„Friedensorte“ mit Plakette ausgezeichnet

Bild: Friedensort Woltersburger Mühle
Bild: Landeskirche Hannovers
Logo der Friedensorte

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Acht Orte, die sich in besonderer Weise den Themen Frieden, Aufarbeitung der Vergangenheit, Beleuchtung von Migrationsgeschichten und dem Weg zu einer gerechten Welt verschrieben haben, haben ihre Plakette als Auszeichnung als „Friedensort“ in der Landeskirche Hannovers erhalten. Alle wollen durch Vorträge, Diskussionen, Impulse und Aktionen zu einer friedlichen Welt beitragen und für genannte Themen sensibilisieren.

Hildesheim: Vernetzte Bewahrung der Schöpfung

Bild: Felix Paul
Neben dem Netzwerk betreibt der Friedensort weitere Projekte, wie musikalische Sommerabende, Fairteiler und Blühflächen, bis hin zum Smoothie-Fahrrad.

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Wie funktioniert das in einem Kirchenkreis Nachhaltigkeit zu fördern? Welche Partner braucht man dafür und wie spricht man sie an? Fragen, die in Hildesheim Beantwortung finden. Der Vergabeausschuss Friedensorte traf sich am dortigen Friedensort mit dem Namen „Lernen eine Welt zu sein“ mit den Mitarbeitenden und überreichte die Plakette mit der Kennzeichnung als Friedensort der Landeskirche.

Während des Besuches konnte sich der Ausschuss davon überzeugen lassen, wie wichtig lokale und regionale Vernetzungen für die gemeinsame Gestaltung vom Thema Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind. Mit dem Netzwerk „Öko-fair und mehr“ haben die Verantwortlichen vor Ort ein Forum geschaffen, in dem man sich projektbezogen austauschen kann. Vom Landwirt bis zu Umweltaktivistinnen und -aktivisten versammelt sich ein breites Spektrum an Interessen aus der Stadt und der Region. Darüber steht das Bewusstsein, mehr gemeinsam bewegen zu können.
Neben dem Netzwerk betreibt der Friedensort weitere Projekte, wie musikalische Sommerabende, Fairteiler und Blühflächen, bis hin zum Smoothie-Fahrrad. Damit ist der Friedensort inzwischen eine Größe in der Region Hildesheim-Sarstedt, wenn es um umweltpolitische Bildung für jedes Alter. Die Teilnehmenden der verschiedenen Projekte erfahren früh eine Selbstwirksamkeit, die es ermöglicht auch die großen Aufgaben anzugehen.

Für die Kirchengemeinden im Kirchenkreis haben die Verantwortlichen neuerdings ein weiteres Angebot geschaffen: eine Zertifizierung als ökofaire Gemeinde. Für Kirchengemeinden sollen dabei die Themen Nachhaltigkeit und ökofairer Einkauf behandelt werden. In einem Maßnahmenheft finden sich viele Aktionen, um die eigene Kirchengemeinde zukunftsfester und ökologisch tragfähiger zu gestalten. Mit dem Ansatz der grundständigen Zusammenarbeit auf direktester Ebene schafft es der Friedensort Nachhaltigkeit durchführbar zu machen.

Hermannsburg: Frieden gehen

Bild: Felix Paul
Der Friedensort2GO in Hermannsburg lädt zum Spazieren, Sinnieren und Nachdenken ein.

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Der Friedensort2GO in Hermannsburg lädt zum Spazieren, Sinnieren und Nachdenken ein. An sechs multimedialen Stationen lassen sich anhand verschiedener Kunstwerke und Interpretationen die Facetten eines Friedens diskutieren. Dabei werden alle Sinne gefordert. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern haben die Verantwortlichen eine Verknüpfung mit den Gemeinden und dem Missionswerk geschaffen. 
Gerechtigkeit denken, Frieden hören, Respekt lernen, Dialog suchen, Hoffnung leben und Frieden lauten die Stationen, die man auch online findet. Neben dem Erleben von Facetten des Friedens auf dem Rundweg leistet der Friedensort einen großen Anteil an der Vernetzung und dem Austausch mit verschiedenen Ländern, deren Partnern und den Menschen in Niedersachsen. Die internationale Begegnung in respektvoller und gleichberechtigter Weise steht dabei im Mittelpunkt. Gelebt wird diese Begegnung in den Friedensort2GO-Camps, in denen Teilnehmende aus den Partnerkirchen zusammenarbeiten, um Frieden leben zu lernen.

