Weihnachtslieder wecken Erinnerungen: Drei Fragen zum Stadionsingen

Zwei Personen stehen mit Wunderkerzen und einem Liederheft in einer singenden Menge.
Bild: Andrea Seifert
Ein Mann dirigiert.
Bild: Jens Schulze
Erst kürzlich dirigierte Gospelkantor Jan Meyer die 2.000 Sängerinnen und Sänger des Mega-Chors des Weihnachtsmusicals Bethlehem.

Hannover. Am Mittwoch wird Jan Meyer von tausenden Sängerinnen und Sängern umringt sein. Der evangelische Kirchenkreis Hannover und zahlreiche Organisationen aus der Stadt wollen das Fußballstadion von Hannover 96 musikalisch in Weihnachtsstimmung versetzen. Der Gospelkantor Meyer hat die Gesamtleitung für das Event. Musik verbinde die Menschen, sagt er im Gespräch mit Karen Miether vom Evangelischen Pressedienst (epd). Das passe gut zur Weihnachtsbotschaft.

Herr Meyer, Sie gestalten zum dritten Mal das Stadionsingen in der Vorweihnachtszeit mit. Wie fühlt es sich an, von tausenden Menschen umringt zu sein, die Weihnachtslieder singen?

Jan Meyer: Das ist ein total überwältigendes Erlebnis. Starken Gesang kennt man aus dem Stadion, aber wenn mehr als 12.000 Menschen zusammenkommen, um Advents- und Weihnachtslieder gemeinsam zu singen, ist das etwas wirklich Besonderes. Es zeigt, wie sehr Musik Menschen miteinander verbindet, und das ist der Kern von Weihnachten: Gott wurde Mensch, um die Welt mit Liebe und Frieden zu erfüllen – und das spüre ich in solchen Momenten.

Was muss ein Lied haben, damit es in den Menschen eine Weihnachtsstimmung auslöst?

Meyer: Ein paar Glocken, Vierviertel-Takt, D-Dur, Kinderchor, dazu ein paar vertraute Worte wie „Santa“, „Mistletoe“, „Christmas“. Und der Song muss natürlich von Michael Bublé gesungen werden. So jedenfalls sagt es eine Auswertung des Musikwissenschaftlers Joe Bennett vom renommierten „Boston Conservatory at Berkeley“, der mit seinem Team 200 Weihnachts-Songs analysierte.

Aber im Ernst: Die Lieder müssen Erinnerungen wecken. Wir haben beim letzten Mal für das Stadionsingen gefragt, welche Lieder nicht fehlen dürfen - auf den ersten zwei Plätzen landeten „Last Christmas“ und „Tochter Zion“. Also ein Radiowelthit und ein kirchlicher Klassiker. Das zeigt, wie vielfältig die Vorlieben und Erwartungen der Menschen an Weihnachtsmusik sind.

Macht es einen Unterschied, selbst zu singen oder Lieder nur zu hören

Meyer: Absolut! Wenn man selbst singt, gibt man etwas von sich selbst in die Musik hinein. Die eigene Stimme wird Teil der Gemeinschaft, Teil etwas von etwas Größerem. Erst mit anderen zusammen wird man zu einem großen Chor. Das aktive Singen wirkt gemeinschaftsstiftend, das haben mittlerweile viele empirische Studien belegt. Die Botschaft von Weihnachten will nicht nur gehört, sondern auch erlebt werden.

Gleichzeitig ist wichtig zu betonen: Nicht jede und nicht jeder will selbst singen, und das ist völlig in Ordnung. Weihnachten lebt nicht davon, wie gut jemand singt, sondern von geteilter Freude - und die wird auch durch das aktive Zuhören geweckt.

Karen Miether / epd Niedersachsen-Bremen