Partnerkirchen setzen sich für Inklusion und Gerechtigkeit ein
Mit einer gemeinsamen Erklärung der Teilnehmenden aus 19 evangelischen Kirchen in 15 Ländern ist in Johannesburg die Partnerkirchenkonsultation des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen zu Ende gegangen.
Mehr als 30 Vertreterinnen und Vertreter aus 19 evangelischen Kirchen in 15 Ländern kamen vom 30. August bis 5. September in Johannesburg, Südafrika, zur 7. Partnerkirchenkonsultation des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM) zusammen. Delegierte aus Kirchenleitung, Jugend- und Frauenarbeit tauschten sich über ihre Vision von Kirche aus und brachten ihre Erfahrungen und Perspektiven in den Dialog ein. Die internationale Tagung, die anlässlich des 175. Jubiläums des ELM stattfand, förderte das Verständnis für die globale Vielfalt innerhalb der evangelisch-lutherischen Gemeinschaft und setzte neue Impulse für kirchliche Zusammenarbeit und Mission.
In einer abschließenden Erklärung aller Teilnehmenden heißt es: „Mit dieser 7. Partnerkirchenkonsultation haben wir unsere Beziehungen neu geknüpft, wiederhergestellt und erneuert, indem wir unsere jeweiligen Perspektiven miteinander geteilt und uns zugehört haben, auch wenn wir nicht immer dieselben Überzeugungen teilen. Wir haben das reiche Zeugnis des Evangeliums gewürdigt, das wir angesichts der unterschiedlichen Kontexte mit ihren jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen geben. Wir sind dankbar für unsere langjährige Partnerschaft und all die Bemühungen, die das ELM in unser Netzwerk investiert. Bei unseren Begegnungen wurde uns bewusst, dass es unsere Einheit in unserer Vielfalt ist, die uns gemeinsam feiern lässt. Wir danken Gott für seine Treue in den vergangenen 175 Jahren und feiern unsere Gemeinschaft mit der Kraft des Evangeliums. Dies wird unsere interkulturellen Begegnungen inspirieren und bereichern, damit sie nicht nur unseren eigenen Kontexten dienen, sondern auch der weltweiten Kirche Jesu Christi gerecht werden.“
Das Thema „Einheit in der Vielfalt“ zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Die Kontexte und damit verbunden gesellschaftliche Konventionen sind unter den Partnerinnen und Partnern teils sehr unterschiedlich. Auch sprachliche Barrieren mussten überwunden werden. Dennoch wussten sich die Teilnehmenden stets im gemeinsamen Glauben verbunden.
Viel Raum nahm die Debatte darüber ein, wie Kirche sich erneuern kann und muss, um alle Menschen zu erreichen. Personen und Gruppen, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden, sollen in der Kirche nicht dasselbe Schicksal erleiden, so der Wunsch. Hier formulierten insbesondere die Jugenddelegierten die klare Forderung, Strategien zur Überwindung von Rassismus, Machtkämpfen, finanzieller Misswirtschaft und Paternalismus in den Kirchen umzusetzen und mehr Partizipation und Inklusion zu ermöglichen.
„Wir sind eine Gemeinschaft von Kirchen auf vier Kontinenten, die das Evangelium verkündigt und die für Heilung und Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden eintritt. Hierbei wollen wir noch stärker voneinander lernen und miteinander wachsen. Eine wichtige Quelle dafür ist, dass wir miteinander feiern“, erklärte ELM-Direktor Dr. Emmanuel Kileo.
„Vielfalt ist eine Stärke“
„Wir haben gemerkt, dass Vielfalt eine Stärke ist. Sie hilft uns, dass die Kirchen dort, wo sie sind, verständlich und relevant den Glauben verkündigen und leben können. Dazu wollen wir die Teilhabe unterschiedlicher Gruppen in unseren Kirchen stärken. Sich darüber weltweit auszutauschen – dafür ist das ELM eine hervorragende Plattform“, ergänzte Oberkirchenrat Dirk Stelter, Leiter des Referats Mission, Ökumene, Religionen in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und stellvertretender Vorsitzender des ELM-Missionsausschusses.
Kirchenpräsidentin Ofelia Dávila Llimpe erläuterte, was ihre Kirche bereits unternimmt, um Vielfalt zu fördern. So gibt es zum Beispiel eine Satzung, die vorschreibt, dass Kirchenräte je zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt sind. Für verschiedene Gruppen innerhalb der Kirche, wie zum Beispiel Jugendliche, ältere Menschen, Männer und Frauen, würden spezielle Programme entwickelt. Gerade die Jüngeren seien es gewesen, die während der Covid-Pandemie durch ihre Kreativität zu neuen Formaten und der Aufrechterhaltung des Kirchenlebens beigetragen haben.
Bei allem, was Kirche tue, sei es wichtig, Räume für einen offenen Dialog zu ermöglichen, ständiges Feedback und die Einbeziehung verschiedener Blickwinkel in die Arbeit zu gewährleisten. „Wir überprüfen regelmäßig unser Handeln und erneuern unsere Verpflichtung, eine inklusive Kirche zu sein. Wir führen Umfragen und Evaluierungssitzungen mit den Mitgliedern durch, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse und Meinungen gehört und in unserer Planung berücksichtigt werden“, erläuterte die peruanische Kirchenpräsidentin.
Marianne Gorka, Regionalbischöfin für den Sprengel Lüneburg, bekräftigte ihr Engagement für Gemeinschaft, Vielfalt und geistliches Wachstum. In Johannesburg vertrat sie auch Landesbischof Ralf Meister und hielt stellvertretend für ihn eine von Meister vorbereitete Ansprache. Auch ihre eigenen Gedanken brachte die Regionalbischöfin in einer Rede zum Ausdruck.
„Die Kirche gehört keinem allein“
Gorka betonte die Bedeutung der Inklusion, insbesondere für Kinder, die ermutigt werden sollen, sich frei zu bewegen und zu entfalten. „Die Kirche gehört keinem allein, sie ist für alle da“, bekräftigte sie. Trotz Herausforderungen wie sinkender Mitgliederzahlen bleibt Gorka optimistisch.
Landesbischof Ralf Meister hob in seiner vorbereiteten Ansprache die demokratische Struktur der Kirche hervor und betont ihre Rolle als offene und dialogbereite Institution. „Unsere Kirche ist eine Kirche der Welt. Sie wendet sich der Welt zu und sucht den Dialog“, erklärte Meister. Er unterstrich die Notwendigkeit, die Vielfalt der Identitäten und Lebensformen anzuerkennen und zu integrieren.
Sowohl Meister als auch Gorka erkennen den Wandel an, dem die Kirche in einer sich schnell verändernden Gesellschaft unterliegt. Während Meister darauf hinweist, dass die Zugehörigkeit zu einer Kirche heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sieht er darin auch eine Chance für authentische Glaubenserfahrungen: „Heute ist der Normalfall, nicht zu einer Kirche zu gehören und auch keinen Glauben mehr zu haben. Wer es trotzdem tut, muss dafür gute Gründe haben.“
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers verpflichtet sich, ein glaubwürdiger und aktiver Teilnehmer im gesellschaftlichen Dialog zu sein und sich für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden einzusetzen. „Wir engagieren uns für eine freiheitliche, gerechte und friedliche Welt. Für uns ist es ein Zeugnis unseres Glaubens“, schließt Meister. Zusammen wollen Regionalbischöfin Gorka und Landesbischof Meister eine Kirche gestalten, die ein Leuchtturm der Hoffnung ist und sich human, solidarisch und gnädig mit den Menschen zeigt.