Landessynode berät Haushalt 2025/26
Marie-Luise Brümmer ist Vorsitzende des Finanzausschusses der Landessynode und erklärt, warum ihr mit Blick auf die Zahlen nicht bange wird und welche Investitionen Zukunft versprechen.
Frau Brümmer, wenn Sie auf den kommenden Doppelhaushalt für die Jahre 2025/2026 schauen – mit welchen Gefühlen tun Sie dies?
Brümmer: Ich würde da gern ein bisschen Optimismus verbreiten. Keinesfalls schaue ich mit Angst darauf; Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Sondern sachlich und nüchtern. Und dann schaue ich darauf, wie wir die Ressourcen, die wir haben, effizient einsetzen können.
Müssen wir mit Blick auf die geringer werdenden Finanzmittel radikal sparen oder sind auch Investitionen in die Zukunft möglich?
Brümmer: Ich würde nicht sagen „sparen“ – wir müssen umsteuern. Umsteuern und gucken, wo werden wir wahrgenommen, was können wir dort stärken? Es werden in dem neuen Doppelhaushalt einige neue Projekte drin sein, wo wir wirklich richtig nachhaltig und deutlich investieren, was dann vor allem auch den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute kommt. Ich will da mal zwei Projekte nennen:
Wir investieren weiterhin massiv in die Mitgliederkommunikation. Das heißt: Wie schreiben wir unsere Mitglieder an und wie erreichen wir sie? Wie können wir nachhaltig kommunizieren?
Und wir bieten den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden eine Anschubfinanzierung für ein Fundraising-Konzept an, mit dem Fundraiser und Fundraiserinnen ausgebildet werden können. So haben Kirchenkreise und Kirchengemeinden dann auch die Chance, eigene Mittel zu generieren.
Was uns außerdem viel kostet und auch in der Zukunft kosten wird, ist das Thema Umweltschutz. Wir haben uns die Bedingung gesetzt, dass wir bis 2035 Klimaneutralität erreicht haben und das ist auch in den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden umzusetzen. Das wird uns Geld kosten.
Wo wir natürlich auch viel investieren und das auch weiterhin tun werden, ist in die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt. Wir haben die Arbeitsbereiche in der Landeskirche mit Personal aufgestockt, wir haben Studien in Auftrag gegeben, wir beteiligen uns an den Prozessen, die von der EKD zentral gesteuert werden und wir statten die Unabhängige Aufarbeitungskommission aus. Und das ist eine Tendenz, die vermutlich eher zu- als abnehmen wird.
Was muss sich ändern, damit Kirche mit ihren finanziellen Mitteln weiter ihrem Auftrag gerecht werden kann?
Brümmer: Was wir brauchen ist eine schlanke und eine effiziente Verwaltung. Wir brauchen eine Digitalisierung und wir müssen bürokratische Strukturen abbauen. Sonst kommen wir nicht weiter. Da können wir auf Ebene der Kirchenkreise und Kirchengemeinden noch so gut sein. Und auch da wird einiges passieren. Da sind ja auch Prozesse in Gang gesetzt worden, die jetzt konsequent umgesetzt werden müssen.
"Wir planen keinen Sparprozess mit dem Rasenmäher"
Fabian Spier ist Leiter der Finanzabteilung im Landeskirchenamt. Er erläutert, wie ein ausgeglichener Haushalt zustande kommen soll und warum keine Krise herbeigeredet werden sollte.
Der Doppelhaushalt für die Jahre 2025/2026 steht an – von welcher zur Verfügung stehenden Summe reden wir da und wie haben sich die Finanzen im Vergleich zu den letzten Haushaltsplänen verändert?
Spier: Das Haushaltsvolumen der ordentlichen Aufwendungen beträgt pro Jahr ca. 745 Mio. Euro. Finanziert wird das durch rd. 644 Mio. Euro Erträge aus Kirchensteuern sowie weiterer Erträge. Dies sind Umlagen, Zuschüsse, Staatsleistungen, Finanzerträge und weitere Einnahmen. Wir haben in der Planung einen ausgeglichenen Haushalt, dafür bin ich allen Mitwirkenden in der Vorbereitung sehr dankbar, dass wir viele Kompromisse bei den vorhandenen Wünschen eingehen konnten.
