Leinen los: 350 Konfis erleben Gemeinschaft auf See

Seit 20 Jahren sticht die Flotte der evangelischen Jugend Wesermünde in See und beschert Jugendlichen eine außergewöhnliche Zeit.
Ein Segelschiff auf Wasser mit mehreren Masten und Menschen an Bord.
Bild: Michael Hinrichs

Organisation ist alles. Dieses Zitat trifft den Einsatz, den die Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen im evangelischen Kirchenkreis Wesermünde in den vergangenen Wochen und Monaten geleistet haben, ziemlich genau. Denn wenn am 4. April zum 20. Mal eine Flotte aus 15 Plattbooten mit rund 330 Jugendlichen an Bord im Heimathafen im hohen Norden in See sticht und Kurs aufs niederländische Ijsselmeer nimmt, hat das Organisations-Team um Kreisjugenddiakon Michael Hinrichs ein gutes Dreivierteljahr lang Überzeugungsarbeit geleistet, Geld und Sponsoren eingeworben, elfköpfige Flottenkommandos zusammengestellt und Pläne geschmiedet, um für die jungen Menschen eine unvergessliche Konfirmandenfreizeit auf die Beine zu stellen. 

Auf ins Abenteuer mit der Bibel an Bord

Zwei Personen an Deck eines Segelschiffs, die an einem Seil ziehen.
Bild: Michael Hinrichs
Das gemeinsame Segeln und der Alltag an Bord sollen die Jugendlichen eng zusammenschweißen und Zeit für spirituelle Fragen geben.

Wenn die jungen Leute die Decks der Schiffe zu Beginn der Osterferien betreten werden, wird bei allen eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität zu spüren sein. Schließlich kommen auf die meisten Mädchen und Jungen ganz neue Aufgaben zu – vom Segelsetzen über das Navigieren bis hin zum Kochen und Saubermachen. Ein Kapitän und professionelle Skipper mit Seemannspatent werden die Teilnehmer – zwischen 18 und 40 Jugendliche werden je nach Größe des Schiffs an Bord sein – nautisch anleiten. Jedes der 15 Schiffe verfügt zudem über ein eigenes Headquarter, bestehend aus Sanitätern des DRK, einem Arzt, drei Einkäufern und vier Mitreisenden in leitender Funktion sowie ein Medienteam. „Wir sind praktisch eine Gemeinde auf Zeit, denn uns begleiten außerdem Pastoren, Diakone und FSJ-ler aus den Gemeinden des Kirchenkreises Wesermünde“, erzählt Michael Hinrichs.

Natürlich gehe es während der Fahrt nicht allein um Freizeitvergnügen, sondern auch darum, sich mit der Bewältigung von Krisen, dem Leben in der Gruppe und vor allem in christlicher Gemeinschaft auseinanderzusetzen. Das gemeinsame Segeln und der Alltag an Bord soll die Jugendlichen eng zusammenschweißen, gleichzeitig bleibt auf hoher See ohne Handy und PC viel Zeit für Andachten, Gottesdienste und das Abendmahl. Spirituelle Fragen wie „Wer bin ich?“, „Wer sind wir?“ oder „Wer ist Gott als Lebensbegleiter?“ werden in Gesprächen aufgegriffen. Eine Tagesaufgabe könnte zudem sein, jemand anderem an Bord wie ein geheimer Schatten den Tag über etwas Gutes zu tun – ohne dass der oder die andere etwas davon mitbekommt. Abends stehen Spiele und Disco auf dem Programm. „Ansonsten lassen wir uns einfach nur vom Wind treiben und schauen, wann wir im Zielhafen in Lelystad ankommen“, sagt Michael Hinrichs.

Die Konfirmation selbst wird für die jungen Leute durch diese intensive Zeit der Vorbereitung und der gemeinsamen Erlebnisse zu einem noch bedeutenderen Ereignis. „Ich glaube, dass wir durch dieses Abenteuer Geschichten in Bewegung setzen, denn wie schön wäre es, wenn die Teilnehmenden später, wenn sie irgendwo am Wasser sitzen, an ihre Konfizeit zurückdenken?“, fragt Hinrichs. 

Ein Schild an einem Steg, auf dem "Gereserveerd Wesermünde" steht.
Bild: Michael Hinrichs
Nicht nur der Kirchenkreis Wesermünde fährt auf große Fahrt.

Der Kreisjugenddiakon wünscht sich, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden durch die Begleitung der Pastoren und Diakone auch in diesem Jahr eine neue Tiefe in ihrem Glauben finden. So sei es schon vorgekommen, dass einige von ihnen später als Betreuer der Freizeiten mitkamen, um die nächste Generation von Konfis zu begleiten. 

Seit der ersten Flotte vor 20 Jahren mit damals 150 Jugendlichen durch niederländische Grachten hat die Aktion der Wesermünder weite Kreise gezogen. Denn von Bremerhaven über Burgdorf bis nach Braunschweig gehen mittlerweile zahlreiche Kirchenkreise mit ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden auf einen abenteuerlichen Segeltörn.  

Tanja Niestroj/EMA