Orgelentdeckertage: die Musik spüren

Eine erwachsene Person sitzt mit einem Kind an den Tasten einer Orgel.
Bild: Julia Littmann

Burgdorf. Für fünf Kinder der Förderschule am Wasserwerk in Burgdorf stand am Montag, dem 30. September, ein aufregender Tag an. Es ging in die evangelisch-lutherische St. Pankratitius-Kirche. Schon der Ausflug dorthin war ein kleines Highlight für die Kinder, die alle geistig und körperlich beeinträchtigt sind. 

Die Freude war groß, als es auf Entdeckungsreise durch die Kirche ging. Kirchenkreiskantor Martin Burzeya-Wille begrüßte die Förderschulklasse mit ihren drei Lehrerinnen. „Ich habe schon öfter Orgelführungen mit Förderschulkindern gemacht. Aber im Rahmen des Orgelentdeckertages ist es das erste Mal. Ich freue mich sehr darauf, denn die Begeisterungsfähigkeit dieser Kinder ist enorm. Sie reagieren mit ihren Emotionen direkt auf die Musik. Das ist schön zu sehen“, sagt Martin Burzeya-Wille. 
Dass die Freude an der Musik hier groß ist, sah man den strahlenden Kinderaugen sofort an. 

Neugierig blickten sie in den ‚Schrank voller Töne‘, wie Martin Burzeya-Wille die Orgel beschrieb. „Im Kleiderschrank gibt es viele verschiedene Kleidungsstücke und hier gibt es viele verschiedene Pfeifen“, so der Kreiskantor. So wurden aus den Registern plötzlich Farben und die ‚roten Shirts‘ waren die hohen Töne und die ‚dunkelbraunen‘ die ganz dunklen Töne. 

Wie sehr sich die Kinder für Musik begeistern können, zeigte sich gleich zu Beginn. Mit tatkräftiger musikalischer Unterstützung wurde zunächst das ‚Begrüßungslied‘ der Kinder gesungen. Hier konnte der Kreiskantor gleich etwas von den Kindern lernen. Denn „Gemeinsam geht´s am besten“ kannte auch Martin Burzeya-Wille bis dahin nicht. 

„Wir machen jeden Tag mindestens eine Stunde gemeinsam Musik“, erzählt Lehrerin Silke Nootny. Wie musikalisch die Kinder sind, zeigten sie auch dem Kreiskantor. Gemeinsam sangen sie ein Geburtstagslied für eine Mitschülerin und spielten sogar zusammen das Lied „Heute machen wir Musik“, natürlich mit ihren eigenen, mitgebrachten Instrumenten. Klanghölzer, Glocken und Rasseln mischten sich mit der Orgel und die Kirche füllte sich mit Tönen und Kinderlachen. 

Eine erwachsene, weiblich gelesene Person hält ein Kind auf den Armen, das seine Hände zu großen silbernen Orgelpfeifen ausstreckt.
Bild: Julia Littmann
Statt vieler Worte ging es heute vor allem ums Musizieren, ums Fühlen, ums Erleben.

Statt vieler Worte ging es heute vor allem ums Musizieren, ums Fühlen, ums Erleben - und zwar auf eine ganz besonders berührende Art und Weise. Denn Martin Burzeya-Wille machte die Orgel für die Kinder erlebbar. Hier ging es nicht nur darum, wie ein Ton entsteht und wie viele Pfeifen eine Orgel hat. 
Nein, hier spürten die Kinder, wie die Pfeifen vibrieren, wenn die Luft hindurchströmt. Hier wurde gelacht und gestaunt, wenn sich hohe und tiefe Töne abwechselten. Und hier durfte selbst ausprobiert werden. Ein Moment, der besonders berührte. Denn jedes Kind war mit großer Begeisterung dabei, einmal seine ganz eigene Melodie zu spielen. Töne spüren und erleben. Eines der Kinder legte sich sogar auf die Klaviatur und lächelte breit. „Lange dachte man, sie könne nicht hören. Aber sie spürt die Musik“, erklärt Lehrerin Silke Nootny. 

Eines wurde an diesem Orgelentdeckertag deutlich: Es braucht nicht immer viele Worte, manchmal braucht es nur Musik und schon kann man sich unterhalten auf eine ganz besondere, einzigartige Weise. Wie schön, wenn man dann noch in Gemeinschaft ist. Das wissen auch die Kinder, denn „Gemeinsam geht‘s am besten“. 

Julia Littmann/EMA