Mit einer Kampagne zur Bundestagswahl werben die evangelische und katholische Kirche in Niedersachsen für Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt in der Gesellschaft werben. Die Aktion unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“ wurde am Montag im Kloster Loccum bei Nienburg am Rande des traditionellen Epiphanias-Empfangs der hannoverschen Landeskirche eröffnet. „Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme“, erklärten die Kirchen: „Sie gelten allen Menschen und machen eine Gesellschaft menschlich. Das ist unsere christliche Grundüberzeugung.“
Landesbischof Ralf Meister betonte, es sei spürbar, dass die kommende Wahl „in einer ganz besonderen Stimmung“ stattfinde. „Es ist eine Erwartung, dass eine politische Gestaltungskraft entsteht, die dieses Land und die Menschen in eine bessere Zukunft bringt.“ Dafür brauche es Herz, Verstand und auch Zusammenhalt.
Die niedersächsischen Kirchen schließen sich einer bundesweiten Kampagne an, die von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und der dortigen katholischen Kirche ausging. Dabei soll die Bevölkerung dazu aufgerufen werden, durch aktive Teilnahme an den Wahlen die Demokratie zu stärken und extremistischen Positionen entgegenzuwirken. In Niedersachsen beteiligen sich konkret die lutherischen Landeskirchen Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe, die Evangelisch-reformierte Kirche sowie die katholischen Bistümer Osnabrück und Hildesheim.
„Die Demokratie in unserem Land ist keine Selbstverständlichkeit“, heißt es in einem Aufruf. Sie brauche Vertrauen in ihre Vertreterinnen und Vertreter sowie die Meinungsbildung und Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger. Nötig seien kritische Debatten mit vielfältigen Argumenten. Deswegen werbe die Kirche für wechselseitige Achtung, geduldiges Zuhören und Wahrhaftigkeit. Leider werde die Demokratie in Deutschland zunehmend infrage gestellt, kritisieren die Initiatoren.
Bei der Kampagne sind unter anderem Social-Media-Aktionen und Online-Formate sowie Plakate, Banner, Postkarten, Anstecker und eine eigene Internetseite mit dem Titel fuer-alle.info geplant.
Bundesweit machen auch die mitgliederstarken Landeskirchen aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz, die katholischen Bistümer Würzburg und Trier sowie zahlreiche kirchliche Verbände mit. Die vorgezogene Bundestagswahl findet am 23. Februar statt. In Sachsen war die Kampagne bereits im vergangenen Jahr vor der Landtagswahl entstanden. Nun wird sie bundesweit ausgerollt.