Oldau: Geschichte und Zukunft

Bei der Übergabe der Friedensort-Auszeichnung v.l.: Felix Paul, Uwe Lege, Norik Mentzing, Dirk Stelter, Ruben Grüssing, Dr. Karin Köhler, Angelus Müller

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Das Anne-Frank Haus in Oldau ist eine Institution in der jugendpolitischen Bildung innerhalb der hannoverschen Landeskirche. Mit ihren Projekten von, mit und für Jugendliche und junge Erwachsene fördern die Verantwortlichen vor Ort das Verständnis der deutschen Geschichte. Als offizielle Jugendbildungsstätte der Gedenkstätte Bergen-Belsen ist sie fester Bestandteil der Erinnerungs- und Gedenkkultur als Friedensort unserer Landeskirche, in Niedersachsen und darüber hinaus.

„Aus der Geschichte Lernen – Verantwortung für die Zukunft“ so heißt es an und in dem Haus. Als Profil wird dieser Zusammenhang genutzt, um die historisch-politische Bildung zu stärken und die Sensibilisierung für gegenwärtige Fragestellungen zu ermöglichen. Dabei geht es darum, die Lebensrealitäten der Jugendlichen zu beschreiben und diskutieren. „Was bedeutet Gesellschaft?“ ist die Frage, die es zu behandeln gilt. Dabei hilft die handlungsbasierte Wahrnehmung gesellschaftlicher Rechte und Pflichten.
Seit 1987 in der Begleitung des historischen Ortes Bergen-Belsen wurde im Rahmen der International Workcamps von internationalen Jugendlichen viel geleistet, um die Gedenkstätte als solche mit aufzubauen. Gestartet mit Freilegungsarbeiten in den 90er Jahren wird heute auch die lokale Beteiligung an der Shoah in der Region aufgearbeitet. Darunter ein Weg der Erinnerung.  
Eigenständiges Lernen wird am Friedensort als Faktor der Persönlichkeitsentwicklung verstanden und mittels kreativer Methodik an die Jugendlichen herangetragen. Mit fortschreitender Digitalisierung und Modernisierung werden die Angebote zukunftsfähig gestaltet, immer mit Beteiligung von jungen Menschen aus der Region.

Bei seinem Besuch konnte sich der Vergabeausschuss von den Inhalten und dem Ideenreichtum überzeugen und brachte gleich eine weitere Plakette für den außerschulischen Lernort mit.

Tidofeld: Flucht und Migration

Bild: Dennis Schlupp
Vergabeausschuss in Tidofeld: v.l.: Lennart Bohne, Angelus Müller, Dr. Karin Köhler, Anna Jakobs, Heiko Kremer, Dirk Stelter, Felix Paul, Helmut Kirschstein

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Die Gnadenkirche Tidofeld ist ein Gebäude, das in einer Zeit entstand, in der Flucht und Migration für die Stadt Norden im äußersten Ostfriesland eine hohe Relevanz hatte. Der Name verrät es schon, denn die Kirche wurde auf Anregung von Flüchtenden aus den ehemaligen Ostgebieten nach dem 2. Weltkrieg erbaut. In neuerer Zeit heißt das Gebäude „Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld“ und ist einer der Friedensorte unserer Landeskirche. Mit ihrer Historie in Bezug auf die großen Fluchtbewegungen nach dem 2. Weltkrieg hat sie die idealen Voraussetzungen Flucht und Migration im Wandel der Zeit zu betrachten. So nahmen es die Verantwortlichen auf sich, eine Ausstellung zu konzipieren und das Thema ganzheitlich und mit der Hilfe von zahlreichen Zeitzeugnissen zu bearbeiten. Aus diesen Zeugnissen heraus lassen sich einige Verbindungen zu dem Thema Flucht und Migration in der heutigen Zeit ziehen. Die damalige Binnenflucht wird mit dem Thema Migration verwoben und die Menschheitsgeschichte als große Bewegungsgeschichte behandelt.

Ebenso international wie regional befasst sich die Dokumentationsstätte zudem mit der Geschichte der vietnamesischen Boatpeople, die einen Platz im Rahmen eines Forums erhalten soll. Mit der faszinierenden Geschichte der Boatpeople öffnet sich ein weiteres Themenfeld für die Dokumentationsstätte und zeigt, was es bedeutet Integration und schließlich Inklusion zu leben. 
Mit der neuen Ausstellung und zahlreichen Veranstaltungen entwickelt sich das Gebäude und die Arbeit weiter. Die Geschichte der Migration in Stadt, Region und Land lädt auch Urlauberinnen und Urlauber ein, in der idyllischen Region ein wenig Kultur aufzunehmen.

