Mein erstes Fotoalbum reicht von 1962 bis 1972. Es zeigt einen fast immer gleichen Rhythmus: Die Highlights eines Jahres. Geburtstagsfeier, Sommerurlaub an der Ostsee und dann Weihnachten. So geht es ein paar Jahre lang. Weihnachten mit allen Großeltern, später ohne sie, die ersten Jahre mit Weihnachtsmann, zuerst nur mit den älteren Geschwistern, später kommt der kleine Bruder dazu. Immer der gleiche Rhythmus. Wir holen uns in jedem Weihnachtsfest den Ursprung zurück.
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“ singen wir und spüren: Das ist so falsch, wie es zugleich auch richtig ist. Historisch gesehen ist Jesus genau einmal in einer Nacht auf dieser Erde geboren worden - und dann nie wieder. Aber im Glauben ergreifen wir dieses Ereignis jedes Jahr neu und lassen es so gegenwärtig sein, als geschehe diese Geburt in Bethlehem jetzt, in den Stunden der Heiligen Nacht.
Und diese Gegenwart Gottes, diese Geburt des Christuskindes wirft ein neues Licht auf unser Leben.
Wir sind keine Gefangenen unserer Angst. Das, was das Leben bedroht, ist stark und gefährlich. Jeden Tag. Das haben wir beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erlebt. Dieses schreckliche Erleben konfrontiert uns mit der Verletzlichkeit unserer Werte und unserer Lebenswelt. Verletzlich und schutzlos sind wir wie das Neugeborene in der Krippe. Weihnachten erzählt, wie wir trotzdem unsere Hoffnung nicht verlieren.
Auf den Feldern von Bethlehem und in den dunklen Winkeln unseres Herzens wird Gottes Gegenwart herbeigerufen. Mitten in der ernsten Lage nehmen wir Gott ernst. Es gibt viel zu fürchten. Doch gerade deshalb gilt: Loben wir Gott. Singen wir ihm. Mit solchem Lob wird Gottes Herrschaft ausgerufen. Der Stärkere wird angesagt, vor dem die Fesseln springen und die Mauern reißen.
Was wären wir ohne unsere Hoffnungen? Die Zuversicht dieser alten Geschichte reißt uns aus dem Kerker der Sorge. Für manch einen oder eine mag das nur eine Festtagsfassade sein. Für mich ist das mehr. Es ist die Gewissheit, dass Gott diese Welt niemals loslassen wird, nicht in all unserer Sorgen und unseren Ängsten. Er hat diese Erde ausgewählt und geht mit uns, alle Wege.
Ein gesegnetes und hoffnungsvolles Weihnachtsfest wünscht Ihnen
Ihr
Ralf Meister
Jesaja 9,1–6
Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.