Bei den Sparbemühungen, die schon die letzten Jahre gegriffen haben, kamen für die Planung der Jahre 2025/2026 zwei Faktoren erschwerend hinzu: Die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst machen einen ziemlichen Sprung mit 5,5 Prozent im Jahr 2025, nach den bereits erhöhten Beträgen im Jahr 2024. Fast 50 Prozent des Aufwands des landeskirchlichen Haushalts sind direkte Personalaufwendungen. Das kann nicht mehr wie in den vergangenen Jahren durch steigende Kirchensteuererträge kompensiert werden, sondern führt dazu, dass die Haushaltssituation deutlich enger ist. Die Kirchensteuern sinken erstmalig nominell seit Jahrzehnten, daher werden wir die Sparbemühungen in den nächsten Jahren noch verstärken müssen.
Wenn Sie in die Haushaltspläne für die kommenden zwei Jahre schauen: Was sind die größten Investitionen und wo gibt es Einschränkungen?
Spier: Der Anstieg der Personalkosten ist nicht nur durch Tarifsteigerungen zu erklären. Wir verändern die Anstellungsträgerschaft der Diakoninnen und Diakone, die künftig auch direkt bei der Landeskirche angestellt sein können und nicht in den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden. Das ändert das Haushaltsvolumen nicht, da sich die Zuweisungen an die Kirchenkreise und -gemeinden in gleichem Maße reduziert werden.
Bei allen Sparbemühungen wird auch investiert. Vier Beispiele dazu, die auch Thema der Synodaltagung sind:
- 2025 kommt der Kirchentag nach Hannover, hierfür sind Sondermittel vorgesehen.
- Wir bauen sehr deutlich den Bereich Prävention / Intervention / Aufarbeitung sexualisierter Gewalt aus. Das ist der einzige Bereich, in dem größere personelle Ausweitungen erfolgen.
- Um die Kirchenkreise bei der Erzielung von Einnahmen zu stärken, ist eine Fundraisinginitiative geplant, bei der zum Aufbau Stellenanteile in den Kirchenkreisen mitfinanziert werden und zentral ausgebildet wird.
- Die Mitgliederkommunikation soll verbessert und professionalisiert werden, das will die Landeskirche für alle Körperschaften zentral finanzieren.
Einschränkungen spüren alle. Viele Personalkostensteigerungen sind in den Fachbereichen durch Einsparungen bei Sachkosten und Projektmitteln kompensiert worden. Ein Inflationsausgleich bei den Ausgaben ist nicht geplant, so dass wir in nahezu allen Bereichen faktisch deutliche Einsparungen haben.
Steigende Kirchenaustritte, schwächelnde Konjunktur – wie bildet sich das in den Finanzplänen der Landeskirche ab?
Spier: Wir haben die Kirchensteuereinnahmen mit einem leichtem Minus gegenüber der Planung 2024 vorgesehen. Die Basis für diese Planung bildet die Freiburger Studie, in der für alle Kirchen die Mitgliederentwicklung bis zum Jahr 2060 prognostiziert wird. Eine besondere Ausprägung für Niedersachsen ist bei der dieser Entwicklung bisher nicht zu erkennen. Ob und inwieweit die aktuelle Konjunktur in Niedersachsen in den nächsten Jahren die Einnahmen der Landeskirche beeinträchtigen wird, lässt sich kaum vorhersehen. Wir müssen auf Einnahmerückgänge vorbereitet sein, allerdings sollte eine Krise auch nicht herbeigeredet werden. Für Schwankungen bei den Einnahmen hat die Landeskirche in den letzten Jahren eine Risikorücklage aufgebaut.
Noch nicht berücksichtigt ist in den Haushaltsplanungen der Zukunftsprozess mit künftigen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, das ist noch in Arbeit. Ich bin froh, dass sich alle kirchenleitenden Organe gemeinsam diesem Prozess stellen und wir nicht einen Sparprozess mit dem Rasenmäher planen.