Hannover. Die hannoversche Landeskirche baut die Förderung christlicher Popmusik weiter aus. Zu diesem Zweck soll die Gospelkirche in Hannover zu einem „Popularmusikalischen Zentrum“ erweitert werden, wie die Initiatoren am Donnerstag mitteilten. Dafür wird die evangelische Erlöserkirche bis Februar 2025 für rund 400.000 Euro umgebaut. Der neugotische Sakralbau aus dem Jahr 1880 erhält unter anderem eine moderne Fußboden-Heizung. Die historischen Bänke werden durch flexible Stuhlreihen ersetzt. Leiter des Zentrums wird der Musiker und Komponist Hartmut Naumann, bislang Professor an der Evangelischen Pop-Akademie in Witten.
Die Erlöserkirche solle künftig zu einem „Lernort“ für popularmusikalische Stile aller Art werden, erläuterte die Regionalbischöfin des Kirchensprengels Hannover, Petra Bahr. Menschen, die ehrenamtlich Pop in der Kirche machten, fänden hier künftig ein breites Fortbildungsangebot. Wichtig sei dabei Qualität: „Jede Musik in der Kirche kann nur dann die Menschen bewegen, wenn die den Eindruck haben: Hier muss ich mir nicht die Ohren zuhalten, sondern ich kann mein Herz öffnen.“ Gute Popmusik in der Kirche werde auch die Gottesdienst-Kultur, die Predigtstile und die Art zu beten verändern, betonte Bahr. Es gehe nicht nur um „musikalische Deko“.
Naumann (62) sagte, Popularmusik umfasse eine große Vielfalt musikalischer Stile: von Jazz, Rock und Pop über Gospel und Blues bis zu Rap und Techno. „Diese Vielfalt möchte ich helfen, weiter zu entwickeln.“ Auch einen Techno-Gottesdienst könne er sich gut vorstellen. „Die Musiksprache an sich ist wertneutral“, erläuterte er: „Was sie transportiert, ist dann eine andere Frage.“ Naumann betonte: „Auch mit einem Punk-Song kann ich Gott loben - warum nicht?“ Bisher sei die Kirche hier sehr einseitig gewesen. Naumann hatte an der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten seit 2016 den Studiengang Kirchenmusik Popular mit aufgebaut.
Die Erlöserkirche wird bereits seit 2002 als Gospelkirche genutzt. Hier gibt es zahlreiche Gospelkonzerte und Gospelgottesdienste, eine Band und einen Gospelchor sowie seit 2017 auch einen eigenen Gospelkantor. Der Schwerpunkt Gospel soll auch nach der Erweiterung zum Popularmusikalischen Zentrum erhalten bleiben. Das Gebäude verfügt bereits über eine Sound- und eine Lichtanlage sowie weitere technische Ausstattung. Diese Anlagen sollen nun modernisiert werden. Aus Gründen der Denkmalpflege bleibt ein Teil der alten Kirchenbänke in den Seitenschiffen erhalten.