2.000 Bürger singen zum Friedensjubiläum in Osnabrück

Aus einer Menschenmenge heraus sieht man eine Bühne, auf der Menschen mit Gesangmappen stehen.
Bild: Brigitte Neuhaus

Osnabrück, Münster. Rund 2.000 Menschen haben nach Angaben der Stadt am Mittwoch auf dem Marktplatz in Osnabrück gemeinsam Friedenslieder gesungen. Bürger, Gäste und rund 200 junge Chorsängerinnen und -sänger feierten mit dem Friedenssingen den 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens. Die jungen Musiker waren aus den Niederlanden, Frankreich und Schweden angereist und traten gemeinsam mit dem Osnabrücker Jugendchor auf.

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde am 25. Oktober 1648 von der Osnabrücker Rathaustreppe verkündet. Die Verträge waren einen Tag zuvor, am 24. Oktober in Münster unterzeichnet worden. Gesandte der Kriegsparteien hatten bis dahin fünf Jahre lang in beiden Städten verhandelt hatten.

Bürger und Musiker intonierten unter der Leitung von Musikprofessor Michael Schmoll Songs wie „We shall overcome“, „Give peace a chance“, „Dona nobis pacem“ und das hebräische Friedenslied „Lo yisa goy“. Zum Ende stimmten alle gemeinsam „Nun lob, mein Seel, den Herren“ an. Das lutherische Kirchenlied hatten die Menschen vor 375 Jahren spontan aus Freude über den Frieden nach 30 Jahren Krieg gesungen.

Mitveranstalter des Friedenssingens war der Deutsche Chorverband. Dessen Präsident, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, erhofft sich davon ein eindrucksvolles Signal für Frieden, Zusammenhalt und Respekt. Dies sei nötig in einer Zeit, in der viele Menschen aufgewühlt und verzweifelt seien angesichts „der Barbarei und der Verletzungen des Völkerrechts in der Ukraine und Israel“.

Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) erinnerte daran, dass es mit dem Westfälischen Frieden damals gelungen sei, für lange Zeit Frieden und Stabilität zu gewährleisten. „Die Gesandten haben das geschafft, weil sie bereit waren, Kompromisse einzugehen und einander zu vertrauen“, obwohl Protestanten und Katholiken nicht gemeinsam an einem Ort hätten verhandeln wollen. „So kamen die Protestanten nach Osnabrück und die Katholiken nach Münster.“

Pötter rief dazu auf, trotz des Hamas-Terrors in Israel, des Krieges in der Ukraine sowie mehr als 50 weiteren gewaltsamen Konflikten weltweit die Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben. „Wie schon vor 375 Jahren wünschen wir uns Kompromissbereitschaft, Toleranz und Vertrauen“, sagte die Oberbürgermeisterin und ergänzte: „Damit kann jeder bei sich selbst anfangen.“

Münsters Oberbürgermeister Marcus Lewe (CDU) rief dazu auf, scheinbar unüberwindbare Differenzen hinter sich zu lassen. Nicht zuletzt die Musik könne einen Weg zu gegenseitiger Wertschätzung weisen. Kinder und Jugendliche sollten in Schulen schon früh lernen, unterschiedliche Meinungen friedlich auszutauschen. Internationale Partnerschaften und Austausche könnten dazu beitragen.

epd Niedersachsen-Bremen