Evangelische Kirchen in Europa: Demokratie schützen – aber wie?

Schlussbericht zur 9. GEKE-Vollversammlung in Rumänien
Eine Gruppe von Menschen in einer Kirche hält bunte Stimmzettel hoch.
Bild: GEKE

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) definiert neue inhaltliche Schwerpunkte für die kommenden sechs Jahre und nimmt Stellung zu Demokratie, Migration, Minderheiten und interreligiösem Dialog in Zeiten des Nahost-Konflikts.

Die 9. GEKE-Vollversammlung ging mit einer Fülle an neuen Arbeitsideen zu Ende, die im Abschlussbericht über die Vollversammlung aufgelistet sind. Insgesamt wurden von den Delegierten 18 Themen benannt, denen sich der 13-köpfige Rat in den Jahren 2024 bis 2030 widmen soll.

Die in den Zukunftswerkstätten erarbeiteten Vorschläge für die weitere Arbeit der GEKE beinhalten unter anderem Studienprozesse zum Thema des christlichen Menschenbildes sowie zu einer „Theologie des Wandels“ sowie ein Lehrgespräch zum Thema „Konfessionalität in der Kirchengemeinschaft“ zu initiieren.

Weiter wird der Rat gebeten, neue Wege in der Kommunikation und Vernetzung zu finden und bei der missionarischen Verkündigung des Glaubens auch die jüngere Generation in den Blick zu nehmen. Die ökumenischen Dialoge – zusätzlich zu den Baptisten, Katholiken und Anglikanern auch mit den neuen Migrationskirchen in Europa – sollen vertieft, die Arbeit zum Thema Kirche und Demokratie sowie Migration fortgesetzt werden.

Die in den vergangenen sechs Jahren erarbeiteten Dokumente zu „Christliches Reden von Gott“, „Praxis und Theologie des Abendmahls“, „Kirche und Demokratie“ und „Gender, Sexualität, Ehe, Familie“ lagen der Vollversammlung vor und werden in den kommenden Monaten als Buch oder Zeitschrift veröffentlicht werden. Das Studiendokument „Gender, Sexualität, Ehe und Familie“ trägt verschiedene theologische Perspektiven sowie die neuesten Erkenntnisse aus Biologie und den Sozialwissenschaften zu Fragen von Homosexualität, Gender-Binarität oder Gender-Transition zusammen, wobei auch den dunklen Seiten der Sexualität – Missbrauch und sexualisierte Gewalt – ein Kapitel gewidmet ist.

Das Studienpapier hatte im Vorfeld dazu geführt, dass die ungarisch-reformierten Kirchen ihre Delegierten von der Vollversammlung zurückzogen; schließlich hat die Vollversammlung mit vier Nein-Stimmen, 8 Enthaltungen und 69 Ja-Stimmen zur Kenntnis genommen, dass der Rat der GEKE entschieden hat, das Studiendokument mit einem eigenen Vorwort zu veröffentlichen.

Vier Stellungnahmen:

Demokratie: Die Kirchen wollen ein Beispiel für demokratische Formen der Beteiligung geben, in denen respektvolle und konstruktive Debatten geführt werden können, auch wenn es nicht immer Einigkeit gibt (zum Beispiel in ethischen Fragen). Außerdem sollen die Kirchen als konstruktiv-kritische Partnerinnen in demokratischen Gesellschaften fungieren. 

Migration: Migration ist „eine Form des menschlichen und sozialen Lebens“, die große Auswirkungen auf das Familienleben und die Kirchengemeinden hat. Es ist wichtig, Familien, die durch Migration auseinandergerissen werden, zu begleiten und für die Menschen in den neuen Zielländern da zu sein. An die Kirchen ergeht die Bitte, die Frage nach doppelten Mitgliedschaften zu erwägen. Mit dem Programm „Euro-Waisen“ hat die GEKE in den letzten Jahren Projekte für Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, unterstützt. Diese Zusammenarbeit mit dem Gustav Adolf Werk sollen nach dem Willen der Vollversammlung fortgesetzt und intensiviert werden.

Interreligiöse Beziehungen im Blick auf den Krieg im Nahen Osten: Die GEKE ruft die Mitgliedskirchen dazu auf, mit Menschen anderer Religionen im Dialog zu bleiben, weil dadurch Unwissenheit, Angst und Vorurteile überwunden werden können.

Kirchen als Minderheiten: Die GEKE empfiehlt ihren Mitgliedskirchen, die in vielen europäischen Ländern Minderheitskirchen sind, sich mit ihrer eigenen Behandlung von Minderheiten auseinanderzusetzen, für die Rechte von Minderheiten einzutreten und ihre Minderheitenerfahrungen offen zu reflektieren.

Bei der GEKE-Vollversammlung kamen vom 27. August bis 2. September etwa 200 Delegierte, Experten, Gäste und Mitarbeiter aus 69 Mitgliedskirchen zusammen, um die Arbeit der vergangenen sechs Jahre abzusegnen, und neue Arbeitsanliegen festzulegen. Das internationale und mehrsprachige Treffen fand in der lutherischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt/Sibiu, in Rumänien statt. Ein neu gewählter 13-köpfiger Rat wird die Arbeit der GEKE zwischen den Vollversammlungen 2024 und 2030 leiten. 

GEKE