Seelze. Am Samstag, den 3. August, hat Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr Marcia Palma in einem feierlichen Gottesdienst zur Pastorin in der Dreieinigkeitskirche in Kirchwehren ordiniert. Nach ihrem Vikariat in der Gemeinde Herrenhausen-Leinhausen in Hannover tritt die 49-Jährige nun ihre erste Pfarrstelle an.
Marcia Palma vereint viele unterschiedliche Lebensentwürfe in sich: Katholisch und evangelisch, Naturwissenschaftlerin und Geisteswissenschaftlerin, das Aufwachsen in einer Diktatur und in einer Demokratie, das Leben in Deutschland und Südamerika. Sie ist Chemikerin und Theologin und nun auch Pastorin.
Als Marcia Palma am 24. Dezember 1974 in Chile geboren wird, herrscht der Diktator Pinochet seit etwa einem Jahr. Die ersten Jahre des Pinochet-Regimes sind geprägt von Furcht, Terror und Gewalt. In diesem Klima wächst Marcia Palma in den ersten Jahren ihres Lebens auf. „Ich hatte ständig das Gefühl, nicht frei sprechen zu können, aber in der evangelischen Gemeinde war das anders“, berichtet Palma.
Mit 13 Jahren und eigentlich katholisch lernt sie durch eine Jugendgruppe die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in ihrem Heimatort kennen. Drei Jahre geht sie regelmäßig in die Jugendgruppe, bevor sie mit 16 Jahren anfängt, die örtliche Pastorin Dr. Gloria Rojas und andere Hauptamtliche bei ihrer Arbeit in Gottesdienst, Diakonie und Gruppenbetreuung zu unterstützen. Die Pastorin setzt sich sehr für Politik, Menschenrechte und Geflüchtete ein und ist bis heute ein Vorbild für Marcia Palma. Sie ist es auch, die ihr vorschlägt, Theologie zu studieren. Doch für den Beruf als Pastorin fühlt sie sich mit ihren 18 Jahren zu jung. Sie studiert also zunächst Chemie und schließt ein Aufbaustudium zur Umweltingeneurin an.
2002 begann Palma schließlich doch das Theologiestudium, zunächst in Chile, dann in Leipzig. Verschiedene Stipendien ermöglichten es ihr, das Studium in Buenos Aires in Argentinien fortzusetzen, wo sie parallel als Religionslehrerin arbeitet.
„Durch die Arbeit in der Schule und in der Kirche habe ich gelernt, dass Glaube konkret sein muss, etwa wenn wir als Christinnen und Christen ein Leben in Würde und ohne Gewalt ermöglichen und die Sorge um die Umwelt vorantreiben“, erklärt die angehende Pastorin.
Im Jahr 2012 zog es sie erneut nach Deutschland. An der Humboldt-Universität in Berlin konnte sie sich in die Theologie Martin Luthers vertiefen. Anschließend war Palma als ökumenische Mitarbeiterin im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg tätig. 2017 übernahm sie die Leitung des Lateinamerika-Referats des Evangelischen Missionswerks in Deutschland sowie ab Januar 2020 das Lateinamerika-Referat des Zentrums für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit.
„Ich freue mich schon darauf, nun als Pastorin in Seelze mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun zu haben und mich gemeinsam mit ihnen den aktuellen politischen und sozialen Herausforderungen in unserer Gesellschaft zu stellen“, so Palma. Das Thema Nachhaltigkeit und gelebte Ökumene sind bis heute ihre Herzensangelegenheiten.
Im Gottesdienst am Samstag predigte Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr, Assistierende aus dem persönlichen Umfeld von Marcia Palma wirkten mit sowie ihre neue Kollegin Pastorin Sigrid Goldenstein aus Seelze. Sie sprachen der Pastorin ein Segenswort zu und legten die Hand auf. Per Videokonferenz nahmen Marcia Palmas Familie und Freunde aus Chile an dem Gottesdienst teil.
Meret Köhne/Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Hannover