Umweltexperte: "Kein Torf auf kirchliche Friedhöfe und Grundstücke!"

Moore sind besondere Habitate, sowohl für Pflanzen als auch für Tiere, die nur dort überleben können.
Bild: Götz Brakel

Veranstaltungshinweis

Tagesseminar „Moore – Klimaschutz: Kein Torf auf kirchliche Friedhöfe und Grundstücke!“ – Torffreies Gärtnern als Bedingung für Treibhausgasneutralität

Termin: Samstag, 6. Mai 2023, 10 bis 16.15 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz 11, Alte Moorhütte 1, 31535 Neustadt am Rübenberge
Ort ab mittags: Gemeindehaus der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mardorf-Schneeren, Mardorfer Str. 12a, 31535 Neustadt am Rübenberge OT Mardorf

Anmeldung bis zum 25. April 2023 unter: 

https://www.formulare-e.de/f/moore-klimawandel

Weitere Informationen

Kirchengemeinden sollen sich stärker für den Schutz der Moore einsetzen und bei der Bepflanzung ihrer Flächen torffreie Gartenerde verwenden, fordert Reinhard Benhöfer, Umweltreferent im Haus kirchlicher Dienst der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. „Moore sind für den Klimaschutz besonders wichtig, da sie sehr viel CO2 speichern“, sagt Benhöfer. „Sie dürfen nicht weiter trockengelegt und zum Torfabbau genutzt werden.“ Welche Alternativen es zur Torfverwendung beim Gärtnern gibt, ist Thema bei einem Tagesseminar am Steinhuder Meer, zu dem Benhöfer Interessierte am Sonnabend, 6. Mai, einlädt. Das Seminar mit dem Titel „Kein Torf auf kirchliche Friedhöfe und Grundstücke!“ schließt auch eine Exkursion ins Moor und zum Torfabbaugebiet am Steinhuder Meer ein.

„Wenn wir als Kirche die Verantwortung für die zukünftigen Generationen übernehmen, müssen wir uns um die bedrohte Biodiversität kümmern. Beim Thema Torf kommt beides zusammen“, so Benhöfer. „Werden Moore trockengelegt, geben sie Treibhausgase ab. In Niedersachsen sind die Emissionen aus den trockengelegten Mooren und der Torfnutzung vergleichbar mit der aus dem gesamten Straßenverkehr.“ Moore müssten wiedervernässt und der Torfabbau gestoppt werden. Zum anderen seien Moore besondere Habitate, sowohl für Pflanzen als auch für Tiere, die nur dort überleben könnten.

Nur wenige Kirchengemeinden verfügten über eigenes Moorland, sagt Benhöfer. Doch Schutz der Moore sei auch durch den Verzicht auf torfhaltige Blumenerde möglich. Viele Menschen wüssten nicht, dass Topf- oder Containerpflanzen in der Regel Torferde enthielten. „Jeder Kauf von ‚Wechselbepflanzungen‘ oder von ‚Wegwerf-Blumen‘ schädigt immer und automatisch die Moore“, warnt der Umweltreferent. Neben dem Verzicht auf torfhaltige Erde könnten Kirchengemeinden auch durch die Förderung der Biodiversität auf ihren Grundstücken Umweltschutz betreiben. „Im Arbeitsfeld Umwelt- und Klimaschutz im Haus kirchlicher Dienste haben wir seit etwa sechs Jahren Projekte, in denen wir zeigen, mit welchen Maßnahmen man die Artenvielfalt auf Friedhöfen und auf kirchlichen Grundstücken fördern kann. Bei all diesen Maßnahmen verzichten wir komplett auf Torf und zeigen, dass torffreie Pflanzerden hervorragend funktionieren“, betont Benhöfer.

Torf sei zwar ein gutes Pflanzensubstrat, aber als Ersatz biete sich auch Kompost an. „Es ist wichtig, dass wir möglichst geschlossene Stoffkreisläufe haben und nicht etwas wegwerfen, abbauen oder ruinieren. Beispielsweise können Pflanzenreste kompostiert werden und dieser Kompost ist ein sehr guter Ersatzstoff für Torf“, erläutert Benhöfer.

Ein Thema des Klimaschutzes in Kirchengemeinden sei auch der Energieverbrauch sowie die Nutzung von fossilen oder erneuerbaren Energieträgern. Die Biodiversität auf kirchlichen Flächen zu stärken bedeute beispielsweise „möglichst heimische Pflanzen, Stauden und Gehölze zu pflanzen, möglichst wenig in die Naturräume einzugreifen, möglichst wenig Rasen und  möglichst viel Wiese“. Immer dann, wenn etwas „wild“ zu sein scheine, sei es gut für die Umwelt, sagt Benhöfer. „Wenn Gemeinden, etwa aufgrund der urbanen Lage, nur wenige Möglichkeiten haben, können sie versuchen, kleine ‚künstliche‘ Habitate zu schaffen. Zum Beispiel Vogelkästen aufzuhängen oder Einflugmöglichkeit im Kirchenturm zu schaffen oder für Kleinsäuger Habitate herzustellen“, schlägt der Umweltreferent vor. „Eine Kirchengemeinde, die weder im Klimaschutz noch für Biodiversität etwas leisten kann, gibt es nicht.“

Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers