Über Hoffnungsleute, die nichts unversucht lassen

Zwei Pastoren im Talar stehen in einem Park. Sie lächeln freundlich in die Kamera.
Bild: Ulrich Steinbach
Am Sonntag führte Regionalbischof Friedrich Selter (rechts) Hendrik Hundertmark (links) in der Ev.-luth. Martin-Luther-Kirche in Lemförde in sein Amt ein.

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Diepholz/Lemförde. Seine Berufsentscheidung fiel während des Lehramtsstudiums, als Hendrik Hundertmark neben einem Schulpraktikum auch eines in einer Kirchengemeinde absolvierte. Statt im Klassenraum vor Schülern steht der Dreißigjährige seit dem 1.Februar in der ev.-luth. Martin-Luther-Kirche in Lemförde vor „seiner“ ersten Gemeinde. Die Ordination, seine Segnung und Sendung in das Amt, nahm Regionalbischof Friedrich Selter bei strahlend blauem Himmel am vergangenen Sonntag vor und dankte allen herzlich, die in der Vakanzzeit „die Gemeinde am Laufen gehalten“ hatten.

Dann wandte er sich an den jungen Pastor. “Ihr Ordinationsspruch passt gut zu Ihnen und Ihrer offenen und unbefangenen Art. Er steht in Markus 9, 23 und lautet: ‚Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt‘.“ Der leitende Geistliche im  Sprengel Osnabrück erinnerte an den Zusammenhang der Heilungsgeschichte, in der Jesus dieses Wort spricht und schlug den Bogen zu heute. „So geht es uns wohl mit unserem Glauben, dass er eher einem „Glauben-Wollen“ als einem „Berge versetzenden Glauben-Können“ gleicht. Da wohnen zwei Seelen in unserer Brust: Die zweifelnde und die glaubende. Die Befreiende Botschaft lautet aber, dass beide sich gegenseitig anspornen können und wir am Ende glauben, um dann auch besser verstehen zu können.“

Krise in der Kirche, Relevanzverlust, Mitgliederschwund? Hendrik Hundertmark schaut lieber auf das, was da ist. In seinem Ordinationsspruch spiegelt sich das wider: „Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt“ (Markus 9,23). „Dahinter steckt so viel Optimismus. Es werden sich uns Wege auftun. Der Zukunftsprozess ist so ein Weg. Da können wir Dinge gemeinsam ausprobieren und voneinander lernen – junge wie ich und Menschen mit 30-jähriger Berufserfahrung.“ Regionalbischof Selter betonte dazu in seiner Predigt: „Ihr Ordinationsspruch ist ein Motto voller Zuversicht und nicht frei von Selbstbewusstsein. Sind gläubige Christen Superleute? Nein, das ganz bestimmt nicht. Wir sind voller Ambivalenz, bedürftig, angewiesen auf Beistand und Hilfe. Aber Christinnen und Christen sind Hoffnungsleute, die auch in schweren Zeiten nichts unversucht lassen, um es ein kleines bisschen besser zu machen mit dieser Welt, um andere zu ermutigen, zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit in Lemförde! Eine Zeit, in der Sie spüren, wie Gemeinschaft Sie trägt und was alles möglich ist, wo der Glaube innewohnt und zugleich Menschen immer wieder in Bewegung bringt.“

Begleitet wurde Hendrik Hundertmark bei seiner Ordination von wichtigen Weggefährten wie seinem langjährigen Studienkollegen Tim-Fabian Albrecht, Barbara Meyer, Kirchenvorstandsvorsitzende der Kirchengemeinde und damit erste und wichtige Ansprechpartnerin für alle Fragen, sowie Pastor Rainer Müller-Jödicke, sein Vikariatsleiter und Ratgeber in der Gemeindearbeit, der jüngst zum Superintendenten des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf gewählt wurde.

Hendrik  Hundertmark wird jetzt "zuhören, um zu hören, was vor Ort gerade wichtig ist, weil man im Miteinander einfach mehr gestalten kann." Dass die Voraussetzungen dafür sehr gut sind, zeigte die fröhliche Feier nach dem Gottesdienst. Die katholische Nachbargemeinde war vertreten und Lars Mentrup, Bürgermeister der Samtgemeinde, lud den jungen Pastor gleich zu einer Besuchstour durch sein Gemeindegebiet ein.

Brigitte Neuhaus / Sprengel Osnabrück