Aufblitzen.

Andacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres
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Sind Sie ein geduldiger Mensch? Können Sie gut ganz in Ruhe darauf warten, dass etwas passiert? Oder fällt Ihnen das schwer? Vielen Menschen, mit denen Jesus sich unterhalten hat, ist es eher schwer gefallen. Sie warteten sehnsüchtig darauf, dass sich ihr Leben grundlegend veränderte. Sie suchten nach Anzeichen, dass alles Leid, all die Gewalt und Mühsal ein Ende hätte und dass das Reich Gottes auf Erden endlich kommt. Und sie fragten bei Jesus nach: Wann ist es endlich soweit, dass sich alles zum Besseren verändert?

So ganz fern sind uns solche Hoffnungen auch heute nicht. Wir nennen es vielleicht nicht Reich Gottes. Aber die Sehnsucht, dass die schrecklichen Kriege in der Ukraine, in Äthopien und in vielen anderen Gegenden der Welt enden - die haben wir doch. Dass es gelingt, endlich die so dringend notwendigen Schritte gegen die Klimaerwärmung einzuleiten und es nicht bei Absichtserklärungen und viel zu kleinen Änderungen zu belassen. Dass nicht hunderte Millionen Menschen hungern und unzählige auf der Flucht sind vor Armut und Gewalt. Wie wäre es, wenn all das innerhalb kürzester Zeit enden würde?

Jesus antwortet anders als seine Zuhörerinnen und Zuhörer es wahrscheinlich erwartet haben. Auf der einen Seite verweist er nicht auf einen nahen oder fernen Tag, an dem das Reich Gottes Wirklichkeit wird auf der Erde. Er sagt schlicht: "Das Reich Gottes ist schon da - mitten unter euch." Überall dort, wo Menschen nicht wegsehen, wenn Leid geschieht, sondern helfen. Überall dort, wo sich Menschen nicht der blanken Gewalt beugen, sondern für Frieden und Freiheit einstehen. Überall dort, wo Menschen nicht Ungleichheit und Unterdrückung nicht akzeptieren, sondern sich für Gerechtigkeit einsetzen.

Das ist nicht der schnelle, machtvolle Umschwung von einer Minute auf die andere, den wir ersehnen. Und doch: Das Reich Gottes blitzt immer wieder auf. Mitten unter uns. Mal geschieht das mit einem kleinen Leuchten, das nur wenige Menschen wahrnehmen . Und ein anderes Mal mit einem Strahlen, das zu einem Stück Himmel auf Erden für ganz viele wird.

Und wir gehen wir mit unserer Ungeduld um? Das ist Jesus selbst das beste Beispiel. Er ist auch ungeduldig gewesen. Wollte sich nicht abfinden mit Leid und Ungerechtigkeit, mit Hass und Gewalt. Und hat sich auf den Weg gemacht zu denen, die leiden und abseits stehen. Ist auf sie zugegangen, war für sie da, hat geholfen und Mut gemacht. Und hat gezeigt, wie es aussieht, wenn Reich Gottes mitten unter uns ist.

Amen.

Predigttext,
Lukas 17, 20-24
Als Jesus aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.
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