Gottes Wort ist wie ein zweischneidiges Schwert. Das ist sprichwörtlich geworden in unserer Sprache: Dass etwas zweischneidig sein kann. Die Sache ist nicht eindeutig. Sie lässt sich nicht einfach in den Griff kriegen. So ist es mit Gottes Wort.
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verschließt eure Herzen nicht“, lautet der neue Wochenspruch im Hebräerbrief. Habt ihr heute schon Gottes Stimme gehört? Wo hören wir sie? Und wann?
In der Bibel finden wir Gottes Wort. Nicht in jedem einzelnen Wort. Aber in jedem Kapitel. Pinchas Lapide, ein jüdischer Religionswissenschaftler, schrieb: „Man kann das Wort Gottes wörtlich nehmen oder ernst – beides geht nicht.“ Das Wort Gottes braucht eine Deutung. Das Wort Gottes ist nicht immer so eindeutig, wie wir uns das wünschen. Das im Hinterkopf zu haben und deshalb auch anderen Deutungen und Verständnissen des Wortes Gottes zuzuhören, ist gut evangelisch.
In der deutschen Schriftsprache hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Es gab eine neue Rechtschreibung, die vieles vereinfachen sollte. Es gibt zwar Regeln, aber es ist nicht jedes Wort festgelegt. Wer bestimmt dann, was richtig ist? Die Antwort: Die Sprachgemeinschaft. Die Gemeinschaft all derer, die diese Sprache sprechen und schreiben.
Kaum etwas ist so ungreifbar wie die Sprachgemeinschaft. Wer soll das sein? Gehöre ich auch dazu? Und warum hat mich dann nie jemand gefragt, ob man Eislaufen genauso auseinander schreiben sollte wie Rad fahren?
Je weniger Regeln es gibt, desto mehr ist jede und jeder Einzelne gefragt und gefordert, sich Gedanken zu machen. Abstimmungen untereinander sind nötig. Sie werden so aber auch erst möglich. Weil Spielräume da sind und nicht alles festgezurrt ist.
Sind wir eine Sprachgemeinschaft des Wortes Gottes? Eine Sprachgemeinschaft, die sich darüber austauscht, wie Gottes Wort zu hören und zu verstehen ist? Wie höre ich Gottes Wort? Wie hörst Du es? Und magst Du mir davon erzählen, wie Du es verstehst? Vielleicht auch, wo es Dir in den Ohren schmerzt? Oder wann es Dich zur Ruhe bringt?
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig. Es ist relevant, es ist lebensentscheidend. Es ist Orientierung. Es ist Trost. Und in jedem Fall ernst zu nehmen.
Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verschließt eure Herzen nicht. Und ich möchte ergänzen: Verschließt auch nicht euren Mund!
Amen.
Hebräerbrief 4, 12–13