Die Telefonseelsorge Hannover verzeichnet eine Zunahme von Beratungsgesprächen, die direkten oder indirekten Bezug zum Krieg in Israel haben. „Genau können wir die Auswirkungen noch nicht quantifizieren, aber wir gehen davon aus, dass sich das Thema erkennbar in unserer Statistik niederschlagen wird“, sagte die Leiterin der Telefonseelsorge, Kerstin Häusler, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Dabei sei der Krieg für die Anruferinnen und Anrufer oft kein unmittelbarer Grund, die Nummer der Telefonseelsorge zu wählen. „Aber derartige Krisen und Katastrophen können die innere Bedrängnis noch verschärfen, buchstäblich der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, erläuterte die Pastorin.
Oft sei es üblich, dass bei Menschen in seelischer Not die Grenzen zwischen persönlichen und darüber hinaus bestehenden Problemen verwischten. „Dann wird die Weltlage gewissermaßen zum Spiegel des eigenen Befindens“, sagte Häusler. Aber auch ohne manifeste psychische Probleme könnten gehäuft auftretende Negativmeldungen Menschen stark zusetzen: „Gerade, wer in Einsamkeit lebt und nur wenig Gelegenheit hat, das Geschehen im Austausch mit anderen einzuordnen, läuft Gefahr, in eine Negativspirale zu geraten.“
Gleiches könne Menschen passieren, die zum exzessiven Nachrichtenkonsum neigten. Deshalb sei es gerade in schwierigen Zeiten wichtig, die eigenen Belastungsgrenzen zu erspüren „und das Handy oder den Fernseher im Zweifel einfach mal links liegenzulassen“.
Die Telefonseelsorge wird bundesweit von der evangelischen und der katholischen Kirche getragen. Etwa 6.500 Menschen engagieren sich dort ehrenamtlich, so dass Telefon, Mail und Chat rund um die Uhr erreichbar sind. Die Freiwilligen nehmen jährlich 1,2 Millionen Anrufe entgegen, beantworten etwa 35.500 Mails und führen um die 23.300 Chats.
Hier gibt es Hilfe...
Die Telefonseelsorge ist für Sie erreichbar – kostenlos von überall und zu jeder Zeit unter Telefon (0800) 1110111 oder (0800) 1110222. Sie können anonym bleiben und wenn Sie nicht sprechen möchten, erreichen Sie die Telefonseelsorge auch über einen Computer-Chat.
Auch die Kirchengemeinde an Ihrem Wohnort steht Ihnen in Krisenzeiten jederzeit offen: Wenn Sie noch nicht wissen, wer genau für Sie da ist, können Sie Ihre Kirchengemeinde über den Gemeindefinder ermitteln. Sie müssen nur Ihre Adresse eingeben.