Gelungene Wahl sorgt für Freude in Gemeinden
Mit Kaffee und Kuchen, mancherorts auch Gegrilltem oder Pizza, in jedem Fall aber mit viel guter Laune und Gemeinschaftssinn haben Gemeinden in Niedersachsen ihre Kirchenvorstände gewählt und sogleich auch gefeiert. „Viele tolle Gespräche und eine sehr fröhliche Stimmung“ resümiert etwa Pastorin Silke Fahl aus Alt-Garbsen den Sonntag. Zwei Highlights für sie: Die meisten Stimmen dort erlangte die jüngste Kandidatin mit 24 Jahren. Und zwei Personen sind am Sonntag frisch in die Kirche eingetreten und hätten eigentlich gern schon mitgewählt.
Von der Küste bis in den Harz, von Ostfriesland bis Wolfsburg feierten die rund 1.200 Gemeinden ihre Kandidierenden und auch die Wahlhelferinnen und -helfer – denn ohne sie wäre alles nicht denkbar gewesen. „Alle Menschen, die sich bei dieser KV‐Wahl engagiert haben ‐ vom Team im Kirchenamt über die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer bis zu den neuen Kirchenvorständen ‐ haben dazu beigetragen Kirche auch in den nächsten Jahren lebendig zu halten“, sagt Frank Uhlhorn, Superintendent des Kirchenkreises Göttingen. „Und natürlich danke ich auch allen Gemeindegliedern, die gewählt haben ‐ ob online oder vor Ort in den Wahllokalen. Mit ihrer Stimmabgabe zeigen sie, dass Kirche nach wie vor wichtig ist in den Stadtteilen und Dörfern.“
An einzelnen Orten hatte sich schon Tage vorher bei der erstmals möglichen Online-Wahl eine höhere Wahlbeteiligung abgezeichnet – nun liegt das Gesamtergebnis gut zehn Prozentpunkte über der letzten Wahl vor sechs Jahren: bei 25,37 Prozent.
„Rückenwind für das ehrenamtliche Engagement“
Die Steigerung der Wahlbeteiligung freut die Regionalbischöfin für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems, Sabine Schiermeyer: „Das bedeutet Rückenwind für das ehrenamtliche Engagement unserer Leitungsgremien in den Kirchengemeinden. Die Kirche lebt davon, dass Menschen Verantwortung übernehmen und ihre Kirche mit ihrem Sachverstand, ihrer Persönlichkeit und ihrem Glauben mitgestalten.“
Die Superintendentin des Harzer Landes, Ulrike Schimmelpfeng, ist begeistert: „Ich freue mich, dass wir die Wahlbeteiligung im Vergleich zur letzten Wahl vor sechs Jahren, vermutlich auch durch die Onlinewahl, um 11,3 Prozent auf annähernd 30 Prozent steigern konnten.“
Neue Wahlmodalitäten zahlen sich aus
Für die Kirchenvorstandswahl 2024 hatte die Landeskirche Hannovers das Wahlverfahren grundlegend überarbeitet: Wählen durften alle Kirchenmitglieder, die 14 Jahre oder älter sind. Erstmals lag das passive Wahlalter bei 16 Jahren und es gab die neue Möglichkeit, sich zunächst nur für eine dreijährige Mitarbeit im Kirchenvorstand zu bewerben. Erstmalig war auch eine Online-Wahl möglich. „Die wurde gut angenommen. Viele melden uns zurück: ,Das war ja einfach‘ oder ,Toll, dass Kirche das anbietet.‘ Insgesamt ist die Wahl sehr gut gelaufen“, sagt Oberkirchenrätin Anna Burmeister, die im Landeskirchenamt das Referat „Recht der Kirchengemeinden und Kirchenkreise“ leitet. Weil auch die Briefwahl besser angenommen wurde als zuvor erwartet, verzögerte sich die Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses sogar um einen Tag.
„Dieses Engagement ist großartig. Gerade mit Blick darauf, dass es in vielen Lebensbereichen grundsätzlich schwieriger geworden ist, Menschen für längerfristige ehrenamtliche Vorstandsarbeit zu gewinnen. Ich bin sehr froh, dass so viele Menschen bereit sind, Leitungsverantwortung in unserer Kirche zu übernehmen“, sagt Dirk Jonas, Superintendent des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen.
Die Wahl in Zahlen
Die Wahlen zu den kirchlichen Leitungsgremien fanden zeitgleich in allen fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen statt. Insgesamt waren rund 2,6 Millionen Kirchenmitglieder in Niedersachsen zur Wahl aufgerufen. In der Landeskirche Hannovers durften insgesamt 1.970.181 Personen wählen, davon haben knapp 500.000 Personen ihre Stimme abgegeben. Die meisten haben per Brief gewählt (65 Prozent), rund 30 Prozent online und fünf Prozent klassisch im Wahllokal.
Und nicht nur die Möglichkeit der Onlinewahl war bei dieser Kirchenvorstandwahl neu: erstmalig konnten Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren für den Kirchenvorstand kandidieren – 68 Personen haben diese Möglichkeit wahrgenommen. Von ihnen wurden 58 Jugendliche gewählt sowie 279 Personen in der Gruppe der 18- bis 26-Jährigen. Damit beträgt der Anteil der gewählten Kirchenvorstände unter 26 Jahren gut 5 Prozent. Das Durchschnittsalter der Gewählten liegt bei 53 Jahren. Rund 60 Prozent sind Frauen, ein kleiner Anstieg um 1,5 Prozent im Vergleich zur Wahl 2018. 37 Prozent der Gewählten arbeiten zum ersten Mal im Kirchenvorstand mit.