Das Richtige schenken. Den richtigen Weihnachtsbaum kaufen. Das magenfreundliche Weihnachtsmenü. Ohne Stress durch den Heiligen Abend. Friedlich zusammen feiern. Tipps bei Einsamkeit. Die Advents- und Weihnachtszeit ist ein Fest für alle, die Ratschläge und Ratgeber in den Medien verbreiten. Und jetzt kommt auch noch der Apostel Paulus. Am dritten Advent geht es – jedenfalls im für die Predigten vorgesehenen Text – einmal nicht nicht um Jauchzen und Frohlocken. Es geht um einen ganz nüchtern vorgebrachten Ratschlag des Paulus, oder sollte ich besser sagen um eine Ermahnung: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.“
Gut, dieser Satz passt unter die adventlich-weihnachtliche Überschrift „Frieden“. Besonders prominent vorgebracht von den vielen Engeln auf dem Felde bei den Hirten, die laut riefen „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen“. Fehlt in keinem Krippenspiel. Funktioniert meist nicht so richtig.
Schaffen wir es einfach nicht, uns gegenseitig anzunehmen? Oder übersehen wir da vielleicht etwas, das uns weiterbringen könnte?
Die eben erwähnten Ratgeber haben jedenfalls alle dasselbe Konzept: Das Leben ist machbar, und wir haben die Kontrolle über unser Leben. Anders gesagt: Jeder und Jede ist ganz alleine seines und ihres Glückes Schmied. Das sitzt ganz tief. Als die Strickgruppe in meiner Gemeinde Selbstgestricktes verkaufen wollte und sagte, dass der Erlös den Obdachlosen zugute kommen soll, war einmal der Spruch zu hören: „Die sind doch selbst schuld an ihrer Obdachlosigkeit.“
Paulus hat ein ganz anderes Konzept: Unermüdlich kämpft er um die Einheit seiner Gemeinden, die aus ganz verschiedenen Menschen zusammengesetzt waren. Da gab es tief reichende kulturelle und religiöse Unterschiede. Gegen die damit verbundenen Auseinandersetzungen stellt er den Satz „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.“ Weil Jesus Christus der Herr der Welt ist, weil er ALLE Menschen retten will, ist die logische und emotionale Konsequenz, dass wir uns gegenseitig annehmen. Jenseits aller verschiedenen Lebensstile und Einstellungen.
Das Glück des Lebens, das christliche Glück, liegt für Paulus in der Gemeinschaft. Seine christliche Lebenskunst arbeitet daran, sich gegenseitig zu akzeptieren, anzuerkennen, zu unterstützen, zu lieben. Das bleibt unsere adventlich-weihnachtliche Aufgabe.
Römer 15,4–13