Woltersburger Mühle: Den Frieden lesen

Bild: Felix Paul
An dem Friedensort Woltersburger Mühle engagiert sich seit Jahren ein über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekanntes biblisch-theologisches Zentrum in Friedensfragen.

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Bibel und Frieden. Das gehört für Christinnen und Christen überall auf der Welt zusammen. An dem Friedensort Woltersburger Mühle engagiert sich seit Jahren ein über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekanntes biblisch-theologisches Zentrum in Friedensfragen. In Veranstaltungen, Tagungen, Andachten oder bei einem Gang über das Gelände können Menschen mit den Aspekten des Friedens, sei es der Innere oder der Äußere, in Kontakt kommen. Die Mühle ist ein Ort der Besinnung und bietet einen geschützten Raum, um respektvoll ins Gespräch zu gehen. Als Tagungsort ist es sowohl für Gruppen, die die Angebote vor Ort wahrnehmen, attraktiv sowie für Tagesgäste.

In Kombination mit der gesellschaftlichen Verankerung, dem Engagement und den Programmen vor Ort leistet die Mühle einen wichtigen Beitrag für die Friedensbildung. In theologischen Seminaren werden die Grundlagen der Befreiungstheologie auch vor aktuellen Entwicklungen reflektiert. Unterstützt wird diese Arbeit durch das eigene Magazin „Junge.Kirche“ in dem verschiedene Theologinnen und Theologen mit ihren Beiträgen ins Grübeln kommen lassen.

Warum beten wir für den Frieden? Was bedeutet ziviler Widerstand? Was hilft uns, uns geistig zu rüsten in den komplexen Krisen unserer Zeit? Während der Friedensort keine allumfassenden Antworten bereithalten kann, gibt er doch Orientierung und Werkzeuge zur Hand, die Mensch zur Reflektion und gedanklichen Weiterentwicklung benötigt. Als Friedensort bietet die Woltersburger Mühle einen tiefen Einblick in die Aspekte des gerechten Friedens und der Friedensethik.

Sandbostel: Frieden und Freiheit gestalten

Bild: Felix Paul
Am neuen Friedensort (von links): Friedrich Selter, Regionalbischof Osnabrück; Günther Justen-Stahl, Vorsitzender Stiftung Lager Sandbostel; Michael Freitag-Parey, Friedenspädagoge in Sandbostel; Dirk Stelter, Oberkirchenrat Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers; Angelus Müller, Mitglied der Synode und des Vergabeausschusses; Dr. Karin Köhler, Vorsitzende des Vergabeausschusses Friedensorte

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Am Friedensort Gedenkstätte Lager Sandbostel ermöglicht die Auseinandersetzung mit dem Schrecken des StaLag X B die Reflektion darüber, was Frieden und Freiheit bedeutet. Als ehemaliges Kriegsgefangenenlager erzählt der Ort die Geschichten von Menschen, die weder Freiheit, noch Frieden genossen haben. Über die Festivitäten zum Tag der Befreiung hinaus finden Gäste und Besucher:innen eindrückliche Ausstellungen vor Ort. In der Pädagogischen Arbeit, die von biographischen bis hin zu handwerklichen Methoden reicht, werden die Gegensätze einer Welt ohne Gerechtigkeit mit der heutigen sichtbar.

Ein Rundgang über das Gelände vermittelt die Bedeutung und die Schwere des Ortes. Die Verantwortlichen vor Ort stellen in Ihrer Arbeit darüber hinaus die Möglichkeiten vor, die der Ort für eine Auseinandersetzung mit Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung für Menschen jeden Alters bietet. Überregional beachtet ist die Gedenkstätte Lager Sandbostel noch heute Ausgangspunkt verschiedener Forschungsprojekte und bedeutender Teil der Erinnerungs- und Gedenkkultur Niedersachsens.

Neben der Erinnerungs- und Friedensarbeit mit Schüler:innen, Konfirmand:innen, angehenden Lehrer:innen sowie weiteren Interessierten machen auch 78 Jahre nach der Befreiung am 29. April 1945 die Anfragen von Hinterbliebenen sowie Ausgrabungen in der Region und die wissenschaftliche Aufbereitung von Funden einen steten Aspekt der Arbeit vor Ort aus. Hinzu kommen Projekte zu den Todesmärschen und vergessenen Opfergruppen.

