In einem festlichen Gottesdienst ist am Sonntag die Lüneburger Regionalbischöfin Marianne Gorka offiziell in ihr Amt eingeführt worden. Die Arbeit in der Kirche sei ihr „Traumberuf“, sagt Gorka, die zuvor das evangelische Posaunenwerk geleitet hat.
Es sind mutmachende Worte in einer für das Land und auch für die Kirche schwierigen Zeit, die Marianne Gorka in der Predigt in ihrem Einführungsgottesdienst wählt. Am Sonntag hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister der neuen Lüneburger Regionalbischöfin auch offiziell das Leitungsamt übertragen, das die evangelische Theologin seit Anfang Februar innehat. Die 52-Jährige spricht in der voll besetzten Lüneburger St. Johanniskirche von Zukunft und von einer Hoffnung aus dem Glauben heraus.
Mit Marianne Gorka ist die Führungsebene der hannoverschen Landeskirche weiblicher geworden. Einige Wochen zuvor hat in Emden Sabine Schiermeyer das Amt der Regionalbischöfin für den Sprengel Ostfriesland-Ems übernommen. Im siebenköpfigen Bischofsrat als einem der kirchenleitenden Gremien sind damit jetzt erstmals in der Geschichte der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland mehr Frauen als Männer vertreten.
„Ich will mit offenem Ohr und weitem Herzen sehen, wo ich gebraucht werde“, hat sich die neue leitende Lüneburger Theologin Gorka vorgenommen. In einem der größten der sechs Sprengel der Landeskirche will Gorka so etwas wie eine Brückenbauerin sein zwischen der Kirchenleitung sowie den Kirchenkreisen und Gemeinden, eine Lobbyistin für die Mitarbeitenden aller Berufsgruppen.
Zwischen Hittfeld bei Hamburg im Norden und Wolfsburg im Süden, Walsrode im Westen und Lüchow-Dannenberg im Osten erstreckt sich die Region mit zehn Kirchenkreisen und rund 220 Kirchengemeinden. „Vom Industriestandort Wolfsburg bis zu ländlichen Gebieten mit teils traditionell geprägter Frömmigkeit ist die Vielfalt groß“, sagt Gorka.
Es gibt dort sogenannte „Friedensorte“, die von kirchlichen und anderen Bildungsstätten betrieben werden, aber auch Kasernen mit Militärkirchengemeinden. Vor dem Hintergrund wachsender Konflikte in der Welt will Marianne Gorka den Dialog unter ihnen befördern. „Auch das Militär und die Militärgemeinden leisten Friedensarbeit“, sagt sie. Überhaupt sieht sie eine Rolle der Kirche in der Vermittlung.
Ein weiteres Thema, das auf die Regionalbischöfin zukommen wird, ist die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Vor einigen Wochen hat die ForuM-Studie die Dimensionen von Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beleuchtet, auch im Sprengel Lüneburg gab es Fälle. In ihrer Antrittspredigt betont Gorka, die Kirche müsse aufarbeiten, was allzu lange verdrängt oder gar vertuscht worden sei. Zugleich mahnt sie, einander auch Fehler zuzugestehen. Niemandem helfe es, wenn zu schnell „Köpfe rollten“ von Menschen, die glaubwürdig und aufrichtig um Aufarbeitung bemüht seien.
Worauf sie sich mit ihrem neuen Amt eingelassen hat, davon hat Gorka eine gute Vorstellung. Trotz des Traditionsabbruches und der Konflikte ist Marianne Gorka von der Kraft der Kirche als einer Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts weiter überzeugt. Es lohne sich daran zu arbeiten, dass sie Vertrauen zurückgewinne - nicht um der Institution, aber um Gottes Willen.
Von Jugend an ist Gorka selbst der Kirche verbunden, erst als Kindergottesdienst-Helferin, dann in der Jugendarbeit. Sie war als Gemeindepastorin tätig und bildete im Predigerseminar Loccum als Studieninspektorin künftige Pastorinnen und Pastoren aus. „Für mich ist das noch immer ein Traumberuf“, sagt die Pastorin, die unter anderem auch Hörfunkandachten für den NDR spricht.
Zuletzt war die begeisterte Posaunenchor-Spielerin und Chorsängerin als Leiterin des landeskirchlichen Posaunenwerks an der Fortbildungsstätte Michaeliskloster in Hildesheim tätig. An ihr erstes großes Landesposaunenfest 2014 erinnert sie sich noch gut. Ihr neuer Wohnort Lüneburg hat sich damals von der besten Seite gezeigt. Tausende Bläserinnen und Bläser waren beim Open-Air-Gottesdienst vor der Kulisse des historischen Marktplatzes dabei, erzählt sie: „Da war ich schon geflasht.“