgerin Margot Käßmann.

Abschied vom früheren hannoverschen Landesbischof Horst Hirschler
Bilder aus dem Leben von Landesbischof i.R. Horst Hirschler
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen