Hannover. Ein dreiviertel Jahr vor Beginn des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover lässt die zentrale Marktkirche der Stadt ihren 97 Meter hohen Kirchturm sanieren. In den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass viele Backsteine in schlechtem Zustand seien, sagte Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes am Dienstag. Bei manchen Steinen lösten sich Teile ab, zerbröselten und drohten herunterzufallen. Deshalb müsse jetzt gehandelt werden. Eine Gefahr für die Statik des Turmes bestehe aber nicht. Insgesamt habe der Turm rund 2,1 Millionen Steine in farblich changierenden rötlichen Tönen.
Die im 14. Jahrhundert in ihrer heutigen Form errichtete evangelische Marktkirche gilt als ein Wahrzeichen der Stadt. „Dieses Wahrzeichen wollen wir gern erhalten, stärken und für die Zukunft sichern“, sagte Müller-Brandes. Deshalb werde der Turm seit Dienstag eingerüstet und für längere Zeit eingehaust. Die Bauarbeiten werden nach seinen Angaben anderthalb bis zwei Jahre dauern.
Die Kirche werde während dieser Zeit aber zugänglich bleiben, versicherte der Stadtsuperintendent. Zum Kirchentag vom 30. April bis 4. Mai 2025 werden mehrere Zehntausend Menschen in der niedersächsischen Landeshauptstadt erwartet. Die Marktkirche wird dabei ein wichtiger Veranstaltungsort sein.
Marktkirchen-Pastor Marc Blessing beziffert die Baukosten auf rund 1,25 Millionen Euro. Davon trägt die hannoversche Landeskirche rund 500.000 Euro. 450.000 Euro kommen von der Denkmalpflege des Bundes. Weitere 300.000 Euro steuert die Stadt Hannover als Patronin der Marktkirche bei. In früheren Zeiten sei die Stadt für den oberen Teil des Turmes verantwortlich gewesen, erläuterte Blessing. Dort habe sich unter anderem eine Türmerwohnung befunden.
Die Marktkirche wird nach Angaben von Architekt Wolfgang von Reitzenstein vom landeskirchlichen Amt für Bau- und Kunstpflege zunächst 5.000 Backsteine bestellen. Sie werden nach historischen Vorgaben angefertigt und Stück für Stück gegen die schadhaften Steine eingetauscht.
Im Turm sind laut Reitzenstein Steine aus verschiedenen Epochen verbaut. Viele stammten noch aus der Erbauungszeit des Turmes von etwa 1360 bis nach 1400, andere aus Restaurierungsarbeiten im 19. oder 20. Jahrhundert. Wind und Regen machten ihnen zu schaffen.
Bild: epd-bild/Norbert Neetz
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen