Landesbischof Meister: Hoffnung ist ansteckend

Eine als Mann lesbare Person im Talar steht auf einer Kanzel und predigt.
Bild: epd-bild/Jens Schulze (Archiv)

Hannover. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover hat an Weihnachten die Kraft der Hoffnung hervorgehoben. „Hoffnung ist unberechenbar, in ihr ist alles möglich“, sagte er in seiner Predigt an Heiligabend in der Marktkirche in Hannover: „Tut sie sich mit anderen zusammen, wird sie kraftvoll und stark, in der Familie, der Nachbarschaft, der Gesellschaft.“ In der Weihnachtsnacht lebe eine „grenzüberschreitende Hoffnung“, betonte der Bischof.

Die Hoffnung wirke „jenseits dessen, was wir berechnen und vorhersehen können“. Jeder Wunschzettel enthalte eine Hoffnung auf Erfüllung jenseits aller Wahrscheinlichkeit, sagte Meister. Jede Ehe sei angesichts der Scheidungsrate ein Risiko: „Doch Hoffnungsmenschen leben davon, dass ihre Liebe jede Prognose außer Kraft setzt.“

Hoffnung und Hoffnungslosigkeit seien beide ansteckend, führte der Bischof aus: „Sie können Menschen und Gesellschaften infizieren und entweder ratlos, ängstlich und verzweifelt machen oder zuversichtlich und froh.“ Beides habe er bei einem Besuch in Israel und Palästina erlebt, von dem er gerade zurückgekehrt sei.

Palästinensische Christinnen und Christen seien dort zwischen nationalen und religiösen Parteiungen zerrieben und fühlten sich verraten und übersehen. Hoffnung machten dagegen Initiativen wie die israelischen „Rabbiner für Menschenrechte“, die Palästinenser gegen Übergriffe von israelischen Siedlern schützten. Juden und Christen glaubten gemeinsam, dass jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen worden sei, betonte Meister. Mitmenschlichkeit kenne keine Grenzen.

„Licht ist stärker als die Dunkelheit“

Weitere Bischöfe und kirchliche Repräsentanten in Niedersachsen und Bremen haben an Weihnachten dazu aufgerufen, auch in dunklen Zeiten an der Hoffnung festzuhalten – trotz Kriegen, Krisen und Gewalt wie der Amokfahrt in Magdeburg. Die Gewalttat von Magdeburg liege wie ein Schatten über dem Weihnachtsfest, sagte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit. Doch Weihnachten sei ein Protest gegen Resignation und Hoffnungslosigkeit: „Trotz allem, was uns Angst macht, wollen und dürfen wir Vertrauen wagen. Trotz aller Spaltungen wollen wir Brücken bauen und darüber gehen.“ Adomeit ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns sagte, die Amokfahrt gehe den Menschen im Braunschweiger Land besonders nahe. Zu den Opfern zählt ein neunjähriger Junge aus dem Landkreis Wolfenbüttel, der bei dem Anschlag getötet worden war. Meyns appellierte an die Menschen, sich einen wachen und anteilnehmenden Blick für die Nöte anderer Menschen zu bewahren. „Das ist nicht leicht angesichts des vielen Leids auf dieser Welt“, sagte der evangelische Theologe. Doch die Weihnachtsgeschichte lehre, dass es sich gerade in schwierigen Zeiten lohne, Hoffnung zu wagen.

Der katholische Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim hob die Friedensbotschaft des Festes hervor. „Wann endlich hören die Anschläge auf den Weihnachtsmärkten wie jetzt in Magdeburg auf?“, sagte er. „Wann endlich wird dem Extremismus der Boden entzogen?“ Er sei überzeugt, die allermeisten Menschen wollten Frieden, sagte der Bischof. Doch eine Minderheit der Menschen setze eine Spirale der Gewalt in Gang. Wilmer appellierte: „Setzt ein Nein gegen die Strategie der Gewalt und ein klares Ja zum Leben aller. Begreift: Der Friede beginnt bei Euch.“

Der neue Osnabrücker katholische Bischof Dominicus Meier forderte die Menschen dazu auf, die Weihnachtsbotschaft als Maßstab für ein gelingendes Leben anzulegen. „In Bethlehem liegt ein ohnmächtiges und schwaches Kind im Stall – unbekannt und erfolglos“, sagte Meier in seiner ersten Weihnachtspredigt als Bischof. Dort gehe es nicht um Leistung. Viele Menschen meinten, sie müssten sich auf Biegen und Brechen durchsetzen. „In Bethlehem erfahren wir etwas ganz anderes“, unterstrich Meier, der im September in sein Amt eingeführt worden war.

Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus sieht die Weihnachtsbotschaft als eine Einladung, sich solidarisch und frei von Selbstsucht und Selbstgefälligkeit in der Gesellschaft zu engagieren. „Um füreinander freizuwerden, aneinander zu denken, zusammenzustehen“, sagte er: „Ohne die Zuwendung zum Nächsten geht Weihnachten nicht.“ Es vertrage sich aber nicht mit der Nächstenliebe, für Probleme Sündenböcke wie etwa „die Flüchtlinge“ zu suchen, anstatt nach Lösungen zu fragen.

Der neue schaumburg-lippische Bischof Oliver Schuegraf mahnte größere Anstrengungen gegen Kinderarmut an. Mehr als jedes fünfte Kind sei armutsgefährdet, sagte der evangelische Theologe in Bückeburg. „Unsere Liebe zu dem, der in der Christnacht Mensch geworden ist, zeigt sich auch in der Liebe und Fürsorge zu unseren Kindern.“ Zwar seien Zuwendung und Geborgenheit in einer Familie entscheidender als Wohlstand. Doch wer in Armut aufwachse, erfahre schnell Mangel, Verzicht und Scham. Auch für Schuegraf war es die erste Weihnachtspredigt als Bischof. Er hatte im Mai sein Amt angetreten.

epd Niedersachsen-Bremen