Kirchen in Niedersachsen entsetzt über Anschlag in Magdeburg

Im Dunkeln brennt eine Kerze.
Bild: mohd bakri husain / Getty

Hannover/Oldenburg. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, hat sich am Rande seiner Reise ins Westjordanland zu dem Anschlag in Magdeburg geäußert: "Mein Mitgefühl und meine Anteilnahme gelten den Menschen, die von dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg betroffen sind. Ich bete für die Verletzten und für die Angehörigen der Menschen, die ihr Leben verloren haben. Dieses schreckliche Erleben konfrontiert uns mit der Verletzlichkeit unserer Werte und unserer Lebenswelt. Verletzlich und schutzlos sind wir wie das Neugeborene in der Krippe. Weihnachten erzählt, wie wir trotzdem unsere Hoffnung nicht verlieren."

„Der Anschlag lässt uns einfach nur fassungslos zurück“, sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, am Sonnabend. Er ist auch der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Die katholischen Bischöfe Dominicus Meier in Osnabrück und Heiner Wilmer in Hildesheim sprachen von einer „furchtbaren Gewalttat“. Der Anschlag auf friedliche Menschen so kurz vor Heiligabend sei „ein Angriff auf unsere freie Gesellschaft, der durch nichts zu rechtfertigen ist“. Die Theologen riefen zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf.

Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt, mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt gefahren. Dabei wurden vier Frauen und ein neunjähriger Junge getötet. Mehr als 200 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer, Susanne Bei der Wieden, sagte, die Amokfahrt zeige, „wie gefährdet, wie zerbrechlich unser alltägliches Leben ist. Durch Menschen, die Böses ersinnen und auch durch die Stimmungen, die daraus erwachsen“. Gerade jetzt sei Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit gefragt. „Wir dürfen uns nicht von Furcht überkommen lassen.“ Furcht führe oft dazu, dass unüberwindbare Gräben aufgeworfen werden zwischen Menschen, zwischen Religionen, auch zwischen Parteien. Dieses Wissen rufe zur Verantwortung: „Dass wir alles dafür tun, die Spaltungen in unserer Gesellschaft nicht weiter zu vertiefen.“

Am Samstagabend haben tausende Magdeburger bei einem Trauer- und Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom sowie auf dem Domplatz der Opfer des Anschlags gedacht. Um 19.04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat, läuteten zudem alle Kirchenglocken der Stadt. Zu der Trauerfeier im Dom waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Brandenburg, Reiner Haseloff (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), sowie die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) gekommen.

epd Niedersachsen-Bremen / EMA