Klosterkammer will erneuerbare Energien gewinnen

Wernstedt: Wer viele Flächen hat, muss auch an Fotovoltaik denken
Eine Fotovoltaik-Anlage
Bild: Pixabay

Mit rund 40.000 Hektar an Grundstücken ist die Klosterkammer Hannover der größte nichtstaatliche Grundbesitzer in Niedersachsen. Ihre Flächen sind fast so groß wie das Land Bremen. Sie sollen künftig verstärkt genutzt werden, um Energie zu erzeugen.

Hannover. Die Klosterkammer Hannover will ihre Flächen und Gebäude in Zukunft verstärkt dafür nutzen, erneuerbare Energie zu gewinnen. „Wer viele Flächen und auch viele Dachflächen zur Verfügung hat wie die Klosterkammer, der muss sich mit der Frage beschäftigen, wo sich zum Beispiel Fotovoltaik installieren lässt“, kündigte die neue Präsidentin der niedersächsischen Sonderbehörde, Thela Wernstedt, am Mittwoch in Hannover an. Dies müsse jedoch mit „Augenmaß geschehen“ und im Einklang mit dem Denkmalschutz stehen. Langfristig wolle die Klosterkammer CO2-neutral werden.

Die Klosterkammer verfügt in Niedersachsen sowie in kleinen Exklaven in Hessen und Sachsen-Anhalt über Grundstücke von insgesamt rund 40.000 Hektar. Das entspricht knapp der Fläche des Bundeslandes Bremen. Damit ist die Klosterkammer der größte nicht staatliche Grundbesitzer in Niedersachsen.

Alle Flächen würden gerade daraufhin überprüft, ob sie sich für die Erzeugung von erneuerbaren Energien eignen, erläuterte Kammerdirektor Andreas Hesse. Das werde rund ein Jahr in Anspruch nehmen. In erster Linie kämen dabei Sonnenenergie und Windkraftanlagen infrage. Zunächst wolle die Klosterkammer mit ihren Pächtern ins Gespräch über die neue Nutzung kommen. Mittelfristig wolle sie auch selbst an dieser Stelle unternehmerisch tätig werden. Auf dem Nebengebäude eines Klostergutes, das von der Kammer verwaltet werde, gebe es bereits eine Fotovoltaik-Anlage, erläuterte Hesse.

Zurückhaltend äußerte sich Präsidentin Wernstedt zu der Frage, ob Solaranlagen auch auf den Dächern von Kirchen denkbar seien. „Es ist nicht unser Bestreben, durch ein Symbol deutlich zu machen, dass man so etwas überall hinsetzen könnte“, sagte sie: „Es sollte schon ein bisschen ins Bild passen.“ Die Palliativmedizinerin und frühere SPD-Landtagsabgeordnete Wernstedt ist seit Mitte September im Amt. Sie übernahm die Nachfolge von Hans-Christian Biallas, der 2022 überraschend gestorben war.

Ein weiteres Ziel sei es, langfristig mehr Frauen als Bewohnerinnen für die 15 Klöster und Stifte zu gewinnen, sagte Wernstedt. „Zusammen mit den Äbtissinnen und Konventualinnen wollen wir das geistliche Leben so weiterentwickeln, dass es noch eine stärkere Ausstrahlungskraft hat als bisher.“ Bislang leben in den Klöstern und Stiften insgesamt rund 100 alleinstehende evangelische Frauen, die dort vielfach ihre zweite Lebenshälfte verbringen. Viele von ihnen sind berufstätig. Diese Lebensform müsse noch bekannter werden, etwa durch Buchprojekte oder durch Gespräche mit Jugendlichen, sagte die Präsidentin.

Das Stichwort: Klosterkammer Hannover

Die Klosterkammer Hannover ist eine Sonderbehörde zur Pflege von früheren Kirchengütern unter Rechtsaufsicht des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Sie wurde 1818 gegründet und verwaltet unabhängig ein Stiftungsvermögen aus ehemals kirchlichem Besitz, der in und nach der Reformationszeit säkularisiert wurde. Dazu gehören 15 Klöster und Stifte, 43 Kirchen, weitere rund 800 meist denkmalgeschützte Gebäude sowie etwa 12.000 Kunstgegenstände. Ihre Aufgabe ist es, das ererbte Vermögen durch eigenständiges Wirtschaften zu erhalten.

Mit rund 40.000 Hektar Fläche, darunter 26.500 Hektar Wald, ist die Klosterkammer Hannover der größte nichtstaatliche Grundbesitzer in Niedersachsen und bundesweit der größte nichtstaatliche Waldbesitzer. Die Gesamtfläche der Grundstücke entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Bremen. Mit rund 16.700 Erbpacht-Verträgen ist die Klosterkammer zudem der größte Ausgeber von Erbbaurechten in Deutschland.

Den Grundstock für die Klosterkammer legte Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) im Jahr 1542. Mit einer Klosterordnung gab sie den entscheidenden Impuls dafür, dass die ehemals geistlichen Güter erhalten blieben und bis heute getrennt vom Staatsvermögen verwaltet werden. Die vier von der Klosterkammer verwalteten Stiftungen haben heute ein Volumen von zusammen rund 780 Millionen Euro.

Aus den Erträgen fördert die Klosterkammer pro Jahr etwa 200 kirchliche, soziale und bildungsbezogene Projekte mit bis zu drei Millionen Euro. In den elf Klöstern und vier Stiften, vor allem rund um Hannover und in der Lüneburger Heide, leben bis heute kleine Konvente mit insgesamt rund 100 evangelischen Frauen.

epd Niedersachsen-Bremen