Lektorin Laura Brand will junge Menschen für die Kirche begeistern

Eine als junge Frau lesbare Person steht neben einem lila Banner mit der Aufschrift "500 Jahre - Reformation geht weiter"
Bild: Harald Langguth

Werktags Gärtner, Studentin oder Richterin – sonntags im Gottesdienst eine Lesepredigt vortragen, Gebete formulieren und Lieder auswählen: Ehrenamtliche Lektorinnen und Lektoren bereichern den Gottesdienst. Laura Brand hat an einem Kurs speziell für angehende Religionslehrkräfte teilgenommen.

2021 hat Laura Brand ihr Abi am Schiller-Gymnasium in Hameln gemacht. Noch im selben Jahr beginnt die heute 21-jährige ihr Studium Deutsch und Evangelische Theologie an der Leibniz-Universität in Hannover für das Lehramt an Gymnasien. Für 2025 ist der Master-Abschluss geplant. „Das Studium formt mich auch persönlich“, sagt die zukünftige Religionslehrerin. Parallel dazu engagiert sie sich ehrenamtlich als Lektorin in der Marienkirche Aerzen.

„Ich bin hier verwurzelt und hatte schon immer einen Fuß in der Kirche“, sagt Laura Brand von sich selbst. Dank Mutter Katja gibt es so etwas wie eine kleine Familientradition. „Sie hat hier in Aerzen zehn Jahre die Kinderkirche mitgestaltet und zu Weihnachten die Krippengeschichte mit bis zu 30 Kindern inszeniert.“ Klein-Laura war dann mal Maria und mal der Verkündigungsengel. Ihre Beschäftigung mit dem Glauben begann so bereits im frühen Kindesalter.

Kaum konfirmiert, unterstützt Laura Aktionen für und mit Konfirmanden. „Ich habe sie beim Unterricht begleitet und später auch auf Konfi-Freizeiten.“ Der Religionsunterricht in der Schule und eine begeisternde Religionslehrerin in einer tollen Lernatmosphäre im Religions-Leistungskurs ebnen Laura den Weg ins Studium. Gleichzeitig engagiert sie sich weiter in ihrer Kirche – unter anderem bei Vorstellungs- und Begrüßungsgottesdiensten.

2022 nimmt die angehende Religionslehrerin während des Studiums ein Angebot des Mentorats für Lehramtsstudierende in Kooperation mit der Lektoren- und Prädikantenarbeit der Landeskirche wahr – eine Ausbildung zum Lektorendienst mit Abschluss im April 2023. Zweieinhalb Stunden pro Woche lernt sie ein halbes Jahr lang, wie man Andachten, Jugend- und Schulgottesdienste gestaltet.

Nachdem sie von der Superintendentin für Gottesdienste in der Evangelischen Studierendengemeinde in Hannover eingesegnet wurde, möchte Laura Brand auch für ihre Heimatgemeinde tätig sein. Sie schließt ein Mentorat bei Pastor Christof Vetter an. In Aerzen hat sie dann auch ihre Premiere als Lektorin. Vetter freut sich darüber, dass in der Aerzener Kirchengemeinde gleich fünf Lektorinnen und Lektoren engagiert sind: „Sie bringen sehr unterschiedliche Lebensphasen mit ein. So sind neben Laura Brand Menschen zwischen Studium und Ruhestand dabei. Das zeigt auch, wie vielfältig das Leben in unserer Kirchengemeinde ist.“

Eine als junge Frau lesbare Person steht vor einem Altar und hält ein Gottesdienstbuch in der Hand.
Bild: Harald Langguth
Laura Brand engagiert sich in ihrer Gemeinde in Aerzen als Lektorin.

Fast 2.000 Ehrenamtliche übernehmen bereits als Lektoren und Lektorinnen oder Prädikanten und Prädikantinnen Verantwortung in ihrer Heimatgemeinde. In der hannoverschen Landeskirche gibt es verschiedene Möglichkeiten einer Ausbildung für alle Gemeindemitglieder, die von ihrem Kirchenvorstand in die Ausbildung entsandt werden. Weitere Infos beim Lektoren- und Prädikantendienst am Michaeliskloster in Hildesheim.

Die nächste „Werkstatt Andachten & Gottesdienste“ des Mentorats für Studierende findet im Wintersemester 2024/2025 statt. Beginn ist am Mittwoch, den 23. Oktober um 15.30 Uhr in der Kreuzkirche in Hannover, Anmeldungen sind ab sofort möglich. Die Inhalte der Werkstatt entsprechen denen eines Lektorenkurses der Landeskirche Hannovers.

Das Wort Lektor stammt vom lateinischen lector, zu Deutsch Vorleser. Der Begriff bezieht sich auf Laien mit theologischer Grundbefähigung wie Laura Brand, die in evangelischen Kirchen an der öffentlichen Verkündigung des Wortes Gottes beteiligt sind. Dabei geht es um Lesepredigten, die man nicht selber schreiben, aber sich aneignen muss, damit sie zu einem selbst und zur Situation der Gemeinde passen. Das wird in der Ausbildung zum Lektor unterrichtet und ausprobiert.

Auch wird in Lektorenkursen die passende Auswahl von Liedern, das Schreiben von Gebeten, das liturgische Singen und Segnen gelehrt. So können Lektoren nach ihrer Einführung die Verantwortung für einen Gottesdienst mit Lesepredigt übernehmen. All das hat auch Laura Brand gelernt. Nach der Lektoren-Ausbildung und zwei Jahren der Erfahrung kann man sich um einen Platz in der Prädikantenausbildung bewerben. Da liegt dann der Schwerpunkt auf dem Verfassen einer eigenen Predigt.

Hinter dem Bild des Lektors steht der von Martin Luther geprägte Begriff des „Priestertums aller Getauften“. Diesen begründet er 1520 in Abgrenzung zum römischen Priestertum in einer reformatorischen Hauptschrift „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“. Luther schreibt darin: „Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes und ist unter ihnen kein Unterschied des Amts halben allein. Demnach werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht.“

1523 nimmt Luther den zweiten Satz in seiner Auseinandersetzung mit radikal-reformatorischen Gruppierungen wie den Spiritualisten und Täufern teilweise zurück. Er verweist auf die Unableitbarkeit des Predigtamtes, auf die Bibel und die kirchliche Tradition. Die Kirchenordnungen der neu entstehenden lutherischen Landeskirchen folgen Luthers Sichtweise mit klaren Ämter- und Ordinationsbestimmungen.

Heute bedeutet das „Priestertum aller Getauften“ in der evangelischen Kirche vor allem, dass alle Gläubigen eine unmittelbare und persönliche Beziehung zu Gott haben können. Gleichzeitig ist damit aber auch gemeint, dass das öffentliche Predigtamt mit dem Pastor noch keinen Weihestand festlegt. Für Laura Brand ist etwas anderes viel wesentlicher: „Mir ist es ein Herzensanliegen, junge Menschen wieder für die Kirche zu begeistern. Als Lehrerin freue ich mich darauf, mit Kindern und Jugendlichen in einen offenen Dialog über Religion und Glauben zu treten. Das inspiriert und bereichert mich.“ Am Sonntag, 22. September, steht sie ab 10 Uhr auf der Kanzel der Marienkirche in Aerzen.

Harald Langguth, Kirchenkreis Hameln-Pyrmont