Die Namen und Geschichten der Gefangenen und Opfer der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts werden in Projekten wie den Namensziegeln fest in unserer Erinnerung und unserem Gedenken eingeschlossen. In respektvollen Umgang wird mit innovativen Formaten wie den gut:jetzt Gottesdiensten und dem Friedensfestival die Bedeutung von Frieden und und Freiheit sowie das Profil des Ortes als Vermittlungsstätte von Wissen und Werten gestärkt.

Osnabrück: Zusammen wirken lernen

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Im Friedensort Osnabrück wird eine sozialraumorientierte, kirchliche Arbeit aufgebaut, durch die der Weg einer “Kirche des gerechten Friedens” erkundet und erprobt werden soll. Dies geschieht durch Vernetzung mit Akteur*innen der Stadt, der Zivilgesellschaft und der Kirchengemeinden. Im Dialog mit ökumenischen Partner*innen sowie mit außerkirchlichen Institutionen und Akteur*innen vor Ort (z.B. Stadt und Universität Osnabrück, Friedens-Initiativen, -Organisationen und -Vereinen u.a.) soll ein Zusammenwirken von Kirche und Stadtgesellschaft unter den Aspekten von Konflikttransformation und Versöhnungsansätzen entwickelt werden. Gemeinsam und gemeinschaftlich werden konkrete Veranstaltungen und Formate zu sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen vor Ort erarbeitet, zu Faktoren gelingenden Friedens in der Gesellschaft sowie zur Bedeutung der 375. Jährung des Westfälischen Friedens von 1648 für die Gegenwart.

Dies geschieht unter anderem in innovativen Formaten wie der Friedenskette am 24.02.2023 zum ersten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine. Hinzu kommen ökumenische Formate, wie die Mitgestaltung des Ökumenischen Kirchentages in Osnabrück, Podiumsveranstaltungen mit Partnerkirchen aus Südafrika und Namibia sowie das Engagement im Netzwerk „Sicherheit neu denken“. Dabei stehen die Themen der Versöhnung, der Konfliktbeilegung und der Wiedergutmachung im Zentrum der gemeinschaftlichen Arbeit. Im Geiste des Westfälischen Friedens wird Kommunalarbeit zur Friedensarbeit. Gemeinsam mit diversen Akteuren werden so die Grundlagen für Beteiligungsformate wie den Mayors for Peace geschaffen.

Der Friedensort bereichert die Friedensstadt Osnabrück um den Blickwinkel der kirchlichen Friedensarbeit.

Sievershausen: Anstiften zum Frieden

Bild: Felix Paul
Nagelkreuzandacht im Antikriegshaus

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Das Antikriegshaus Sievershausen im Raum Lehrte ist ein Friedensort mit langer Tradition. In der Arbeit vor Ort vereint sich seit 1981 lokale Geschichte mit einer gesamtheitlichen Betrachtung des gesellschaftlichen und internationalen Friedens. Neben der Antikriegswerkstatt finden sich auf dem Gelände auch zahlreiche Mahnmäler, wie eines für Kriegsdienstverweigerer, die dazu aufrufen, mit den Facetten von Krieg und Frieden in Kontakt zu kommen. Zahlreiche Veranstaltungen vor Ort mit kreativen Methoden locken lokales und überregionales Publikum, seien es Musikabende oder Diskussionsforen. Als Nagelkreuzzentrum hält der Ort zusätzliches Rüstzeug für den Frieden bereit.

Dazu kommt die aufsuchende Friedensarbeit. Als Referenten und Multiplikatoren werden die Vertreter in verschiedene Kontexte eingeladen. Besonders am Herzen liegt den Menschen des Antikriegshauses neben der großen Frage wie man Frieden schafft, der gesellschaftliche Zusammenhalt. Mit unermüdlichem Engagement widmen sie sich der Aufklärung, Beratung und Bildung in der Arbeit gegen Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien und Rassismus für diverse Altersgruppen. Neben Schulklassen, Konfi- und Jugendgruppen werden vor allem Lehrende und Menschen in Bildungseinrichtungen sowie Gemeinden und kirchliche Gruppierungen geschult und mit Materialien ausgestattet.

Diese Arbeit in die Breite der Landeskirche und darüber hinaus zu tragen ist die Chance, aktuellen Themen nicht schreckhaft und unvorbereitet gegenüber zu stehen. Das Haus transportiert dabei das christliche Menschenbild der Landeskirche mit sich und wirkt damit der Auflösung menschenrechtlicher Vorstellungen entgegen.

Felix Paul, Referent für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste (HkD)