Ole Neumann sitzt im Schneidersitz mit Mate-Flasche in der Hand in der Sonne. Hinter ihm steht auf einem Schild: „Alles hat seine Zeit. Mach‘ mal Pause.“
Doch der Schnappschuss täuscht. Statt Ferien zu machen, betrieb der Diakon mit seinen Kolleginnen Franziska Feldmann und Kathrin Beushausen von August bis Oktober eine Art wandernde Kneipe: den Pop-Up-Pub. Die Idee dahinter ist, Kirche für junge Erwachsene schön, einladend und ungezwungen zu gestalten – mit kühler Limo im Pub statt Kaffee im Gemeindehaus.
Dass die drei das Projekt umsetzen konnten, liegt neben ihrem persönlichen Engagement und der Unterstützung zahlreicher ehrenamtlich Engagierter auch an der Initiative Missionarische Aufbrüche (I:MA). Das Förderprogramm der Landeskirche hat das Projekt finanziell unterstützt und stand beratend zur Seite – so wie seit Ende 2023 bei einem Dutzend Projekte.
Torsten Pappert, Pastor und Teil des I:MA-Teams, nennt weitere Beispiele, die eine I:MA-Förderung erhalten haben. „SNOW – die Resonanz-Manufaktur“ beschäftigt sich mit christlichen Impulsen für New Work. Beim Projekt „Trude lädt ein“ entsteht eine ökumenische Gemeinde, die gemeinsam Konzerte, Gottesdienste und Zusammenkünfte im Schnittpunkt eines psychiatrischen Krankenhauses und der Stadt organisiert. Außerdem fördert die I:MA mit dem „Theater Lazarett“ ein Figurentheater, das Kultur mit den Fragen nach Sinn und Entwicklung verbindet. Aus dem Gründungsteam sind zwei Personen stark in der kirchlichen Jugendarbeit verwurzelt.
Solche Projekte und die I:MA sind eine Reaktion der Landeskirche auf Veränderungen in der Gesellschaft. „Die Herausforderungen, vor denen unsere Kirche steht, werden immer komplexer. Deshalb braucht es Initiativen, die Mut haben zu experimentieren“, sagt Pappert. Wie sich diese institutionalisieren lassen, sei jetzt noch nicht absehbar. Allerdings: „Wir sind als Landeskirche gerade in unterschiedlichen Prozessen der Suche und Erprobung.“
„Es geht bei der I:MA darum, etwas Neues lernoffen und ergebnisoffen ausprobieren zu dürfen“, erklärt Pappert. Dieser Freiraum sei nötig, um Formate zu finden, in denen Menschen zukünftig gemeinsam ihren Glauben leben – und Angebote für Personen zu entwickeln, die einen Ausdruck für ihre spirituelle Sehnsucht suchen. Das könne etwas ganz Neues sein und genauso ein frischer Blick auf das, was sich bewährt. „Potentiale erforschen“, sagt Pappert, „ist das Zentrum der I:MA. Nicht wenige, der oder die das nicht für möglich gehalten haben, entdecken dabei die eigene Innovationskraft.“
Das Pop-Up Pub-Team ist sich ebenfalls einig: Die Kirche sollte sich mehr trauen, um zukunftsfähig zu bleiben. Wenn man Gewohnheiten vorsichtig hinterfrage, ließe sich Platz für Neues schaffen, sagt Diakonin Franziska Feldmann. „Wir sollten schauen, wo und wie echte Begegnung und Kommunikation möglich sind.“