Kunstglaser schaffen Platz für Einbau des „Reformationsfensters“

Marktkirchenpastor hofft nach Streit auf Versöhnung mit Kritikern. Seit mehr als sechs Jahren sorgt das „Reformationsfenster“ des Künstlers Markus Lüpertz für Kontroversen in Hannover. Zwischenzeitlich kam es sogar zu einem Rechtsstreit. Inzwischen sind die Arbeiten für den Einbau in vollem Gange.
Bild: epd-bild/Michael Grau
In der Marktkirche in Hannover schaffen Handwerker der Glasmanufaktur Derix Platz für den Einbau des umstrittenen „Reformationsfensters“ des Künstlers Markus Lüpertz.

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Da der Ausbau diese Woche beginnt, bleibt die Marktkirche diese und nächste Woche geschlossen. Dafür stehen die Türen der Kreuzkirche von 14 bis 17 Uhr offen. Gottesdienste und Orgelkonzerte finden am Wochenende regulär in der Marktkirche statt.

Hannover. In der evangelischen Marktkirche in Hannover schaffen Handwerker einer Glasmanufaktur in dieser Woche Platz für den Einbau des umstrittenen „Reformationsfensters“ des Künstlers Markus Lüpertz. In weißen Schutzanzügen klopfen sie mit Hammer und Meißel den Kitt aus den Fugen, um das bisherige, einfach verglaste Fenster auszubauen. „Wir sind froh, dass der Einbau endlich losgeht, denn wir haben einen weiten Weg hinter uns“, sagte Marktkirchenpastor Marc Blessing am Dienstag. Das Kunstwerk soll am Reformationstag (31. Oktober) eingeweiht werden.

Das mehr als 13 Meter hohe Buntglasfenster war vor sechs Jahren von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregt worden, einem Freund von Lüpertz. Es zeigt unter anderem eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll. Schröder hatte dafür Spenden bei Einrichtungen und Unternehmen gesammelt, bei denen er Vorträge gehalten hatte. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine widmete die Marktkirche die Spenden wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Putin allerdings um und steckte sie mit Zustimmung der Spender in einen Ukraine-Fonds.

Die Schutzanzüge der Handwerker sind nötig, weil Kitt an dem alten Kirchenfenster aus der Nachkriegszeit eine leichte Asbestbelastung aufweist. Deshalb ist die gesamte Baustelle an der Südfassade der spätmittelalterlichen Backsteinkirche von innen und außen sorgfältig mit dicker Plastikfolie verhüllt und abgedichtet. In den nächsten beiden Wochen bleibt die Kirche während der Woche für die Öffentlichkeit geschlossen. Gottesdienste und Konzerte sollen aber weiter stattfinden. „Die Stadt Hannover kann sich glücklich schätzen, ein Kunstwerk von Rang zu bekommen“, sagte Blessing.

Mit dem Einbau setzt die Marktkirche einen Schlusspunkt hinter eine Kontroverse, die zum 500. Reformationsjubiläum 2017 begann. Zunächst zeigten sich einige Gemeindeglieder verschreckt von der Bildsprache von Lüpertz, der unter anderem fünf schwarze Fliegen als Zeichen für das Böse und die Vergänglichkeit zeigt. Dann klagte ein Architekten-Erbe gegen das neue Erscheinungsbild der Kirche, das durch das „Reformationsfenster“ entstehe. Er konnte sich aber in zwei Instanzen nicht durchsetzen.

Zur Einweihung am 31. Oktober wird Landesbischof Ralf Meister in einem Festgottesdienst predigen. Zur anschließenden Feier sind auch der Künstler Lüpertz und Gerhard Schröder eingeladen. Pastor Blessing hofft, dass es nach der Einweihung zu einer Versöhnung mit den Fenster-Kritikern kommt. „Es gibt Gegner, es gibt auch weiter Kritik, aber wir erleben auch eine breite Zustimmung in der Stadt“, sagte er. Er hoffe, dass die künstlerische und geistliche Kraft des Fensters am Ende für sich sprechen werde. Das Kunstwerk wurde von der Glasmanufaktur Derix im hessischen Taunusstein angefertigt.

epd Niedersachsen-Bremen