Antisemitismus-Beauftragter: Gefahr eines neuen Holocaust ist real

Der Davidstern auf türkiskfarbenem Hintergrund und mit Textfeldern, die auf den Israelsonntag hinweisen.
Bild: Haus kirchlicher Dienste

Hannover. Anlässlich des „Israel-Sonntags“ in den Kirchen am 4. August ruft der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Gerhard Wegner, zu weiterer Solidarität mit Israel auf. „Das Pogrom der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 war nur der Beginn eines Großangriffs auf Jüdinnen und Juden in aller Welt“, sagte Wegner am Donnerstag in Hannover. „Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war ihre Existenz so bedroht wie derzeit.“ Wegner betonte: „Die Gefahr eines neuen Holocaust ist real.“

Zu den Bedrohungen zähle insbesondere die massiv vorangetriebene Delegitimierung des Staates Israel, die sich nicht selten hinter einer angeblich berechtigten Kritik an Israel verberge, sagte der emeritierte evangelische Theologie-Professor. „Natürlich darf man Israel kritisieren, nur diese Kritik darf sich nicht auf alle Jüdinnen und Juden beziehen.“

Tatsächlich aber werde in der jetzigen Diskussion die existenzgefährdende derzeitige Situation nicht wirklich anerkannt, sagte der Landesbeauftragte. Letztlich werde von Jüdinnen und Juden Passivität und Toleranz gegenüber ihren Mördern eingefordert: „Ein altes antisemitisches Stereotyp.“ Erschreckend sei zudem, dass knapp 40 Prozent der Deutschen schon vor dem 7. Oktober antisemitischen Sätzen wie „Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat“ zustimmten oder ihnen nicht widersprachen.

Wegner kritisiert zudem die Infragestellung Israels in postkolonialen und antirassistischen Debatten: „Im Unterschied zur Situation zum Beispiel in Südafrika oder Namibia haben in Palästina Verfolgte ein Heimatland gegründet, um überhaupt einen Ort in der Welt zu haben, an dem Jüdinnen und Juden sicher leben können.“ Die europäischen Kolonialmächte hätten den Verfolgten diese Sicherheit gerade nicht garantieren können.

„So ist es nicht nur Israels gutes Recht, das Land zu verteidigen, sondern die Pflicht demokratischer Länder, es dabei zu unterstützten“, sagte Wegner. Der „Israel-Sonntag“ wird insbesondere in der evangelischen Kirche jedes Jahr im Sommer als Tag der Verbundenheit mit Israel begangen. Wegner ist seit Januar 2023 niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens.

epd Niedersachsen-Bremen