Größte Landeskirche vor erneutem Sparkurs

20- und 50-Euroscheine liegen kreuz und quer.
Bild: Christoph Meinersmann/pixabay

Hannover. Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen und Kirchensteuern steht Deutschlands größte evangelische Landeskirche vor einem erneuten Sparkurs. Es zeichne sich ab, „dass wir bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts unser Haushaltsvolumen um mindestens 30 Prozent werden abschmelzen müssen“, sagte der Ausschussvorsitzende Jörn Surborg am Dienstag zum Auftakt der in Hannover tagenden Herbstsynode der hannoverschen Landeskirche. Der Haushaltsansatz für das laufende Jahr 2024 lag bei rund 730 Millionen Euro.

„Wir müssen schon bald erste Einsparungen umsetzen, wenn wir bis 2035 und auch danach handlungsfähig bleiben wollen“, sagte Surborg, der den zentralen Landessynodalausschuss des Kirchenparlaments leitet. Der „Abschmelzprozess“ müsse 2027 und 2028 beginnen. Der Landeskirche sind 1.219 Gemeinden mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee angegliedert. Ihr Gebiet umfasst drei Viertel Niedersachsens.

Für das zurückliegende Jahr 2023 konnte die hannoversche Landeskirche noch ein positives Bilanzergebnis von 60,8 Millionen Euro erzielen, wie Surborg erläuterte. Das liege unter anderem daran, dass einige vorgesehene Stellen nicht besetzt worden seien und dass ein größerer Teil der Kosten für die jüngste Kirchenvorstandswahl erst 2024 bezahlt werden musste.

Vom Überschuss wurden 14,4 Millionen Euro in eine Risiko-Rücklage überführt, um spätere Defizite ausgleichen zu können. Mit weiteren 37,6 Millionen Euro wurden zusätzlich angefallene Verluste durch die Beihilfe zur Krankenversicherung von Pastoren und Kirchenbeamten abgebaut. Wegen eines Cyberangriffs auf das Landeskirchenamt im Februar konnte der Jahresabschluss für 2023 erst jetzt erstellt werden.

Für die beiden nächsten Jahre seien ausgeglichene Haushalte möglich, sagte Surborg. Allerdings gelinge dies nur durch Zinserträge aus den Rücklagen.

Zu Beginn der Tagung wurde Niedersachsens früherer Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) als neues Mitglied im Kirchenparlament begrüßt. Der Jurist übernimmt im Ehrenamt den Sitz von Klosterkammer-Präsidentin Thela Wernstedt, die aus der Synode ausschied. Tonne ist seit 2022 Vorsitzender der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag in Hannover.

epd Niedersachsen-Bremen