
Hannover. Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, hat der CDU zum Wahlsieg gratuliert und an die demokratischen Parteien appelliert, zügig eine stabile Regierung zu bilden. Der raue und polarisierende Ton im Wahlkampf habe letztlich nur der AfD geholfen, sagte er am Montag in Hannover. Nun müssten „mit Vernunft und Maß“ gute Lösungen gefunden werden: „Nur ein starker Sozialstaat kann unsere Gesellschaft zusammenhalten“, betonte Lenke.
Migration und deren Ausgestaltung spielen Lenke zufolge für die wirtschaftliche Entwicklung eine wichtige Rolle. „Wir brauchen Einwanderung in unseren Arbeitsmarkt. Die Bedeutung der Migration für den Bereich der Pflege und der Krankenhäuser ist immens.“ Es müsse alles dafür getan werden, dass Zuwanderer Teil der Gesellschaft werden können. Dazu gehörten ein Integrationsmanagement, Sprachkurse und ein schneller Zugang zur Arbeitswelt.
Lenke mahnte weiter Lösungen für die Finanzierung der Pflegeversicherung an. Das Thema sei im Wahlkampf zu kurz gekommen. „Pflege ist ein erhebliches Armutsrisiko.“
Zudem müsse die Krankenhausreform weiterentwickelt werden. Die Gesundheitsversorgung stehe derzeit auf der Kippe. Eine ungesteuerte kalte Marktbereinigung werde die Krankenhauslandschaft schwächen. „Insbesondere die freigemeinnützigen Krankenhäuser benötigen eine verlässliche Zwischenfinanzierung, bis die Krankenhausreform greift.“
Dass Kinderarmut und die fehlende Chancengerechtigkeit kaum eine Rolle im Wahlkampf gespielt haben, sei für ihn nur schwer zu verstehen, sagte Lenke. Die neue Regierung müsse dringend Investitionen in den Bildungsbereich und die Eröffnung von Chancen für Jugendliche fördern. „Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, dass jedes Jahr rund 47.000 Jugendliche ohne Abschluss die Schule verlassen“, warnte der Diakonie-Chef: „Wer die Zahl der Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger reduzieren will, muss in die Zukunft von Kindern investieren.“