Das fast 900 Jahre alte Kloster Amelungsborn hat am Dienstag eine neue Ära der Wärmeversorgung eingeläutet. Mit einer hochmodernen Kombination aus Luft-Wasser-Wärmepumpe und Holzpelletanlage verabschiedete sich die historische Anlage von den in die Jahre gekommenen Ölheizungen. „Unsere alten Öl-Heizungen hatten ihre Lebensdauer erreicht. Da die Landeskirche bis in wenigen Jahren emissionsfrei werden möchte, war klar: Wir müssen auf nachhaltige Energie umstellen“, erklärte Abt Eckhard Gorka bei einem Pressegespräch am Dienstag.
Die Umstellung ist nicht nur ein Meilenstein für das Kloster, sondern auch ein Modellprojekt in der Landeskirche selbst: „Es ist etwas ganz Besonderes, vermutlich sogar bundesweit einmaliges, in einer fast 900 Jahre alten historischen Anlage so moderne Technik einzubauen“, sagte der Abt. Dank der neuen Heiztechnik kann das Kloster jährlich bis zu 30.000 Liter Heizöl einsparen – ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe trägt den Großteil der Heizlast, während die Holzpelletanlage bei extremen Temperaturen unterstützt. Die Pellets stammen aus heimischen Wäldern und machen die Anlage damit besonders umweltfreundlich.
Die Bauleitung hatte Dipl.-Ing. Michael Täubert aus Chemnitz inne. Er schilderte die Herausforderungen des Projekts: „Bis zu 25 Handwerker, Architekten und Archäologen waren auf der Baustelle im Einsatz.“ Gerade in einer historischen Anlage sei Präzision entscheidend gewesen. Vor der eigentlichen Installation mussten umfangreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt werden, um die historischen Böden zu schützen. Heute sind alle Gebäude des Klostergeländes, einschließlich des abgelegenen Torhauses, an das neue System angeschlossen.
Neben der Nachhaltigkeit kommt auch der Komfort nicht zu kurz. Die Tagungsstätte und die Gästezimmer des Klosters werden nun zuverlässig beheizt, ohne dass es an Behaglichkeit mangelt. Ein besonderes Detail bleibt die Sitzheizung im barocken Chorgestühl der Klosterkirche, die vor einigen Jahren eingebaut wurde. „Die CO2-neutrale Heizung und sogar eine Sitzheizung im Chorgestühl der Klosterkirche sind wichtige Schritte“, betonte Abt Gorka.
Allerdings bleibe die Klosterkirche im Winter weitgehend unbeheizt – eine bewusste Entscheidung, um Energie zu sparen. Ausnahmen bilden die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel, wo sich die Kirche traditionell mit Leben füllt.
Auch wenn das Hauptprojekt erfolgreich abgeschlossen wurde, sieht der Abt weiteren Handlungsbedarf: „Für die Zukunft würden wir außerdem gerne Ladesäulen für E-Autos errichten – dazu fehlt uns jedoch noch ein Betreiber.“ Bauleiter Michael Täubert ergänzte, dass auch reversible Photovoltaik-Anlagen denkbar seien, an nicht sichtbaren Stellen, um dem Denkmalschutz entgegenzukommen. Der erzeugte Strom könnte direkt vor Ort genutzt werden und somit eine spürbare Entlastung der laufenden Kosten bedeuten. Dies sei ein wertvoller Beitrag für den künftigen Erhalt des Klosters. Leider fehlen aktuell die finanziellen Mittel für solche Projekte. Doch die Vision ist klar: Das Kloster soll energetisch unabhängiger und langfristig nachhaltig betrieben werden.
Das Kloster Amelungsborn, gegründet 1135, ist nicht nur ein Ort spiritueller Einkehr, sondern auch eine lebendige Gemeinschaft. Neben den Konventualen und dem Abt gehören ein ökumenischer Frauenkreis, ein Kräutergartenteam und viele weitere Gruppen zum Klosterleben. Gäste können in der historischen Tagungsstätte mit 40 Betten klösterliche Gastfreundschaft erleben. Ganz nach dem Zisterziensermotto: „Porta patet, cor magis“ – „Die Tür steht offen, das Herz weit mehr“.
Für Abt Gorka ist der Einsatz für den Klimaschutz eine Frage der Verantwortung: „Wir sind ein Ort, an dem Gott gelobt wird, und dazu müssen wir diesen Ort auch gastlich erhalten. Nur dann macht man spirituelle Erfahrungen.“ Mit dem neuen Heizsystem und den Plänen für eine nachhaltige Energiezukunft zeigt das Kloster Amelungsborn, wie historische Stätten und moderne Technik Hand in Hand gehen können. Dabei bewahrt es nicht nur seine Jahrhunderte alte Tradition, sondern gestaltet aktiv eine umweltbewusste Zukunft.