Hannover. Angesichts von Kriegen und Krisen hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zu Momenten gesellschaftlichen Innehaltens aufgerufen. „In Israel gibt es Gedenktage, an denen für eine Minute alles öffentliche Leben stillsteht“, sagte Meister am Mittwochabend in seiner Predigt zum Buß- und Bettag in der hannoverschen Marktkirche. Deutlicher könne man eine Unterbrechung nicht markieren. Mit Blick auf Deutschland betonte er: „Uns gelingt es nicht. Dabei wäre es so wichtig. Denn Buß- und Bettag in dieser Zeit zu begehen, ist zuerst Demut.“
Zwar seien viele Menschen gerade in schwierigen Zeiten voller Sehnsucht nach Friedensvisionen und Heilsbildern, doch in vielen Regionen der Welt spiele sich derzeit das Gegenteil ab. „Man gewinnt den Eindruck, dass Pflugscharen zu Schwertern und Spießen geschmiedet werden, um Schlachten zu schlagen, Hass und Gewalt zu verbreiten und andere zu töten“, sagte Meister laut Manuskript. Der Rüstungsetat werde erhöht, um „kriegsbereit“ zu sein.
Angesichts vieler bedrückender Nachrichten sei die Bereitschaft zur Verdrängung, auch eigener Fehler und Versäumnisse, hoch. Der Buß- und Bettag sei ein Aufruf wider des Verdrängens und zur Selbstprüfung. „Fang bei Dir selbst an. Es ist kein fröhliches Geschäft, in sich zu gehen, und sich zu prüfen“, sagte Meister. Er appellierte, nicht in Kleinmütigkeit gefangen zu bleiben: „Wir dürfen in unserer Glaubensschwäche nicht bei den kleinen Wahrheiten stehen bleiben. Nicht bei schnell geäußerter Empörung, nicht bei hingemurmelten Friedensgebeten. Die Verheißung, von denen die Propheten sprechen, ist größer.“
Bild: Jens Schulze
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen