Segensnetzwerk für eine kasualfreundliche Kirche

Eine männlich lesbare Person steht an einem Podium und spricht.
Bild: Jens Schulze

Auf der letzten Synodensitzung  im November 2023 hatte der Synodale Dr. Martin Krarup, Vorsitzender des Ausschusses für Theologie und Kirche (Sprengel Stade), im Rahmen des Zwischenberichtes zum „Welleprozess - Verkündigungsberufe 2030" den Antrag gestellt, über eine Kasualagentur bzw. ein Segensnetzwerk in der hannoverschen Landeskirche zu beraten , der Landessynode zu ihrer X. Tagung zu berichten und ggf. einen Vorschlag zur Umsetzung zu präsentieren.

„Wir erleben an vielen Stellen, dass Erprobtes nicht mehr trägt. Kirche verändert sich schneller als uns lieb ist. Religiöse Inhalte verflüchtigen sich, und das gilt auch für die herkömmliche Bedeutung von Kausualien“, so Krarup. Gleichzeitig gebe es eine starke Sehnsucht nach dem, was diese Rituale vermitteln: Segen und Zuspruch.

„Kasualgottesdienste erreichen laut KMU 6 immer noch die größte Breitenwirkung, bedürfen aber einer anderen Begründung.“ Um den veränderten Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, entwickelten Kirchengemeinden und Kirchenkreise neue Formen wie Tauffeste und alternative Trauerfeiern. Die sei eines der dynamischsten Felder kirchlicher Arbeit der letzten Jahre. Eine wichtige Initiative war die Taufkampagne „taufe-erinnern.de“, bei der die Begleitung von Tauffamilien im Mittelpunkt stand.

Aufbrüche und neue Initiativen in der Landeskirche seien teilweise bereits gut vernetzt, so Krarup. Eine fachliche Begleitung, Koordinierung, Qualitätssicherung und Unterstützung vor Ort halte er dennoch für nötig. Dabei sei der Begriff „Segensnetzwerk“ bewusst gewählt, um über die klassischen Kasualien hinauszugehen und neue Entwicklungen in ihrem Umfeld aufzugreifen. Der Aufbau eines solchen Netzwerkes erfordere finanzielle Ressourcen, die sorgfältig geprüft und in den Haushaltsberatungen berücksichtigt werden sollten, verwies er auf die folgenden Anträge. Dazu gehöre auch, die als restriktiv empfundenen Regularien bei den Kasualien wie beispielsweise Dimissorialien auf ihre Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen. „Daraufhin sollten wir unsere Gesetze durchsehen.“

Aussprache

In der Aussprache waren sich die Synodalen über eine Entschlackung der Regularien bei den Kasualien schnell einig. Die Kirchenkreise wurden in ihren Initiativen als „kasualfreundliche Kirche“ bestärkt und gelobt. Das Projekt sei gut und wichtig, die Flexibilität bei der Gestaltung von Kasualien ermögliche einen ersten guten und unter Umständen dauerhaften Kontakt mit den Familien. Über die Einrichtung einer koordinierenden Projektstelle und zusätzliche finanzielle Mittel hingegen gingen die Meinungen auseinander. 

Für die Finanzierung einer Projektstelle sprach sich die Synodale Birgit Spörl (Sprengel Stade) aus. „Wir brauchen eine kasualfreundliche Kirche und müssen das auch theologisch durchdenken, Mechanismen für Vernetzung entwickeln und vor allem Bürokompetenz aufbauen.“ Von einer Projektstelle verspreche sie sich Ertrag für künftige Initiativen. Die Synodale Corinna Engelmann (Sprengel Hildesheim-Göttingen) mahnte angesichts zunehmender Vakanzen in der Fläche an, bei Kasualgottesdiensten künftig auch Lektorinnen und Prädikanten in den Blick zu nehmen.

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder (Sprengel Hildesheim-Göttingen) erinnerte daran, dass es im Michaeliskloster bereits entsprechende Beerdigungskurse für Prädikantinnen und Prädikanten gebe, die gut nachgefragt seien. In diese Richtung möge der Ausschuss weiterdenken, regte sie an. Abschließend betonten Dr. Krarup und Dr. Helmke (Oberkirchenrätin für Theologie, Gottesdienst, Kirchenmusik, Geistliches Leben im Landeskirchenamt Hannover), dass es nicht um den Aufbau einer zentralen Kasualagentur oder Gleichschaltung gehe. Vielmehr stehe die Begleitung der AG Kasualien, Wissensmanagement, organisierter Austausch und Fortbildung im Fokus.

Die Landessynode stimmte am Ende der Debatte den Anträgen des Ausschusses zu. Im Rahmen der Planungen für den nächsten Haushalt soll nach Möglichkeit auch die finanzielle Unterstützung gewährt werden, um Projektstellen einzurichten.