Jüdische Kritik an Amnesty: Haus der Religionen sagt Veranstaltung ab

bunte kreise mit Schriftzug Haus der Religionen
Bild: Haus der Religionen

Hannover. Nach Protesten jüdischer Gemeinden hat das Haus der Religionen in Hannover eine Veranstaltung zum Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) kurzfristig abgesagt. „Insbesondere nach der jüngst veröffentlichten Stellungnahme von Amnesty International zum Krieg in Gaza hat die geplante Veranstaltung Sorgen und Bestürzung bei unseren jüdischen Mitgliedern geweckt“, erklärte die Einrichtung am Montag in Hannover: „Es ist gute Praxis im Haus und im Rat der Religionen, solche Bedenken ernst zu nehmen und keine Veranstaltung gegen den Willen einer der bei uns engagierten Religionen durchzuführen.“

Das zwölfte „Hannöversche Forum zum Tag der Menschenrechte“ sollte eigentlich wie immer am Dienstag um 19 Uhr in Kooperation mit der Amnesty International stattfinden. Jüdische Verbände in Niedersachsen hatten jedoch erhebliche Bedenken im Blick auf die Beteiligung von Amnesty geäußert. „Amnesty International geriert sich derzeit als antiisraelisch, nach meiner Auffassung sogar seit langer Zeit durchaus mit einem antisemitischen Hintergrund“, schrieb der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, in einem Brief an das Haus der Religionen.

Die Verbände sagten deshalb ihre Teilnahme offiziell ab. Amnesty International hatte dem Staat Israel vorgeworfen, im Gaza-Streifen einen Völkermord zu begehen. Die israelische Regierung wies den Vorwurf scharf zurück.

Fürst betonte, die Verletzung der Menschenrechte gegenüber den Menschen in Israel aus einer großen Zahl der arabischen Länder werde von Amnesty überhaupt nicht diskutiert. „Die offensichtliche brutale Ermordung von 1.300 Jüdinnen und Juden, die Verbrennung von Babys, die Vergewaltigung von Frauen, all das ist bei Amnesty International kein Thema, da es sich offensichtlich 'nur' um Juden handelt.“

Das Haus der Religionen erklärte nach der Absage der Veranstaltung: „Da es zur Ur-DNA des Hauses der Religionen in Hannover gehört, den Dialog zu fördern, plant das Haus der Religionen eine Ersatzveranstaltung im neuen Jahr, mit dem Ziel, alle Gesprächspartner an einen Tisch zu holen.“

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen