Ruhe und Segen

Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis
Eltern mit ihrem Kind in einem Park an einem See.
Bild: canva.com/Bogdan Sonyachnji

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers. 

Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken. Diese Worte aus dem Schöpfungsbericht sind der Beginn der 7-Tage-Woche, die Erfindung des freien Wochenendes, die große Erlaubnis, das Leben in Rhythmen von Schaffen und Erholung einzuteilen.

Der siebte Tag der Schöpfungsgeschichte ist der Sabbat, der Samstag, der Ruhetag des Judentums. Der folgende Sonntag, der Sonnentag, erinnert daran, wie Gott das Licht in die Welt gebracht hatte. Schon früh widmeten Christen diesen Tag ihrem Glauben, denn es ist der Tag, an dem Jesus Christus auferstanden war. Heimlich feierten sie Gottesdienste. Arbeiten mussten sie weiter. Ein Ruhetag hätte sie verraten und der Verfolgung ausgesetzt. Der Sonntag war also, und ist es theologisch bis heute, der Wochenbeginn. Der jüdische Philosoph Franz Rosenzweig schreibt deshalb: Der Christ ist der ewige Anfänger. Das Vollenden ist nicht seine Sache.

Anfang gut, alles gut. Wenn Christen nur immer diesen Schwung hätten! Im Jahre 321 machte der frisch zum Christentum bekehrte, römische Kaiser Konstantin den Sonntag zum Tag des Herrn, wie er in romanischen Sprachen bis heute immer noch heißt. Ruhe und Gottesdienst empfahl der Kaiser. Und so mag es Jahrhunderte lang zugegangen sein.

Erst im 19. Jahrhundert änderte sich der Rhythmus. Die industrielle Revolution unterstellte das Leben wirtschaftlichen Notwendigkeiten: Wenn Maschinen nicht ruhen, sollen Menschen nicht rasten. Staatlich garantierten Schutz gab es für den Sonntag erst wieder 1919 in der Verfassung der Weimarer Republik. Tag der seelischen Erhebung nennt ihn unser Grundgesetz und meint eine Freiheit, die sich dem Diktat von Produktion und Sachzwängen entzieht, die Würde des Menschen hochhält. Nicht nur der Einzelne , sondern die ganze Gesellschaft, soll den gemeinsamen Ruhetag zu Begegnung und Sammlung genießen.

Ausnahmen sind auf die Arbeiten zu beschränken, die das Leben schützen. Heute haben die meisten Deutschen die Sonntagskleider abgelegt, besuchen nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst. Und Gott segnet den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.
Ruhen aber wollen die meisten dennoch.
Gottes Vorbild wirkt ewig.

Amen.

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers. 

Biblischer Text,
1. Buch Mose 2, 1‐3
So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.
Jakob Kampermann