Der Kirchentag in Hannover nimmt Fahrt auf
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Demokratie und Zusammenhalt sollen zentrale Themen beim Kirchentag in Hannover sein. Zu dem Großevent werden mehr als 100.000 Menschen in der niedersächsischen Landeshauptstadt erwartet. Die Tickets beinhalten auch Fahrten mit dem Nahverkehr.
Hannover. Mehr als 1.500 Veranstaltungen und 650 Gesprächsgäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft erwarten die Besucherinnen und Besucher des Deutschen Evangelischen Kirchentags vom 30. April bis zum 4. Mai in Hannover. Nach 1949, dem Gründungsjahr der Veranstaltung, 1967, 1983 und 2005 ist es bereits das fünfte Mal, dass die niedersächsische Landeshauptstadt Gastgeberin des Events ist. In fünf Tagen werden an verschiedensten Orten Themen wie Demokratie, Ökologie und Wirtschaft, Frieden und soziale Gerechtigkeit diskutiert, es gibt Bibelarbeiten, Gottesdienste und ein vielfältiges Kulturprogramm.
Tickets berechtigen für Nutzung des Nahverkehrs

Damit die bis zu 100.000 erwarteten Besucherinnen und Besucher des Kirchentages in Hannover in der Stadt zwischen den Veranstaltungen und darüber hinaus mobil sein können, haben die Verantwortlichen des Kirchentages und der Verkehrsverbund, Großraum-Verkehr Hannover (GVH), einen Kombiticketvertrag abgeschlossen. Die jeweilige Eintrittskarte berechtige damit auch zur Nutzung des ÖPNV-Angebotes in der Region Hannover, teilte der Kirchentag am Montag mit.
Nicht nur die Nutzung von Bussen, Bahnen und Zügen des Nahverkehrs sei im jeweiligen Ticket enthalten. Auch das Fahrradleihsystem „SprintRad“ stehe für alle Teilnehmenden des Kirchentages während der gesamten Dauer zur Verfügung. Mit einem Rabattcode seien die ersten 30 Minuten einer Fahrt kostenlos. Rund 1.100 orangefarbene Räder stünden im Stadtgebiet und der Kommune Ronnenberg an mehr als 400 Orten bereit. Die Helfenden des Kirchentages erhalten ebenso Zugang zu den Rädern.
Programm ab sofort online und über App erhältlich

Ab sofort ist das Kirchentags-Programm über die Website und eine Kirchentags-App verfügbar. „Wenn ihr Demokratie leben und gestalten wollt: Kommt mit uns nach Hannover“, sagte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund bei der Vorstellung des Programms am Dienstag in Hannover. „Wir können zeigen, dass wir mehr gemeinsam haben, als uns trennt.“
Programmschwerpunkte des protestantischen Laientreffens bilden die Themen Zusammenhalt, Nachhaltigkeit, Missbrauch in der Kirche sowie die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland, erläuterte Siegesmund. Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, werde es zudem um Arbeit, Chancen und sozialen Ausgleich gehen. Gewerkschaftsvertreter sowie die VW-Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo hätten ihre Teilnahme bereits zugesagt.
Dem Kirchentag gehe es in diesem Jahr um eine deutliche Verschränkung des geistlich-theologischen und des gesellschaftspolitischen Programms, sagte die Generalsekretärin des Kirchentags, Kristin Jahn. Denn Glaube finde nicht nur im Privaten statt, sondern wirke sich aus in der Politik. Auch „Brennpunktfragen“ sollten deshalb gestellt werden. Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump fragte Jahn: „Was, wenn Religion benutzt wird, um Demokratien auszuschalten?“. Demokratie trage „wie das Evangelium die Verheißung in sich, ohne Feindbild und ohne Angst unterwegs zu sein“.
Rund 100.000 Dauergäste werden diesmal erwartet. Zum Eröffnungsabend in Hannovers Innenstadt rechnen die Veranstalter mit bis zu 150.000 Teilnehmern. Im Eröffnungsgottesdienst vor dem Neuen Rathaus predigt der Bischof der gastgebenden hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister. Die Predigt des Schlussgottesdienstes hält die Theologin Hanna Reichel aus Princeton in den USA. Für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste haben sich den Angaben zufolge bereits mehr als 3.000 Bläserinnen und Bläser sowie 1.200 Sängerinnen und Sänger angemeldet. Geplant ist überdies eine „Mitsingkirche“, in der von Mittwoch bis Sonnabend 72 Stunden lang nonstop gesungen werden soll.
Vorgezogene Bundestagswahl erschwert Programmplanung
Zahlreiche Bundespolitiker werden sich auf den Podien einbringen, etwa Ricarda Lang, Katrin Göring-Eckardt (beide Grüne) und der derzeitige Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Laut Programm hat der derzeitige Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz seine Teilnahme ebenfalls zugesagt. Unter der Überschrift „Mut zum Aufbruch“ gestaltet er eine Bibelarbeit zur Geschichte von Jesu Auferstehung (Matthäus 28,1-10).
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sei ebenfalls angefragt worden, hieß es. AfD-Vertreter habe man, wie schon bei den Kirchentagen in Dortmund und Nürnberg, erneut nicht eingeladen. Weitere Bibelarbeiten übernehmen Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne), der sich als Muslim bezeichnet, die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und der Benediktinerpater Anselm Grün.