Nach Bauernprotesten sehen Landwirte kaum Verbesserungen

Mehrere Menschen stehen zusammen vor einigen Treppenstufen.
Bild: Sonja Domröse

Stade. Nach den Bauernprotesten im vergangenen Winter hat sich aus Sicht der Landwirte kaum etwas verbessert. „Die Konsequenzen machen mich ratlos“, sagte der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, am Mittwoch bei einem Treffen zwischen Vertretern aus Kirche und Landwirtschaft in Stade. Die Höfe wünschten sich von der Politik in vielen Bereichen Vereinfachungen und einen Abbau der Bürokratie. „Aber wir haben den Eindruck, dass bei der Bürokratie mehr dazukommt als abgeschmolzen wird.“

Zwar sei die Streichung der Agrardiesel-Beihilfe noch während der Proteste zurückgenommen worden, räumte Ehlers ein. Aber für viele Probleme im Alltag der Landwirte seien bei den Parteien keine Lösungen zu finden. Alexander von Hammerstein, Vorsitzender des Landvolks in der Region Bremervörde-Zeven, sagte mit Blick auf die Bauernproteste: „Wir werden es wieder machen, wenn es so weiter geht mit der Gängelung.“ Allerdings helfe es nicht, einfach nur auf den Tisch zu hauen: „Gespräche müssen möglich sein.“

Auch Junglandwirt Henning Brandt aus Godenstedt kritisierte eine Flut von Vorschriften und Auflagen. „Was da in den vergangenen fünf Jahren passiert ist, ist Wahnsinn.“ Von Bürokratieabbau werde viel gesprochen, „doch am Ende des Tages wird es immer mehr“. Positiv verbuchte Landvolk-Vize Ehlers das Gesprächsklima zwischen Landwirtschaft und Politik in Niedersachsen. „Da hat sich eine Gesprächskultur entwickelt, wir haben gelernt, miteinander zu diskutieren.“

Stades Regionalbischof Hans Christian Brandy, Gastgeber des Treffens, bezeichnete den Dialog als wichtige Voraussetzung, um Probleme zu lösen. „Die Landwirtschaft braucht Perspektiven, Vorschriften dürfen die Höfe nicht strangulieren - einerseits. Und andererseits brauchen wir Klimaschutz. Diese Spannung müssen wir aushalten.“

Brandy und andere Teilnehmende an dem Treffen im Stader Pastor-Behrens-Haus verwiesen überdies auf die Verantwortung der Verbraucher, was den Kauf von saisonal und regional produzierten Nahrungsmitteln angeht: „Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen“, betonte der leitende evangelische Theologe. Die Referentin für Land- und Ernährungswirtschaft in der hannoverschen Landeskirche, Pastorin Cornelia Möller, bekräftigte, da sei auch die Kirche als Großverbraucher gefragt.

epd Niedersachsen-Bremen