Bischofsbericht – Teil 2

Eine männlich zu lesende Person steht an einem Redepult und spricht zu Menschen, die in Reihen an Tischen sitzen.
Bild: Jens Schulze

Die Macht der Sprache

Zur Bedeutung von Sprache und ihrer Machtwirksamkeit nahm Ralf Meister ausführlich Stellung in seinem Bericht vor der hannoverschen Landessynode. „Sprache ist machtvoll“, so der leitende Geistliche. In Erzählungen konstruierten Menschen den Sinn ihrer Existenz. Für den Theologen ist die Sprache zudem „die offensichtlichste Gemeinsamkeit zwischen Gott und Mensch“, denn Gott statte den Menschen mit dem „machtvollen Instrument der Sprache“ aus.

Gerade in Krisenzeiten bräuchten wir Erzählungen wie die biblischen Geschichten, die oftmals in Zeiten von Kriegen, Gefangenschaft und Verfolgung entstanden seien. Diese Geschichten hätten das Potential, Menschen handlungsfähig zu machen. „Sie schenken Trost. Sie vermitteln Sinn. Sie schenken Hoffnung.“ Narrationen stellten uns vor Entscheidungen, zu denen wir uns verhalten müssten. „Und Entscheidungen bringen uns ins Handeln. Handeln setzt die Energie frei zum Weiterleben.“

Sprache führe aber nicht von sich aus automatisch zum Guten, sondern oftmals auch in moralische Abgründe, so der hannoversche Bischof. Aktuell werde die Welt „zerspalten in sich bekriegende Empörungsgemeinschaften“.
Dem gegenüber seien die biblischen Erzählungen „Gemeinschaftsgeschichten“. Drei wichtige Elemente dieser Geschichten benannte Meister explizit. „Die drei wichtigsten Welt-Erzählungen, in denen wir uns bewegen sind die des Friedens, die Geschichten von der Gleichwertigkeit und des Lebensschutzes aller Menschen und drittens, die Erzählung vom einvernehmlichen Leben in der Schöpfung. Zu allen drei Weltdichtungen, die unsere täglichen Debatten bestimmen, antwortet Gott durch Erzähler*innen der Bibel. Es sind Geschichten, an denen wir unsere Maßstäbe schärfen, Irrwege erkennen und sträfliches menschliches Versagen eingestehen.“

Lesen Sie hier weiter in Teil 3.

EMA