Die Krone des Lebens

Andacht zum Ewigkeitssonntag
Die Hand einer Statue mit Siegeskranz
Bild: canva.com/France68
Ein älterer Mann mit grauen Haaren und Brille. Er trägt einen roten Pullover über dem Hemd.
Bild: privat
Ernst Kampermann

Solche Bilder stehen allen vor Augen: drei Sieger auf gestuften Podesten. Sie erhalten Medaillen für ihren sportlichen Erfolg, in Bronze, Silber und Gold. Auszeichnungen wie diese haben eine lange Tradition. Schon die Griechen zeichneten bei ihren Olympischen Spielen, gut 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung, den Sieger eines Wettkampfes erkennbar aus. Sie schmückten sein Haupt mit einem Kranz aus Zweigen des heiligen Olivenbaumes in der Nähe der Arena. Die Römer nahmen diese Tradition auf, indem sie die Häupter siegreicher Feldherren, auch der Kaiser und die von Dichtern, mit einem Lorbeerkranz schmückten. Viele Statuen tragen die Ehrenzeichen und auf marmornen Sarkophagen dieser Zeit finden sich zahlreiche Siegeskränze, Symbole der Verehrung für den Verstorbenen.

Kränze als Zeichen der Verehrung werden auch heutzutage bei Beerdigungen auf Gräber gelegt, oft mit Schleifen versehen, die ein liebevolles Gedenkens bekunden. In den gegenwärtigen Tagen, am Ende eines Kirchenjahres, legen Angehörige oft kleine Gebinde, vielleicht mit Blumen verziert, auf die Gräber unvergessener und noch immer geliebter Menschen. So findet eine antike Tradition in veränderten Formen eine Fortsetzung.

Allerdings ein weiterer Akzent ist hinzugekommen. In Briefen des Neuen Testaments wird verschiedentlich von der „Krone des Lebens“ geschrieben, auf die Christen hoffen dürfen. Bekannt ist vor allem ein Vers aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes. Ein Engel verheißt im Namen Gottes: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“(Off. 2,10). Eine christliche Gemeinde sieht sich akut in ihrer Existenz bedroht. Auch Christen als Einzelne werden zu Mut, sogar Todesmut, herausgefordert. Die Engelsbotschaft will sie trösten und ermutigen, im Glauben standhaft zu bleiben. „Krone des Lebens“ – ein wunderschönes Bild für die Hoffnung, nicht verloren zu gehen, sondern bewahrt zu bleiben und am Ende ehrenvollen Lohn zu empfangen.

Zwei Gedanken schließen sich an, zunächst an die Dornenkrone des gekreuzigten Jesus. Sie ist nicht nur ein Folterinstrument brutaler Kriegsknechte. Sie ist zutiefst die böswillige Umkehrung eines Zeichens, das ursprünglich ein Ehrenzeichen ist. - Ein zweiter Gedanke: Das biblische Bild einer Krone oder eines Kranzes könnte an Kränze denken lassen, die in den nächsten Wochen unserer Zimmer schmücken werden. Sicher, der mit vier Kerzen versehene Adventskranz hat einen anderen Ursprung. Zum Symbol vorweihnachtlicher Erwartung hat er sich erst entwickelt. Aber lebt in ihm nicht auch der Gedanke an die biblische Verheißung einer „Krone des Lebens“ weiter?

Amen.

Biblischer Text,
Offenbarung 2, 8b-10
Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Ich kenne Deine Bedrängnis und Deine Armut – Du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Versammlung des Satans. Fürchte Dich nicht vor dem, was Du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von Euch ins Gefängnis werfen, damit Ihr versucht werdet, und Ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben.
Ernst Kampermann