Tom Betten in Spetzerfehn zum Pastor ordiniert

Eine männlich und eine weiblich gelesene Person, beiden in schwarzen Talare, gehen durch den Mittelgang einer Kirche zwischen stehenden Menschen hindurch.
Bild: Hannegreth Grundmann

Spetzerfehn. In einem Festgottesdienst in der Evangelisch-lutherischen Christuskirche in Spetzerfehn ordinierte Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer Tom Betten (31) zum Pastor. „Alles ist schon vertraut – der Kirchraum, die Gesichter, die Gemeinde mit ihrem Kirchenvorstand, die Arbeit, die nun beginnt. Alles ist vertraut, denn Ihr Dienstbeginn am 1. Juli nimmt auf, was Sie während Ihres Vikariates in der Kirchengemeinde Spetzerfehn erlebt, erarbeitet und ausprobiert haben“, sagte die Regionalbischöfin in ihrer Predigt zu Tom Betten. 

Das geistliche Erbe seines Vorgängers Pastor Hermann Reimer werde in der Gemeinde weiterleben und zugleich werde Tom Betten auf seine eigene Weise die Kirchengemeinde leiten und prägen. Den Rückhalt dafür hätte sich Betten im Vikariat längst erworben, sagte Schiermeyer.

Betten sei ebenso wie früher sein Mentor der Auffassung, es müsse einmal im Gottesdienst gelacht werden, schließlich werde ja die frohe Botschaft verkündigt. So hatten auch im Ordinationsgottesdienst Tränen der Traurigkeit und fröhliches Lachen der Freude ihren Platz.

„Für die Gemeinde Spetzerfehn mag die Ordination heute ein Lichtblick und Segen in der noch tiefen Trauer um Hermann Reimer sein: Es ist etwas zu Ende gegangen, und das tut weh, aber es geht auch vieles weiter oder wird neu beginnen, das helfen wird, die Traurigkeit in leuchtende Erinnerungen zu verwandeln“, so Schiermeyer. 

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Superintendent des Kirchenkreises Aurich, Tido Janssen, eine Kerze zum Gedächtnis für den verstorbenen Vorgänger angezündet. Hermann Reimer war 35 Jahre Pastor der Christus-Kirchengemeinde Spetzerfehn und verstarb plötzlich am 10. Mai kurz nach dem Eintritt in seinen Ruhestand.

In ihrer Predigt stellte die Regionalbischöfin die Stationen der Ausbildung von Tom Betten vor: Nach seiner Schulzeit in Aurich studierte Betten Evangelische Theologie in Bonn und Göttingen. Das Bibelwort, das sich Tom Betten für seine Ordination ausgesucht hatte, war Grundlage der Predigt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) In diesem Wort stecke eine große Kraft und eine große Gefahr, betonte Schiermeyer. 

Eine Gefahr sei es, zu meinen, der Kampf mit dem Bösen sei in der Gemeinde schon gewonnen. „Wer so denkt, gibt dem Bösen Macht“, sagte Schiermeyer und sprach die ForuM-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und der Diakonie an, die im Januar veröffentlicht wurde. Diese Studie zeige, zu welch perfiden Mustern von Missbrauch und Gewalt verleugnete Macht und falsch verstandene Vergebung führen könnten.

In dem Bibelwort gehe es darum, das Böse und seine Folgen nicht zu verharmlosen, aber auch die Kraft zu benennen, die Christen befähigt, aus der Eskalation von Hass und Rache auszusteigen. Diese Kraft sei die Liebe Gottes, die sich im Kreuz Jesu zeige. 

Es stehe für die Folgen des Bösen und zugleich für die Kraft einer Liebe, die Mittel hat, von der das Böse nichts weiß: Güte, Gelassenheit, Weigerung zur Feindschaft. Aus dem Blick auf das Kreuz komme die Kraft, nicht wegzuschauen, sondern deutlich zu benennen, was benannt werden muss, um böse Macht zu brechen und aus Eskalationsspiralen auszubrechen, sagte Schiermeyer. 

Der Posaunenchor, der Gitarrenchor, der Chor „Saitenklänge“, der Projektchor und Christian Wachtendorf an der Orgel gestalteten den Gottesdienst musikalisch. Pastor Michael Schilling aus Aurich-Oldendorf hatte in Vertretung für die Vakanzvertreterin Pastorin Imke Scheibling aus Ostgroßefehn die Eingangsliturgie übernommen und Mitglieder des Kirchenvorstandes beteiligten sich an den Lesungen und Gebeten. 

Kirchenvorsteherin Erika Heyen und Landesbischof i.R. Dr. Karl-Hinrich Manzke, ehemaliger Superintendent des Kirchenkreises Aurich, sprachen Tom Betten während der Ordinationshandlung Segensworte zu. 

Der Kirchenvorstand bedachte seinen neuen Pastor nicht nur mit einem Segenswort und Geschenken, sondern begrüßte auch seinen zweijährigen Sohn und übergab seiner Frau Karen einen Blumenstrauß.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde bei einem Empfang mit Imbiss die Ordination gefeiert und Vertreter aus der Politik und dem kirchlichen Leben hatten Gelegenheit, Grußworte zu sprechen.

Hannegreth Grundmann