Bis Mitte der 2030er-Jahre wird der Haushalt der evangelischen Landeskirche Hannovers um ein Drittel schrumpfen. Hinzu kommt eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund diskutiert die Synode über die Zukunft.
Hannover. Die Mitgliederzahlen gehen runter, die Kirchensteuer-Einnahmen sinken – die hannoversche Landeskirche nimmt deshalb eine Priorisierung ihrer kirchlichen Arbeit vor. „Anfänge des Glaubens“ als Sinnbild für die Begegnungspunkte zwischen Institution Kirche und den Menschen sollen künftig einen Schwerpunkt des gemeindlichen Lebens darstellen. Die Landessynode stimmte diesem Vorschlag des Grundsätzeausschusses zu. In den kommenden zehn Jahren soll die kirchliche Arbeit in den Kirchenkreisen, Kirchengemeinden und Einrichtungen auf dieses Konzept hin überprüft und entsprechend fokussiert werden.
Der Synodale Bernd Rossi (Sprengel Hildesheim-Göttingen, Foto) betonte, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen werde auch deshalb immer wichtiger, weil in vielen Familien kaum noch Bezug zu christlichen Traditionen bestehe. „Wie viele Kinder wissen heute noch, warum wir Weihnachten feiern und was es mit dem Christkind auf sich hat?“
Dennoch bedeute dies nicht, dass Kirche sich nicht auch älteren Menschen zuwendet. „Es geht um eine Art Agenda mit Prüfauftrag, was bedeutet der Schwerpunkt ‚Anfänge des Glaubens ermöglichen‘ für die verschiedenen Arbeitsbereiche und Einrichtungen“, sagte Rossi. Eine solche Fokussierung müsse auf allen Ebenen, also auch in der Arbeit von Kirchenkreisen und Gemeinden, wirken. „Wir müssen breit kommunizieren, erklären, uns hinterfragen lassen, Veränderungsideen aufnehmen oder verwerfen“, so Rossi. Dafür sollen im kommenden Jahr präsentische sowie digitale Beteiligungsformate zur Verfügung gestellt werden. Die Arbeit der zurückliegenden Monate, die die Fäden des ersten sogenannten Zukunftsprozesses aufgenommen und angesichts der gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen neu aufgebaut hatte, sei nur der Beginn, sagte Rossi. Die Konkretisierung für die Umsetzung in der Fläche bedürfe jetzt weiterer gemeinschaftlicher Ausarbeitung.
Die Hildesheimer Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder unterstrich, eine Schärfung des kirchlichen Profils sei nicht nur mit Blick auf Mitgliederbindung notwendig, sondern auch, um die Anschlussfähigkeit der Kirche an eine nicht-christliche Gesellschaftsmehrheit zu halten.
Auch der Theologische Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Ralph Charbonnier, mahnte eine stärkere Außenorientierung kirchlichen Handelns an. Kirche müsse sich stärker „am Sozialraum orientieren“ und wacher für die „Interessen und Bedarfe“ von Menschen werden. Charbonnier unterstrich, es gebe „keine Krise mit der Botschaft, die wir haben – aber wir könnten sie wirksamer platzieren“.