Hannover, Göttingen. Der antisemitische Terror der Hamas ist nach Ansicht des evangelischen Theologen und Islamkenners Wolfgang Reinbold auch eine Folge einstiger Beziehungen zwischen dem Nazi-Regime und den Palästinensern. „Der Großmufti von Jerusalem und geistliche Führer der Palästinenser, Mohammed Amin al-Husseini, stand in engem Kontakt zu Adolf Hitler. Beide verband ihr brennender Hass auf die Juden“, sagte Reinbold im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Al-Hussein wollte die jüdischen Siedler, die einen eigenen Staat zu gründen beabsichtigten, mit allen Mitteln aus dem Land haben, da kam ihm Hitler als zu allem entschlossener Geistesverwandter gerade recht“.
Durch den Schulterschluss des Großmuftis mit den Nazis habe auch die NS-Propaganda in Teilen der arabischen Welt Einzug gehalten. „Es gab sogar einen Radiosender im brandenburgischen Zeesen, der Nazi-Propaganda in makellosem Arabisch gen Nahost ausstrahlte – Koran-Lesungen und stimmungsvolle Musik inklusive“, erläuterte der Beauftragte für interreligiösen Dialog der hannoverschen Landeskirche.
Auf diese Weise sei die Nazi-Ideologie und der Hass auf alles jüdische Leben gewissermaßen „religiös umrahmt und scheinbar gerechtfertigt“ worden. „Aspekte wie eine ‚Rassenlehre‘, die Jüdinnen und Juden entmenschlicht und ihre Auslöschung fordert, diese unvorstellbare Gewalt kannte die arabische Welt zuvor nicht“, betonte Reinbold, der auch Theologieprofessor an der Universität Göttingen ist und das Haus der Religionen in Hannover leitet. Wer heute davon spreche, dass Antisemitismus auch durch Geflüchtete aus dem Nahen Osten nach Deutschland „importiert“ werde, müsse, zumindest teilweise, eigentlich von einem „Reimport“ sprechen.
Reinbold führte aus, dass sich der „eliminatorische deutsche Antisemitismus“ auch in der Hamas-Charta, dem Gründungspapier der Terrororganisation, wiederfinde. „Ohne den Einfluss der Nazis ist dieses Papier meines Erachtens kaum zu verstehen“, sagte er. Die Charta propagiere radikale Gewalt gegen Juden und einen Dschihad, der die Auslöschung des Staates Israel zum Ziel habe.
Dabei berufe sich die Hamas auf den Koran und insbesondere auf die Überlieferung über das Leben und die Aussprüche des Propheten Mohammed, die sogenannten Hadithe. Sie picke dabei gezielt Passagen heraus, die ihre antisemitische Ideologie zu stützen scheinen. Reinbold betonte, dass gerade jetzt, angesichts gehäufter Solidaritätskundgebungen für die Hamas, nicht vergessen werden dürfe, dass die Mehrheit der Muslime völlig anders denke: „Meine Gesprächspartner betonen immer wieder, dass für sie eine Koranauslegung, die Gewalt und Hass predigt, muslimisch absolut inakzeptabel ist“, sagte er.