
Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde Julia Nikolaus am Freitag, 7. Februar, von Regionalbischöfin Marianne Gorka zur Pastorin ordiniert. Ihr künftiger Dienstort ist ein besonderer: Sie wird als Schulpastorin an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Gifhorn arbeiten.
Kirche ist dort, wo die Menschen sind – und für Julia Nikolaus bedeutet das: mitten im Schulalltag. Die Entscheidung für das Schulpfarramt fiel ihr leicht: „Ich habe es mit vielen jungen Erwachsenen und Jugendlichen zu tun, die sonst kaum oder keinen Kontakt zur Kirche haben. Die BBS bildet die gesamte Gesellschaft ab – dort sind Muslim:innen, Jesid:innen, Atheist:innen, orthodoxe Christ:innen. Der Religionsunterricht wird so zu einem interreligiösen Begegnungsraum, in dem sich die Jugendlichen austauschen, ihre Fragen stellen und voneinander lernen.“
Dabei sei die Arbeit oft herausfordernd, aber gerade das reize sie besonders. „Die Schere ist groß zwischen meiner Rolle als evangelische Pastorin und den vielen unterschiedlichen Stimmen im Raum. Aber gerade diese Herausforderung empfinde ich als gewinnbringend.“ Es gehe nicht darum, allen Antworten zu geben, sondern eine Atmosphäre des Zuhörens und gemeinsamen Nachdenkens zu schaffen.
Mit einer zusätzlichen Viertelstelle wird sie sich zudem in der schulnahen Jugendarbeit engagieren, Jugendgottesdienste organisieren und Gruppen auf Freizeiten begleiten. „Toll, was in der Schule und außerhalb alles passieren kann“, sagt sie voller Vorfreude. Besonders begeistere sie, dass die Jugendlichen in ihren Kursen selbst ins Gespräch kommen und interreligiöse Vielfalt hautnah erleben. „Es ist schön zu sehen, wie sie sich gegenseitig stärken und helfen, sei es durch Diskussionen oder sogar beim Übersetzen füreinander.“
In ihrer Predigt nahm Regionalbischöfin Marianne Gorka die biblische Geschichte von Jakobs Traum von der Himmelsleiter als Bild für den Weg der neuen Pastorin: „Wie die Engel auf der Leiter sind wir der Erde und den Menschen verbunden und zugleich dem Himmel verpflichtet. Wir sind nicht abgehoben, sondern stehen fest im Leben und helfen anderen, Gottes Gegenwart zu entdecken.“ Sie betonte, dass Kirche auch in ungewohnten Orten lebendig ist: „Ja, wirklich, Adonaj ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! Manchmal braucht es einen neuen Blick, um Gottes Wirken zu erkennen.“
Ein besonderes Augenmerk legte die Regionalbischöfin auf die Bedeutung des Schulpfarramtes: „Glaube im Schulalltag zu leben bedeutet, Jugendlichen Orientierung und Halt zu geben. Gerade in einer Zeit voller Herausforderungen und Unsicherheiten ist es umso wichtiger, ihnen einen Raum zu bieten, in dem sie Fragen stellen, nachdenken und sich ausprobieren dürfen.“
Julia Nikolaus wurde 1990 in Hameln geboren. Ihr Weg ins Pfarramt begann nicht klassisch über die Gemeinde, sondern mit einem Lehramtsstudium für Evangelische Theologie und Französisch. Doch ihre Leidenschaft für das Theologische setzte sich durch: Sie absolvierte ein Theologiestudium in Marburg, Göttingen und Jerusalem. Besonders prägend war für sie ihre Zeit in Israel, wo sie tiefere Einblicke in die hebräische Sprache und die jüdische Tradition gewann. Während ihres Vikariats in Munster sammelte sie wertvolle Erfahrungen im schulischen und interreligiösen Kontext.
Schon früh war ihr Glaube eng mit Engagement verknüpft. In ihrer Jugendzeit war sie aktiv in der evangelischen Jugendarbeit, nahm an Freizeiten teil und übernahm Leitungsaufgaben. Später engagierte sie sich in der Telefonseelsorge und im interreligiösen Dialog.
Nun beginnt mit der Ordination ein neues Kapitel. „Konfetti in der Luft, Freude im Herzen“ – unter diesem Motto wurde sie gesegnet und in ihren Dienst entsandt. Wo auch immer ihr Weg sie hinführt: Gott ist da. Oder, wie es Marianne Gorka formulierte: „Gottes Segen muss man sich nicht ergaunern – er wird geschenkt.“
Mit großer Zuversicht und Vorfreude startet Julia Nikolaus in ihren neuen Dienst. „Ich freue mich darauf, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, gemeinsam mit ihnen den Fragen des Lebens nachzugehen und zu erleben, wie Kirche auch dort lebendig ist, wo man sie vielleicht nicht sofort erwartet.“
Ihr Anliegen ist es, authentisch Kirche zu sein, nah an den jungen Menschen und ihren Themen. Dass dies gelingt, daran zweifelt sie nicht: „Ich bin sehr positiv gestimmt, dass das alles gut klappen kann, wie viel Gemeinschaft es gibt und wie junge Erwachsene sich untereinander stärken können.“
Die Ordination fand in Anwesenheit von Familie, Freunden, Wegbegleitern und zahlreichen Kolleg:innen statt, die diesen besonderen Moment mit ihr feierten.