„Maßnahmen tragen Früchte“: Drei Fragen zum Gleichstellungs-Atlas der EKD

4 Frauen betrachten ein Faltblatt
Auf einer Deutschlandkarte sind Bereiche unterschiedlich blau gekennzeichnet. Unten drunter steht weiß auf orange: Atlas der Gleichstellung der evangelischen Kirche in Deutschland.
Bild: EKD
Titelblatt des 2. Gleichstellungsatlas' der EKD.

Drei Fragen zum Gleichstellungs-Atlas der EKD an Cornelia Dassler, Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche Hannovers (in Vertretung). Der Atlas wird am 8. März 2025 veröffentlicht.

Frau Dassler, was sagt uns der Gender-Atlas, was sind die zentralen Erkenntnisse?

Dassler: Der Atlas überprüft die Frage, wie weit die Kirchen mit der Gleichstellung sind, konkret, wie viele Frauen unterschiedlichen Leitungsebenen angehören. Es zeigt sich, dass noch einiges zu tun ist. Was der Atlas noch nicht abbildet, ist der Anteil queerer Personen. Dieser Verengung gegenüber habe ich die Hoffnung, dass dies zukünftig anders wird, wenn sich das Selbstbestimmungsgesetz auswirkt.

Die Landeskirche Hannovers ist in einem Fall „Klassenbeste“, auf Ebene der Kirchenkreis-Leitungen liegt der Frauenanteil aktuell bei 47 Prozent. Wie stolz können wir sein?

Dassler: Auf diesen Punkt kann man stolz sein, klar. Denn es zeigt, dass der lange Weg weiterführt: Analysen und ihre Publikationen, Regelungen und Maßnahmen tragen Früchte, ebenso wie die direkte Ermutigung von Frauen, Mentoring-Programme und die Einführung von Gleichstellungsgesetzen und -beauftragten. Aber es ist damit noch nicht getan. Derzeit sind EKD-weit und auch bei uns die meisten Leitungspositionen in Landeskirchen von Männern besetzt: Landesbischof, Kirchenamtspräsident und beide Vizepräsidenten. Im Kolleg sind es sieben Männer und zwei Frauen, im Bischofsrat allerdings vier Regionalbischöfinnen und zwei -bischöfe. Auf der Gemeindeebene sind die Frauen in Kirchenvorständen bei 55 Prozent, aber in den Kirchenkreissynoden bei 43 Prozent, bei den Vorsitzenden gar nur bei 19 Prozent. In vielen Entscheidungspositionen gibt es in der Kirche immer noch eine Männerdominanz. Es ist also noch Luft nach oben.

Wie geht es in Sachen Gleichberechtigung weiter?

Dassler: Es sind noch viele Fragen offen: Warum beteiligen sich Frauen in bestimmten Bereichen wie etwa bei den Vorsitzen der Kirchenkreissynoden weniger? Werden sie weniger oft angesprochen, liegt es an fehlender Motivation oder Zeit? Wie können wir die Gleichstellungsbeauftragungen, die in einigen Kirchenkreisen vakant sind, attraktiver machen? Wie können wir die Gendervielfalt besser in den Blick nehmen? Wie kommen die Anliegen queerer Menschen gut vor? Im Auftrag der Landessynode erarbeiten wir gerade Materialien für eine queerfreundliche Gemeindearbeit. Der Gender-Atlas mahnt uns, beständig weiter an Gleichberechtigung zu arbeiten, weil für uns alle Menschen Gottes Ebenbilder sind.

EMA