Neue Lieder für den Kirchentag in Hannover

Bei der Liederwerkstatt im bayerischen Hammelburg feilen 30 Kreative an aktuellen Songs
In einem großen Saal sitzt vorn rechts ein Mann am Flügel, auf Stühlen sitzt eine größerer Gruppe Menschen, die singt.
Bild: Lothar Veit
Jedes Jahr sind alle Kirchengemeinden bundesweit eingeladen, ihren Gottesdienst zum KirchentagsSonntag zu feiern und sich so auf den kommenden Kirchentag einzustimmen. Der Gottesdienst am 4. Februar soll neugierig machen, informieren, Lust machen und die Gemeinden einladen, den Kirchentag in ihre Fürbitte mit einzuschließen.

Aus jedem Schlüsselloch dringt Musik. Hier erklingt eine Klavierballade, dort ein rockiges Gitarrenriff. Die Bayerische Musikakademie in Hammelburg ist vier Tage lang eine Oase der Kreativität, rund 30 Texterinnen, Texter, Komponistinnen und Komponisten aus dem ganzen Bundesgebiet arbeiten an neuen Liedern für den Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover. Unterbrochen wird der Schaffensdrang nur durch die Mahlzeiten. Obwohl: Wen die Muse küsst, der lässt auch schon mal das Mittagessen ausfallen.

Für die Teilnahme an der Liederwerkstatt hatten sich deutlich mehr Interessierte beworben, als Plätze zur Verfügung standen. Bei einigen ist die Wiedersehensfreude groß, sie kennen sich seit Jahren. Andere sind Neulinge, fühlen sich aber vom ersten Tag an gut aufgenommen. Szene-Prominente wie Judy Bailey oder Fabian Vogt („Duo Camillo“) sind dabei und lassen sich in die Karten ihres Schreibprozesses schauen. Kollegialität steht im Vordergrund, nicht Konkurrenz. Dennoch wünschen sich die Teilnehmenden vor allem eines: dass ihr Lied am Ende im neuen Kirchentagsliederheft steht und in Hannover von vielen Menschen gesungen wird. Doch bis dahin ist es noch ein längerer Weg.

Die vom Kirchentag ausgewählten Bibeltexte für die zentralen Gottesdienste, die täglichen Bibelarbeiten und die Losung „mutig – stark – beherzt“ stehen im Mittelpunkt der Tagung. Der Zugang der Künstlerinnen und Künstler könnte textlich und musikalisch vielfältiger nicht sein. Manche bleiben eng am biblischen Wortlaut, andere entwickeln Geschichten, die die alten Texte in die Gegenwart holen. Die Songs entstehen in Einzel- oder Gruppenarbeit, tagsüber holen sich die Teilnehmenden Feedback auf erste Entwürfe, abends werden die vorläufig fertigen Werke präsentiert und gemeinsam gesungen.

„Dass hier so viele verschiedene Menschen an den gleichen Themen arbeiten, reizt mich sehr“, sagt Marek Janietz. Der 23-Jährige studiert Theologie in Göttingen und ist zum ersten Mal dabei. Neben Ute Passarge (Celle), Jan von Lingen (Northeim) und Lothar Veit (Loccum) vertritt er die Landeskirche Hannovers bei der Liederwerkstatt.

In den vier Tagen entstehen weitaus mehr als die circa 30 Lieder, die später im Liederheft veröffentlicht werden. Deshalb darf jede und jeder bis Mitte Februar nur zwei Stücke einreichen, die dann in anonymisierter Form einer Jury vorgelegt werden. Darunter werden ziemlich sicher sowohl Pop-Ohrwürmer, mehrstimmige Gemeindelieder als auch meditative Liedrufe sein.

„Bei der Losung denken viele zuerst an die mutigen und starken Töne“, sagt Jakob Haller, Kulturreferent beim Kirchentag und mitverantwortlich für die Liederwerkstatt. „Wir haben hier aber in vielen Gesprächen festgestellt, dass Mut auch etwas sehr Kleines sein kann.“ Dies gelte es so auszuloten, dass alle Kirchentags-Besucherinnen und -Besucher sich in den neuen Songs wiederfinden.

Drei Fragen zur Musik beim Kirchentag...

Ein junger Mann mit kariertem Hemd
Bild: Lothar Veit
Marek Janietz

…an Marek Janietz. Der 23-Jährige studiert in Göttingen Evangelische Theologie und ist Teilnehmer des ersten C-Pop-Kurses der Landeskirche. Er nimmt zum ersten Mal an der Liederwerkstatt des Deutschen Evangelischen Kirchentags teil, bei der rund 30 Kreative neue Lieder für den Kirchentag in Hannover 2025 schreiben.

Herr Janietz, was passiert bei der Liederwerkstatt?

Marek Janietz: Wir schauen uns zusammen die vom Kirchentag festgelegten Bibeltexte an und überlegen, was wir daraus kreativ ziehen können, um verschiedene Formen von Liedern zu finden, die auf den Kirchentag passen könnten. Es gibt sowohl Einzelarbeits- als auch Gruppenphasen. Auf die gemeinsame Arbeit an Texten und Musik freue ich mich am meisten. Dass hier so viele verschiedene Menschen an den gleichen Themen arbeiten, reizt mich sehr.

Wie sind Sie hierhergekommen und was erhoffen Sie sich?

Janietz: Den Kirchentag kenne ich schon länger. Ich begeistere mich für die Musik und schreibe immer schon auch selbst gern Lieder und Texte im christlichen Bereich. Deshalb habe ich mich einfach auf die Ausschreibung im Oktober für die Liederwerkstatt beworben. Ich wollte versuchen, hier dabei zu sein, weil ich es spannend finde, mit einem bestimmten Ziel zu schreiben. Ich war immer gern beim Kirchentag, habe da viel Gutes erlebt und wollte nun einmal ein Teil davon sein.

Wie sollte der Kirchentag in Hannover klingen?

Janietz: Ich finde es immer gut, wenn Dinge auch mal anders klingen. Kirche ist ja nicht unbedingt die Vorzeigeorganisation für „anders“. Mir gefällt, wenn sich Ungewohntes zusammenfügt, Pop auch mal mit klassischen Elementen, sich verschiedene Genres treffen. Der Kirchentag will ja vielfältig sein und jung, was immer das auch heißen mag für den Klang – aber darüber freue ich mich. Schillernd ist vielleicht ein gutes Wort. Er sollte schillernd klingen.

EMA